Sehr umfangreiches Messnetz auf den beiden Projektbetrieben
Source : De Letzeburger Bauer
Publication date : 05/23/2025
Die Landwirtschaft muss sich an den Klimawandel anpassen, denn ohne Anpassungen wird die Landbewirtschaftung in Zukunft schwerlich möglich sein. In einem vom Fonds National de la Recherche (FNR) sowie dem Landwirtschaftsministerium geförderten Forschungsprojekt namens „ADAPT" will man in Zusammenarbeit mit der landwirtschaftlichen Praxis zu neuen Erkenntnissen in Punkto resilientere Landwirtschaft in Bezug auf den Klimawandel sowie die Verminderung und Optimierung der sektorspezifischen Treibhausgasemissionen gelangen, welche sich wirklich auf die Gegebenheiten im Großherzogtum beziehen. Die praktischen Arbeiten finden auf den Betrieben Tempels in Oberkorn und Mille in Perl statt, also einem Gutland- und einem Ösling-Standort.
Das im Oktober 2022 gestartete Projekt beinhaltet einen dreijährigen Vergleich einer konventionellen mit einer eigens adaptierten Bewirtschaftung von Ackerflächen (Smart Cropping) sowie einer anschließenden Auswertungs- und Modellierungsphase, welche im vierten Projektjahr erfolgt. Zentraler Bestandteil des Projekts ist die Erfassung einer breiten Vielfalt von standortspezifischen Daten, wofür ein umfangreiches Messnetz aufgebaut wurde.
Parameter, die erfasst werden
Dies fängt an mit der kontinuierlichen Erfassung atmospärischer Parameter, sprich Lufttemperatur, relative Luftfeuchte und Niederschlag. Des Weiteren gibt es ein umfassendes Bodenuntersuchungsnetz, bei dem Bodenfeuchte, Bodentemperatur und mikrobielle Aktivität erfasst werden. Und schließlich die Messung der „Ausgasung" des Bodens, wobei man sich auf Lachgas und Kohlendioxid fokussiert. Mit hoher Auflösung wird das ganze Jahr gemessen, wie die Böden auf die verschiedenen Bearbeitungen reagieren. Der Boden gilt als der größte Speicher für Kohlenstoff, übertrifft diesbezüglich also die oberirdische Biomasse.
Ohne diese Daten ist eine seriöse Modellierung in Punkto Klimawirkung der Landbewirtschaftung, die am Ende auch auf das gesamte Land heruntergebrochen werden soll, gar nicht möglich. Für diesen Teil des Projekts ist der schottische Kooperationspartner, die Universität Aberdeen, zuständig. Für alles andere von Forschungsseite ist das Luxembourg Institute of Science and Technology (LIST) zuständig. Die beim LIST tätige Bodenmikrobiologin Kate Buckeridge hat die Projektleitung inne.
Bei den Feldversuchen wird für eine praxisübliche Fruchtfolge (Mais, Winterweizen, Wintergerste) ein Vergleich zwischen konventioneller Bewirtschaftung und einer „smarten" Bewirtschaftung gezogen, bei der es darum geht, die Kulturen resilienter zu machen und die Kohlenstoffanreicherung im Boden günstig zu beeinflussen, um die Treibhausgasemissionen zu reduzieren und auch in Punkto Wasserhaus halt zu Verbesserungen zu kommen. Die Produktivität soll gleichzeitig erhalten werden. Kernpunkte sind eine reduzierte Bodenbearbeitung sowie eine ganzflächige Bodenbedeckung mit Hilfe von Untersaaten. Als Untersaat wählte man Weißklee. Bei der smarten Variante wurden keine Herbizide eingesetzt.
Da die Erhöhung des im Boden gebundenen Kohlenstoffes ein langjähriger Prozess ist, versuchen Buckeridge und ihr Team, Indikatoren zu finden, welche helfen sollen, Maßnahmen des Smart Croppings hinsichtlich der Kohlenstofffixierung im Boden schnell bewerten und in der Praxis integrieren zu können. Neben der Artenvielfalt der Regenwürmer wird dabei insbesondere die Aktivität und die Biomasse des Bodenmikrobioms gemessen.
Als Ergänzung werden auch Daten unter einer als Regenbremse wirken den mobilen Überdachung erfasst, mit der Trockenheit simuliert werden kann. Auf diese Weise lässt sich die Niederschlagsmenge um 65% reduzieren. Im überaus nassen Jahr 2024 waren aber selbst die verbliebenen 35% zu viel, um noch von trockenen Bedingungen sprechen zu können.
Offizielle Visite in Oberkorn
Am vergangenen Montag fand eine Feldbegehung auf dem Versuchsstandort Oberkorn statt. Vormittags wurden ausschließlich Landwirte empfangen, nachmittags fanden sich auch die Landwirtschaftsministerin sowie weitere Ehrengäste auf dem Versuchsfeld ein. Die FNR-Verantwortliche Marie-Claude Marx erwähnte in ihrer Ansprache die seit vier Jahren bestehende Kooperation mit dem Landwirtschaftsministerium. Bislang seien vier Projekte in diesem Rahmen finanziert worden.
Der wissenschaftliche Direktor des LIST, Lucien Hoffmann, hob die Bedeutung dieser On-Site-Forschung für die Landwirtschaft hervor. Man gehe wirklich von der Forschung in die Praxis hinein. Landwirtschaftsministerin Martine Hansen bezeichnete solche Recherchen, die mit der landwirtschaftlichen Praxis verbunden sind, als extrem wichtig. Das Wissen müsse man in die Praxis tragen. Die Landwirtschaft erbringe Umweltleistungen. Diese müsse man ja auch messen können. Hansen beschwor, dass die Landwirtschaft es weltweit fertigbringen müsse, mehr zu produzieren mit weniger Input, dies unter Klimawandelbedingungen sowie weiteren Einschränkungen. Die LIST-Experten Kate Buckeridge, Marine Pallez, Celine Lett, Michael Eickermann, Jean-François Iffly und Andrea Constantini sowie der Modellierungsexperte Matthias Kuhnert von der Universität Aberdeen gaben bei einer Führung über die Versuchsfläche Erläuterungen zum Projekt.
Helmut Lui