Besichtigung der Versuchsfelder in Bettendorf

Am 15. Juni fand die offizielle Begehung der Bettendorfer Versuchsfelder statt, wie in den Vorjahren gepaart mit der Präsentation der sonstigen Aktivitäten von Seiten der Ausbildung, der Weiterbildung und der Forschung. Eine große Zahl von Landwirten, Beratern, Schülern und Ehrengästen aus der Politik gab sich auf dem arrondierten Versuchsgelände ein Stelldichein. An insgesamt acht Stationen wurden die Schwerpunkte der diesjährigen Aktivitäten präsentiert. Für die produktionstechnischen Versuche zeichneten wie immer die Bauernzentrale (Centrale Paysanne Services) und das Lycée technique agricole (LTA) verantwortlich. 

Source : De Letzeburger Bauer
Publication date : 06/22/2018

Einleitende Ansprachen 

LTA-Direktor Tom Delles lobte die Demofelder als Beispiel für eine gelungene Zusammenarbeit verschiedener Akteure und unterstrich den innovativen Charakter, der auch im diesjährigen Motto „Pflanzenbautechniken für heute und morgen" zum Ausdruck kommt. Der Direktor hob hervor, dass die Versuchsfelder auch dafür da sind, Belange bezüglich dem Schutz von Klima, Boden und Natur in die Praxis zu tragen, u.a. mittels Precision farming, optimierter Düngung und reduziertem Pflanzenschutz. Sie seien auch ein Ort der Weiterbildung für die Lehrer, zum Beispiel um neue Modelle zu erproben. Die Sortenversuche bezeichnete Tom Delles als ein wichtiges Instrument für die integrierte Landwirtschaft. 

Landwirtschaftsminister Fernand Etgen betonte die große Bedeutung der Versuchsfelder im Hinblick auf die jährlich variierenden Herausforderungen in der Praxis. Bezüglich der Glyphosatthematik sagte er, unerwünschte Stoffe per Lebensmittelimporte hierher zu schaffen, sei keine Lösung. Der Markt entscheide letztlich, aber die Markteinflüsse wechselten. 

Minister Etgen bedankte sich schließlich bei den Versuchsanstellern der Demofelder, der Ackerbauschule und der Bauernzentrale. 

Umweltministerin Carole Dieschbourg kam unter anderem auf die Klimawandelthematik zu sprechen und befand, dass die Ausbildung die stärkste Waffe gegen den Klimawandel sei. Die Ministerin machte deutlich, dass die Landwirtschaft zwar einerseits von Klimaschutzmaßnahmen betroffen ist, aber andererseits auch unter dem Klimawandel zu leiden hat. Es lohne sich deshalb, gemeinsam Pisten für die Zukunft zu definieren, beteuerte sie, Die Umweltmipisterin sagte, an die anwesenden Landwirte gerichtet, folgenden bemerkenswerten Satz: „Ihr seid die Experten auf dem. Terrain." Außerdem hob sie hervor, man wolle, dass die Leistungen, die die Landwirtschaft für die Allgemeinheit erbringt, honoriert werden. 

Aktivitäten auf den Versuchsfeldern 

Sodann ging es in mehreren Rundgängen zu den anbautechnischen Versuchen auf den Demofeldern sowie speziell zu den acht Stationen, die von den Akteuren auf den Versuchsfeldern vorbereitet worden waren. Letztere waren N-Düngungsvarianten bei der Wintergerste im Vergleich, IFT-Werte und nachhaltige Brotweizenproduktion, die nationalen Getreidesortenversiiche inclusive Sentinelle+, die Rapsanbauversuche, die Präzisionslandwirtschaft auf den Versuchsflächen, die Kartoffelanbauversuche, der Sojaversuch im Rahmen von Legutec sowie der biologische Feldgemüseanbau. Weitere kurze Stationen betrafen einen Versuch der „Ekologesch Landwirtschaftsberodung" mit einem Mais-Stangenbohnengemenge, eine digitalisierte Lösung zur Unterstützung einer schlagindividuellen Prognose der Kraut- und Knollenfäule bei Kartoffeln sowie die Aktivitäten der Mini-Entreprise Flower Bauer. 

N-Düngung von Wintergerste im Vergleich 

Eine der Stationen war der Vergleich verschiedener N-Düngungsvarianten in Wintergerste. Es wurde eine zweizeilige Sorte (California) sowie eine mehrzeilige Sorte (Quadriga) verwendet. Im Verfahren „Gülledüngung" kamen 25 cbm Rindergülle (1,9 kg N/t) sowie eine AHL/ ATS-Mischung mit 70 kg N/ha zum Einsatz, woraus sich 101 kg N/ha als anrechenbare N-Menge ergeben. Das Verfahren LogN-Düngung ist rein mineralisch und beinhaltete eine erste N-Gabe am 23. März (50 kg N/ha) sowie eine zusammengefasste zweite und dritte Gabe mit 100 kg N/ha am 26. April, die beide mit Schleppschläuchen ausgebracht wurden. Im dritten Verfahren, der „Gülle-Cultandüngung", wurden organischer und mineralischer N am 16. April in einem Arbeitsgang als Depotdüngung miteinander eingeschlitzt. Es ergaben sich 93 kg N/ha als anrechenbare N-Menge, 48 aus der Gülle und 45 aus der AHL/ASL-Mischung. Joe Vrehen von Centrale Paysanne Services merkte hierzu an, dass die „Gülle-Cultandüngung" rund einen Monat später erfolgte als in den Vorjahren, bedingt durch Nässe und Unbefahrbarkeit. Die Wintergerste war zu diesem Zeitpunkt schon relativ weit im Wuchs und wuchs anschließend sehr rasch. Dies führte der Experte der Bauernzentrale als Grund für den extremen Zwiewuchs in den Fahrgassen an. 

Der IFT-Wert 

Einen analogen Versuch gibt es auch beim Winterweizen, und zwar mit den Sorten Axioma, Barranco, Bernstein, Kerubino, Ponticus, Spontan und Desamo. Zu letzterer Sorte merkte Joe Vrehen an, dass in der ersten Junihälfte verstärkt Braunrost auftrat und die Extensivvariante dementsprechend schlecht dasteht. Des Weiteren sind im Winterweizen diesmal einzelne von Fusarium befallene Ähren zu sehen. 

Im Kontext mit der nachhaltigen Produktion von Brotweizen wurde erläutert, was es mit dem IFT (indicateur fréquence traitements) auf sich hat. 

Der IFT-Wert ergibt sich aus folgendem Quotienten: 

 

IFT = angewandte Dosis x Fläche / zugelassene Dosis x Gesamtfläche 

Er ist also ein Indikator für die Intensität des Pflanzenschutzmitteleinsatzes. Im Hinblick auf die nachhaltige Brotweizenproduktion spielen folgende Faktoren mit, um den IFT-Wert günstig zu beeinflussen (also die Intensität zu senken): 

• bzgl. Herbizide und Insektizide: Feldhygiene und Bodenbearbeitung, Fruchtfolge und Saatstärke, Saattermin, gezielte Herbizidwahl; 

• bzgl. Halmverkürzer: Sorte, Fruchtfolge, Bestandesdichte, N-Düngung; 

• bzgl. Fungizide: Sorte, Bestandesführung, Witterung, Warndienste. 

Ein oder zwei Fungizideinsätze? 

Im Kontext mit der nachhaltigen Weizenproduktion ging der LIST-Wissenschaftler Dr. Marco Beyer der Frage nach, ob man Blattdürre und Gelbrost mit einer einzigen Behandlung bekämpfen kann. Dies setzt voraus, dass beide Krankheiten ihre Bekämpfungswürdigkeit in einem überschaubaren Zeitfenster erreichen: Für Kontaktfungizide hält die Schutzwirkung 16 Tage, bei systemischen Fungiziden 21 Tage an. Dr. Beyer zeigte anhand von Grafiken für die letzten Jahre auf, dass die Blattdürre fast jedes Jahr bekämpfungswürdig ist (außer 2014), Gelbrost hingegen fast nie flächendeckend ein Problem darstellt (außer 2014). Im betrachteten Zeitraum wurde in 17 von 62 Fällen (27,4%) die Schadschwelle für beide Krankheiten überschritten. In 13 Fällen hätte ein Kontaktmittel ausgereicht, um beide gleichzeitig abdecken zu können. In 14 Fällen hätte ein systemisches Mittel gereicht. Nur in drei Fällen, rund 5% der Fälle insgesamt, gab es keine Überschneidung. Umgekehrt lässt sich also sagen, dass in 95% der Fälle eine einzige Spritzung ausreicht. Dr. Beyer riet in diesem Kontext, den Sentinelle-Warndienst für Getreide zu beachten. 

(hl).

 

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