Auf vier Achsen aktiv

Kreislaufwirtschaft: Das Luxembourg Center for Circular Economy informiert sich in London

Source : Lëtzebuerger Journal
Publication date : 03/05/2015

 

Die Messe "Resources" hat sich inzwischen zu einem wichtigen Ereignis etabliert und ist weltweit die herausragendste Ausstellung und Konferenzstätte für alles, was mit Kreislaufwirtschaft zu tun hat. Das "Journal" sprach vor Ort mit Jeannot Schröder, Geschäftsführer des Luxembourg Center for Circular Economy (LCCE).

Was ist das Ziel des LCCE?

JEANNOT SCHROEDER Wir sind im Sommer 2014 an den Start gegangen. Romain Poulles und ich haben das LCCE aufgrund unserer Erfahrungen gegründet. Es ist auf vier Achsen aktiv. Erstens stellen wir ein Netzwerk von Spezialisten für Projektarbeit zur Verfügung. Zweitens beraten wir Unternehmen, falls sie etwas umstellen wollen. Drittens bilden wir Mitarbeiter in Unternehmen durch Schulungen weiter. Viertens halten wir auf Wunsch Vorträge an Schulen, idealerweise von der Grundschule bis zur Universität.

Welchen Hintergrund bringen Sie für diese Tätigkeit mit?

SCHROEDER Ich bin promovierter Physiker und habe 15 Jahre lang bei DuPont gearbeitet; auf ganz unterschiedlichen Positionen und an unterschiedlichen Orten wie Deutschland, Schottland und Luxemburg. Seit vier Jahren arbeite ich bei der PROGroup, vor allem im Bereich Commodo, Sicherheit und Nachhaltigkeit. Wir haben in Windhof die Industriezone als europäisches Pilotprojekt geplant und ausgeführt. Dabei haben wir die Prinzipien von cradle-to-cradle auf das Projekt angewendet.

Haben Sie schon konkrete Aufträge anderer Unternehmen?

SCHROEDER Wir haben Aufträge. Unter anderem arbeiten wir für Chaux de Contern. Das Unternehmen will seine Produktionsweise umstellen und wir sollen da Mehrwert bringen.

Verstehen Sie sich als eine Konkurrenz zu Epea, der Beratung, die Michael Braungart gehört?

SCHROEDER Epea ist ein Partner von uns, den wir bei bestimmten Fragen hinzu ziehen. Wir bauen eine ökonomische Brücke zum wissenschaftlichen Ansatz. Bei Chaux de Contern arbeiten wir auch mit der Universität und dem LIST zusammen. Wir wollen die Ideen von Circular Economy bestmöglich umsetzen.

Geht es bei dem Begriff Circular Economy eigentlich um Recycling?

SCHROEDER Wir müssen sehr aufpassen, sonst behauptet bald jeder, er macht Circular Economy - auch wenn er genau das gleiche macht wie vorher. Bei Circular Economy geht es um Qualität. Viele interpretieren das falsch als Entsorgung von Abfall.

Wenn wir mit den Unternehmen reden, dann versuchen wir klar zu machen, dass jedes Produkt auch wichtige Ressourcen enthält, und eine bessere Nutzung ist oft ein neuer Anfang. Das kann ganze Geschäftsmodelle verändern. Mein persönlicher Ehrgeiz ist, dass meine Urenkel das Wort "Abfall" auf Wikipedia nachsehen müssen.

Sie waren auf der Resource-Messe, wo es vor allem um Circular Economy geht. Was steht dahinter?

SCHROEDER Auf dieser Messe geht es viel zu sehr um Recycling. Dabei ist Circular Economy ein anderer, positiver Denkansatz. Beispiel: Statt Gebäude zu bauen, die immer weniger Energie verbrauchen, können wir Gebäude bauen, die die Luft reinigen und Energie produzieren. Das geht für mich noch viel weiter. Solche inspirierenden Denkansätze können jungen Menschen wieder Lust auf Technik machen.

Geht es bei Circular Economy darum, die Welt zu retten?

SCHROEDER Die Erde wird uns überleben. Aber die Frage ist, wie wir leben und überleben werden. Im Moment sind wir dabei, die Basis für unseren Wohlstand zu zerstören. Das ist immer gefährlich und endet oft in Krieg. Aber es gibt philosophische und technische Lösungen, die alle unter dem Begriff Circular Economy zusammengefasst werden können.

RESOURCE EVENT 2015
Weltweit erste Messe zu Circular Economy
Die Resource-Messe in London begann am 3. März und geht noch bis heute. Rund 120 Sprecher nehmen daran teil. Etwa 11.000 Gäste schauten sich die Ideen der rund 90 Aussteller an. Damit ist die Messe, die im Rahmen der Baumesse Ecobuild stattfindet, das führende Ereignis rund um Circular Economy. Laut Umfrage der Messe haben 77 Prozent der Besucher angefangen, ihr Geschäft im Sinne von Circular Economy umzustellen. Unter Circular Economy versteht man die Umstellung von einem linearen Modell der Produktion hin zu einer Kreislaufwirtschaft, in der möglichst viel wiederverwendet wird. Das hat dann Auswirkungen auf das Produktdesign und schnell auch auf Lieferanten und Abnehmer. Neben dem Umweltgedanken spielt auch die Sorge uni abnehmende Rohstoffe eine Rolle bei der Entwicklung der Idee.


CORDELIA CHATON

 

 

 

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