Weitere Forschungsprojekte zu diesem Themenkomplex erwünscht
Source : De Letzeburger Bauer
Publication date : 05/23/2025
Forschungsprojekte auf landwirtschaftlichen Betrieben sind stets mit gewissen Tücken verbunden, weil gewissermaßen die Theorie in die Praxis „übersetzt" werden muss und zum Beispiel weder die Witterung noch die technischen Gegebenheiten immer passend sind. Dies ist beim Projekt ADAPT keineswegs anders. Zur Motivation und zur Zufriedenheit bezüglich Ablauf und Resul taten befragt, äußerten sich beide Betriebsleiter einerseits mit Wohlwollen gegenüber den Wissenschaftlern, andererseits aber auch mit einer Portion Kritik.
Statements der Betriebsleiter
Guy Tempels, der schon seit 17 Jahren mit LIST zusammenarbeitet, hat schon vielfach bewiesen, dass er die Forschung unterstützen möchte. Er bekennt, dass er zu Beginn des Projekts Zeit gebraucht hat, um zu verstehen, was die Forscher genau vorhaben. Ab da habe er konstruktive Vorschläge gemacht, um bestimmte Dinge abzuwandeln. Die Ideen der Wissenschaftler seien richtig, aber es müsste noch ein paar weitere Jahre Zeit sein, um die Dinge genauer zu ergründen. Bei der letzten der drei Kulturen, der Wintergerste, führte er an, woran eine normale praxisübliche Bewirtschaftung gescheitert ist. Er habe wegen der kurzen Bestellfenster im nassen Herbst 2024 lange auf den zeitlich ebenfalls nicht flexiblen Spezialanbieter für Direktsaattechnik warten müssen. So sei die Gerste erst am 8. November gesät worden. Tempels betont, dass mit dem Klimawandel jedoch das Ausbleiben des Regens die größte Herausforderung für die Landwirtschaft sein wird.
Befragt danach, ob er Anregungen in seine betriebliche Praxis mitgenommen habe, erwähnt der Landwirt aus Oberkorn, dass er neuerdings mit Klee-Untersaat im Hafer, den er wegen der großen Wildschweinprobleme um seinen Mais herum sät, begonnen hat. Außerdem sagt er, dass ihm die Direktsaat relativ gut gefallen hat.
Sam Mille stellt heraus, dass das Carbon Farming, also die Erhöhung des Boden-Kohlenstoffgehalts, ihn immens stark interessiert und er bestrebt sei, die Vorgaben so gut wie möglich in die Praxis umzusetzen. Aber er verschwieg nicht die kleinen Unstimmigkeiten mit der Versuchsleitung. Verschiedene Dinge seien nicht so machbar gewesen wie die Forscher es gerne gehabt hätten. Dann habe man geschaut, um Kompromisse zu finden. Der Landwirt aus Perl sagt, er sei fasziniert von dem großen Aufwand, der bei ADAPT betrieben wird, um Messungen im Boden zu tätigen. Enttäuscht zeigt er sich davon, dass es bislang offenbar nicht gelungen ist, den Boden-C-Gehalt zu erhöhen. Mille würde es begrüßen, wenn es ein neues, alternatives Projekt geben würde, wo man mit anderen Voraussetzungen die Thematiken angehen könnte. Man müsse den Klimawandel in den Griff bekommen. Jede Idee, jeder Vorschlag, der die Landwirtschaft diesbezüglich weiterbringen könne, sei zu begrüßen.
Der LIST-Klimawissenschaftler Jürgen Junk macht deutlich, dass beim dauerhaften organischen Bodenkohlenstoff ein langer Atem nötig ist. Solche Forschungen seien in der Regel auf zehn Jahre ausgelegt. Bei den vom FNR geförderten Projekten sei ein zeitlicher Rahmen von drei Jahren üblich und das vierte Jahr für ADAPT schon ein Zugeständnis an die Landwirtschaft. Deshalb sei man auf die Idee gekommen, über den Faktor Bodenatmung zu gehen und zusätzlich die Regenwürmer als Indikatoren für den gesunden Boden heranzuziehen.
Helmut Lui