Journée thématique sur la matière organique et la biodiversité dans les sols

Die Ackerbauverwaltung hatte am 24. November zu einer wissenschaftlichen Tagung über den organischen Kohlenstoff, sprich Humus, im Boden und die Bodenbiologie in die Ackerbauschule eingeladen. Ziel der Veranstaltung war es einerseits, einem zahlreich erschienenen interessierten Publikum die neuesten Zahlen, Entwicklungen und wissenschaftlichen Erkenntnisse in puncto Humusgehalte und Entwicklungen in den luxemburgischen und europäischen Böden vorzustellen, dies vor dem Hintergrund des anstehenden Klimawandels; andererseits-die neuesten Erkenntnisse aus der Forschung über biologische Indikatoren zur Bewertung des Bodenzustandes darzulegen. Zu diesem Zwecke konnten anerkannte Forscher aus Belgien, Frankreich und Luxemburg verpflichtet werden.

Source : De Letzeburger Bauer
Publication date : 12/11/2015

 

Zur Eröffnung war es Landwirtschaftsminister Fernand Etgen, welcher in seiner Begrüßungsansprache auf die Wichtigkeit des Humus und des Bodens überhaupt zu sprechen kam.

Anschließend an die Begrüßurigsrede von Landwirtschaftsminister Fernand Etgen gab Sophie Capus von der Umweltverwaltung erste Einblicke in die Struktur des zukünftigen Bodenschutzgesetzes, welches ein Rechtsinstrument zur Bekämpfung von bodengefährdenden Aktivitäten einerseits und ein Steuerungsinstrument gegen den Verlust und für den Erhalt der Bodenfruchtbarkeit werden soll. Der Boden ist Träger einer ganzen Vielfalt von Funktionen, weswegen auch das kommende Bodenschutzgesetz eine Vielzahl an Akteuren, und zwar nicht nur die Landwirtschaft betreffen wird. Ein wichtiger Punkt dieses Gesetzes ist die Verhinderung beziehungsweise die Beseitigung von lokalen und diffusen Verschmutzungen.

Angedacht ist unter anderem die Einbindung der Landwirtschaft in die Ausarbeitung eines zukünftigen nationalen Bodenschutzplans. Dies ist vor allem wichtig im Hinblick darauf, daß zwischen 1990 und 2014 die land- und forstwirtschaftliche Fläche von 91% auf 84% der Fläche des gesamten Großherzogtums zurückgegangen ist. Im Gegenzug hat sich die bebaute Fläche in etwa verdoppelt (siehe Graphik 1).

Professor Bas van Wesemael und Antoine Stevens von der Universität Louvain stellten anschließend die europäische (siehe Graphik 2) und die luxemburgische Karte des im Oberboden gespeicherten organischen Kohlenstoffs vor. Hierzu wurden europaweit in den Jahren 2009 und 2010 etwa 20.000 Proben genommen, allerdings war dies höher als 1.000 Meter über NN nicht möglich. Beide Karten wurden 2014 nach dem gleichen Modell aufgrund von Bodenanalysen und umweltrelevanten Variablen erstellt.

Organische Substanz im Boden besteht etwa zur Hälfte aus Kohlenstoff und ist ein wichtiges Merkmal der Bodenfruchtbarkeit. Böden mit einem hohen Gehalt an organischer Substanz können mehr Nährstoffe und Wasser speichern .und haben eine bessere Bodenstruktur. Diese befinden sich klimabedingt hierzulande vorwiegend im Ösling oder auf den schweren Tonböden des Ostens und des Südwestens. Generell speichert Dauergrünland (107 t/ha) und Wald (108 t/ha) etwa gleich viel Humus, aber deutlich mehr als Akkerland (78 t/ha) auf 0-30 cm. Unter wachsamer Beobachtung stehen hingegen die leichten Ackerstandorte auf dem Luxemburger Sandstein, von denen in etwa die Hälfte niedriger oder gleich 1% organischer Kohlenstoff ist. Die detaillierte Karte kann im Agrarteil des Geoportails eingesehen werden. Simone Marx von der ASTA-Bodenkun-deabteilung vervollständigte den Überblick über die luxemburgischen Böden mit thematischen Karten zur Erosionsgefährdung, zur Bodenversauerung (siehe Graphik 3), ebenfalls einsehbar im Geoportail) und der Phosphorverfügbarkeit. Letztere konnten dank der vorhandenen Bodenprobenuntersuchungen aus dem Landschaftspflegeprogramm erstellt werden. Hervorgestrichen wurde vor allem die Notwendigkeit eines Umdenkens in puncto Kalkungsintensität im Ösling, besonders in den Fällen, in denen der pH-Wert unter 5,0 abgesunken ist.

Ein Punkt, der vor allem die Sandböden und damit einen Großteil der Wasserschutz gebiete betrifft, ist die Förderung der reduzierten Bodenbarbeitung. In diesem Bereich wird fieberhaft anhand von Versuchen probiert, die Erosion zu verhindern.

Böden sind der größte terrestrische Speicher für Kohlenstoff und nehmen inzwischen eine zentrale Rolle in der Diskussion um die Speicherung von C02 und die Eindämmung des Klimawandels ein. Aus Anlaß der anstehenden Klimakonferenz in Paris hat deshalb der französische Landwirtschaftsminister den Vorschlag „4 pour mille” gemacht. Rechnerich würde eine jährliche Erhöhung von 4/1.000 des Bodenkohlenstoffs ausreichen, um sämtliche C02-Emissionen weltweit zu absorbieren. Professorin Claire Chenu von der Universität Paris referierte über die Möglichkeiten, die der Landwirtschaft zur Verfügung stünden, um dieses Ziel zu erreichen. Auch wenn sich die Forschung noch nicht endgültig festlegen konnte, erscheinen Dauerbegrünung, Feldfutterbau oder Agroforesterie als mögliche Hebel für zusätzliche C02-Speicherung und dauerhafte Erhöhung des Humusgehaltes.

Interessant waren ebenfalls die Ausführungen des französischen Kollegen Antonio Bispo (ADEME) über den Einfluß der Bodenbearbeitung auf die Bodenlebewesen. Aufgrund langjähriger Feldversuche hat sich inzwischen herausgestellt, daß der Pflugverzicht eine Umstellung mehrerer Prozesse im Boden bewirkt. Der Humusgehalt in den oberen 5-15 cm erhöht sich, die Regenwurmpopulation wächst, die Struktur verbessert sich, die· lnfiltrationskapazität und Wasserspeicherkapazität der Böden erhöht sich, die Erosionsanfälligkeit sinkt. Reduzierte Bodenbearbeitung bzw. Direktsaat führt aber nicht notgedrungen zu einer Erhöhung der Kohlenstoffspeicherung im Profil. Es kommt zwar in den oberen Zentimetern der Ackerkrume zu einer Erhöhung des Humusgehaltes, im Untergrund aber eher zu einer Umverteilung und einem Rückgang.

Reduzierte Bodenbearbeitung hat erwiesenermaßen eine erosionshemmende Wirkung und einen positiven Einfluß auf die Biologie des Bodens, angeblich aber nicht auf den Gesamtkohlenstoff des Profils.

Bioindikatoren werden inzwischen als hochinteressante Zusatzparameter neben bereits vorhandenen physikalischen und chemischen Untersuchungen im Boden angesehen, um einen erweiterten Blick auf die Bodenqualität und die Bodenaktivität zu werfen. In diesem Zusammenhang wurden in Frankreich bereits vor zehn.Jahren erste Forschungsarbeiten in Auftrag gegeben, um schlagkräftige biologische Indikatoren zu identifizieren. Obwohl noch erheblicher Forschungsbedarf besteht, schälen sich erste umsetzungsfähige Parameter heraus, wie Häufigkeit und Diversität der Regenwürmer und Nematoden, Atmungsaktivität und mikrobielle und pilzartige Diversitätüber ADN-Extraktion.

Anne Zangerlé (LIST; TU Braunschweig) schließlich stellte eine sehr interessante biologische Bodenstudie aus dem Einzugsgebiet des Atterttals vor, wo auf unterschiedlichen Standorten die Verteilung und der positive Einfluß von Regenwürmern auf den Boden in Abhängigkeit von der Bodennutzung untersucht wurde (siehe Graphik 4). Erste Ergebnisse lassen erkennen, daß Dauergrünland die beste Bodennutzung ist, vor dem Feldfutterbau bzw. Ackerbau im Biolandbau gegenüber dem klassischen Ackerbau.

 

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