Innovation „Made in Luxembourg“

Beim ersten Tech Day präsentiert das LIST Projekte von Nanotechnologie bis Nagellack. Im Winter morgens ins Auto steigen und direkt losfahren ohne lästiges Kratzen, ohne beschlagene Scheiben und mit Wärmeregulierung im Sommer für ein angenehmes Klima im Innen- raum – dafür müssen die Windschutzscheiben der Zukunft besonders beschichtet sein.

Source : Luxemburger Wort
Publication date : 05/16/2018

Statt mit Kupferdrähten durchzogen wie bisher, arbeitet die Firma Carlex aus Grevenmacher in Zusammenarbeit mit dem Luxembourg Institut of Science and Technology (LIST) an einer durchsichtigen Beschichtung.

Von der Idee bis zur Umsetzung

Generell unterstützt das LIST, eine Research and Technology Organisation (RTO), als Forschungsinstitut für angewandte Technologien, lokale Unternehmen bei Innovationen, damit sie am Weltmarkt wettbewerbsfähig bleiben. Für Luxemburg ist der Forschungsansatz des LIST ein wesentlicher Standortfaktor für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes mit den Mitteln der Wissenschaft.

„Im Unterschied zur Universität forschen wir nicht aus reiner Neugier, zum Beispiel: Warum ist der Himmel blau? Wir wandeln bestehenden wissenschaftliche Erkenntnisse in anwendbare Technologien um. Dann schließen wir uns mit industriellen Partnern zusammen, die an der Umsetzung der Innovation interessiert sind. Gemeinsam mit den Partnern schauen wir, dass die Technologie verwendbar wird, das heißt: wie kann man kostengünstig, praxisnah und nachhaltig produzieren. Da müssen wir genau verstehen, was unsere Partner brauchen. Um bei der Windschutzscheibe zu bleiben: die Technologie der piezo-elektronischen Beschichtungen gab es bereits. Wir haben lediglich angeregt, diese Technologie statt der bestehenden Kupferdrähte zu nutzen. Unser Ziel gemeinsam mit Carlex ist es jetzt, dass in Grevenmacher eine Produktionslinie entsteht, die sicherstellt, dass die Beschichtung hält und sie nicht zu teuer ist, den sonst wird sie von der Autoindustrie nicht gekauft. Dann muss sie natürlich auch nachhaltig sein, nicht kaputtgehen und nicht die Umwelt schädigen. Bestimmte Aufgaben übernimmt dabei der industrielle Partner, andere übernehmen wir, und so entwickeln wir zusammen eine neue Generation der Windschutzscheiben,“ fasst Fernand Reinig, CEO, die Aktivität des LIST zusammen.

In anderen Fällen kommt die Entwicklung der Technologie nicht direkt bis zur Produktion, weil der Industriepartner fehlt. Das LIST sichert sich dann die Patente, und wartet mitunter mehrere Jahre, bis der richtige Abnehmer gefunden ist.

Tech Day als Blick in die Zukunft

Für den langjährigen Industriepartner Goodyear forscht das LIST im Bereich „smart mobility“, z.B. an intelligenten Reifen mit Nanopartikeln, die Informationen über die Beschaffenheit des Reifens und Fahrerverhalten erkennen und weiterleiten. Carlos Cipolitti, General Director des Goodyear Innovation Center Luxembourg (GICL) wird bei dem Tech Day des LIST (siehe Infokasten) über die Bedeutung von Innovation für die strategische Ausrichtung des Unternehmens sprechen.

Am Tech Day können sich die Besucher ein Bild von der konkreten Zusammenarbeit mit dem LIST in den drei strategischen Bereichen Materialforschung, Umweltforschung und IT-Innovationen machen. „Unsere Keynote Speakers erklären den Stakeholdern wie die Umsetzung von der Wissenschaft hin zur marktreifen Technologie funktioniert, anhand von Prozessschritten. Auch die Erwartungen der Industrie an das LIST kommt zur Sprache. Besonders interessant sind die existierenden Fallbeispiele (show cases) in der Zusammenarbeit. Ziel ist es, dass die Besucher besser verstehen, wie eine Kooperation mit ihrem Unternehmen aussehen könnte und reflektieren, was in ihrem Betrieb konkret gebraucht wird, um diesen dynamischen Prozess in Gang zu setzen.“, so Fernand Reinig.

Weltweit wettbewerbsfähig

Strategisch richtet sich das LIST an einer modernen Weltwirtschaft aus, die durch ihre Innovationskraft charakterisiert ist. Auch das Großherzogtum positioniert sich über Zirkulärwirtschaft, nachhaltige Entwicklung im Umweltschutz, Weltraumökonomie, Industrie 4.0 und Digital Lëtzbuerg. „Luxemburg steht nicht schlecht da, ist aber nicht Weltbester, was die Innovationskapazität der Firmen anbelangt. Die Souveränitätsnischen in der Gesetzgebung verschwinden, wir müssen mit innovativen, effizienten, nachhaltigen Produkten punkten, z.B. mit IT Programmen für die Finanzbranche, im Bereich Big Data, zur Verbesserung von Produktionsabläufen usw., hin zu einer diversifizierten, intelligenten Wirtschaft mit Kompetenznischen. Länder mit starker Innovationskraft stehen wirtschaftlich gut da, auch wenn es mal schlechter geht, wie man am Beispiel Japan sehen kann“, sagt Reinig, „für alle Wirtschaftssektoren, von denen wir wollen, dass sie morgen noch bestehen, brauchen wir Innovation.“

Sonst geht es ihnen wie der Firma Nokia, die lange Zeit von ihren Erfolgen zehrte, bis ihr das Smartphone mit neuer Technologie den Rang ablief. Es gibt kaum einen Bereich, der keinen Bedarf hat sich zu erneuern, besonders in einer so diversifizierten Wirtschaft wie Luxemburg. „Das macht es schwierig auf allen Gebieten – vom Finanz- und Versicherungssektor, über SES und die Stahlwirtschaft, bis hin zu Firmen wie Ceratizit und Circuit Foil – Kompetenzen zu entwickeln. Gezwungenermaßen brauchen wir eine kritische Masse, auf die wir unsere Forschung konzentrieren.“

Mit der Regierung gibt es einen Leistungsauftrag der bis 2021 ca. 50-60 Prozent der Forschungsmittel sichert, der Rest wird durch separate Verträge mit den Finanzierungs- und Industriepartnern abgedeckt.

Von Weltraumforschung bis zur Nanotechnologie

Die Diversität der verschiedenen Projekte spiegelt sich in den unterschiedlichen Akteuren des Tech Days wider. Insgesamt werden 20 Experten aus international führenden Unternehmen sowie aus dem luxemburgischen Mittelstand präsent sein. Das Spektrum geht von Weltraumforschung bis Nanotechnologie und Nagellack: Goodyear, ST Microelectronics, Carlex, Ceratizit, Circuit Foil, Carl Zeiss, Kleos Space, Paul Wurth, OAT, Creos, PM International, Contern, LuxSpace, Internatonal Lacquers Cosmetic. Vorgestellt werden 14 Fallbeispiele in denen die Firmen ihre Herausforderungen im Bereich der technischen Innovation vorstellen. Neben den Vorträgen diskutieren führenden Managern über ihre Erfahrungen mit dem LIST am runden Tisch.

Die Veranstaltung richtet sich an Entscheidungsträger und Geschäftsführer, die neue Produkte entwickeln, ihre Produktionsprozesse optimieren, oder die Digitalisierungs-, Regulations- oder Nachhaltigkeitsprozesse anstoßen wollen. Die Europäische Kommission und die Vereinigung aller europäischer RTOs (EARTO) sprechen über die Rolle ihrer Institutionen im Innovationsprozess. Für Luxemburg ist das Bildungs- und Forschungsministerium, das Wirtschaftsministerium sowie Luxinnovation vertreten.

Fernand Reinig wünscht sich, dass sich der Tech Day als Forum etabliert, wo man interessante Partner trifft, die auch innovativ aktiv sind, um sich von ihnen inspirieren zu lassen. Daraus können sich dann regelmäßig neue Projekte entwickeln, ganz im Sinne von „Luxembourg, let’s make it happen“.

LIST Tech Day 2018

Wo: Halles des Poches à Fonte; Esch – Belval 
 
Wann:Am Donnerstag,dem 21. Juni 
 
9 Uhr 
 
Begrüßung und Einleitung 
 
10 - 12 Uhr 
 
Warum und wie man mit einem Forschungsinstitut für angewandte Technologien zusammenarbeiten kann  
 
ST Microelectronics, Goodyear Innovation Center Luxembourg, Europäische Kommission, European Association of RTOs, Fedil 
 
13 - 18:40 Uhr  
 
Business Show Cases für innovative Zusammenarbeit mit dem LIST in den Bereichen  
 
Materialien: Carlex, Ceratizit, Circuit Foil, Carl Zeiss, Kleos Space 
 
IT: Paul Wurth S.A., OAT S.A., Creos, Institut Luxembourgeoise de Regulation (ILR) 
 
Ökologie: PM international, Contern S.A., LuxSpace, Administration de l’Environnement (AEV), Luxinnovation, International Lacquers Cosmetics.


STEFANIE HILDEBRAND

 

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