Wetterextreme häufen sich

In diesem Jahr gab es bereits zum zweiten Mal massive Überschwemmungen, zuerst im Süden und jetzt im Zentrum Luxemburgs. Ob man diese Unwetter und ihre Folgen als eine Konsequenz des Klimawandels betrachten kann, fragten wir den Hydrologen Dr. Laurent Pfister, der die Forschungsgruppe „Catchment and Eco-Hydrology“ am Luxembourg Institute of Science and Technology leitet.

Source : Tageblatt
Publication date : 07/26/2016

 

„Es ist eine schwierige Frage“, sagte Pfister eingangs. Um Veränderungen bei Extremwerten von Wetterphänomenen zu beobachten, brauche man sehr lange Zeit. „Dennoch verdichten sich die Hinweise in der Forschung, die auf eine Zunahme von Wetterextremen, wie in den letzten Wochen und am Wochenende, hindeuten.“ Damit gehen auch starke Anzeichen für die Existenz des Klimawandels einher. Grund für die vorsichtige Formulierung Pfisters ist die sogenannte „Klimavariabilität“. Was wie ein Zungenbrecher klingt, ist nichts anderes als die natürlichen Schwankungen, die das Klima sowohl kurz- als auch mittel- und langfristig charakterisieren.

Früher nahmen die Forscher an, dass „Umweltsysteme“ – wie ein Fluss und die dazugehörigen Bäche – „stationär“ seien, sprich sich in einem „stabilen Fenster“ bewegten. Heute herrscht Einvernehmen in der Wissenschaft, dass diese These so nicht mehr richtig ist. „Für uns sind 'Umweltsysteme' inzwischen variable Größen, worauf Faktoren wie Landnutzung und klimatische Bedingungen einwirken“, führt der Forscher aus. In diesem Fall spricht er beim Niederschlag von einem „Input“ auf das Umweltsystem. Bedingt durch die veränderte Landesnutzung (z.B. bebaute oder landwirtschaftlich genutzte Fläche) verteilt sich der Regen anders. Das gilt vor allem für intensive Regenfälle wie am Wochenende.

Die Vorhersagemodelle, die man beispielsweise vom Hochwasser kennt, sind aber noch auf die alte Annahme der „stationären Umweltsysteme“ aufgebaut. „Wenn wir sie anwenden, laufen wir Gefahr, dass sie die extremen Ereignisse, die in der Umwelt passieren, nicht korrekt wiedergeben“, sagte Pfister, der ganz nebenbei das zurzeit heißeste Eisen in der Wissenschaft erklärte. Neue Messgeräte seien notwendig, um zuverlässig erfassen zu können, „so dass man extreme Wetterverhältnisse und deren Konsequenzen voraussagen kann“. Oft haben die Wissenschaftler dafür nur wenige Stunden Zeit.

Pfister und seine Kollegen haben sich die Intensität von solchen extremen Ereignissen angeschaut. Die starken Regenfälle von bis zu 53 Litern pro Quadratmeter innerhalb einer Stunde, so wie in Christnach am letzten Freitag, sind statistisch gesehen sehr selten. In diesem Fall haben erste Berechnungen eine Wiederkehrzeit von bis zu 90 Jahren ergeben.

Der Wetterdienst MeteoLux gab gestern folgende Erklärung ab: „Wir geben Warnungen heraus, die auf unseren Wettermodellen basieren. Dabei können wir mit höchster Wahrscheinlichkeit ein Ereignis etwa zwei bis drei Tage davor vorhersagen. Was über diesen Zeitraum hinausgeht, deutet nur auf eine Tendenz zu einem Ereignis hin“, so ein Sprecher gestern auf Nachfrage.

Aussagen über klimatische Phänomene kann der Dienst nicht treffen, da sie einen viel größeren Untersuchungszeitraum beinhalten.

 

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