Trockenheit und Spätfrost setzen den Kulturen zu

Die hiesige Landwirtschaft muss wie es scheint lernen, mit Wetterkapriolen fertig zu werden. Waren es 2016 extrem nasse Monate Mai und Juni mit einer folgenden schwerwiegenden Trockenperiode, so beginnt das Jahr 2017 sehr trocken.

Source : De Letzeburger Bauer
Publication date : 04/21/2017

 

Nach einem trockenen Winter konnte man bereits Schlimmes erahnen, da die Wasserreserven nicht genügend aufgefüllt wurden. So ist jetzt schon wieder eine katastrophale Situation für die viehhaltenden Betriebe im Anmarsch, denn der Monat April scheint auch wieder sehr trocken über die Bühne zu gehen. Maximal 9,5 mm kamen im Norden des Landes während dem Osterwochenende zusammen, während es im Süden des Landes deutlich weniger regnete.

Schaut man sich die ASTA-Wetterstation in Reuler beispielsweise an, so kommen hier bis zum jetzigen Zeitpunkt gerade einmal 7,9 mm Niederschlag für den Monat April zusammen, bei einer Wasserbilanz, welche bei -34,1 mm liegt. Dies bedeutet für die Getreidekulturen, wie auch für das Dauergrünland eine enorme Stresssituation, die man auch bereits mit dem bloßen Auge erkennen kann. Inwiefern die Getreideerträge letztendlich wirklich unter der frühen Trockenheit zu leiden haben werden, wird sich im Sommer dann zeigen.

Auf den Futterflächen kann man aber jetzt bereits erkennen, dass es den Betrieben auch dieses Jahr wieder an die Reserven gehen wird, denn der erste Grünlandschnitt wird deutlich dürftiger ausfallen als vielerorts üblich, wobei die kalten Nächte mit deutlichen Minusgraden in den vergangenen Tagen auch noch einen gehörigen Teil hierzu beitragen.

Einzig für die Feldarbeiten sind die vorherrschenden Bedingungen ideal, abgesehen davon, dass der Auflauf sich verzögert.

Spätfrostschäden im Wein- und Obstbau

Zu den Problemen mit der Trockenheit gesellen sich diese Woche die Spätfrostschäden nach mehreren Frostnächten, wobei die Nacht auf Donnerstag die kälteste war. Bis zu -4,4° C wurden an der Luxemburger Mosel gemessen. In Steinsel (-6,8°C) und in Reckange/Mess (-7,7°C) war es am Donnerstag früh noch weitaus kälter. Mit Abstand am kältesten war es in Schimpach mit -9,3° C.

Besonders frostempfindlich sind die Obstblüte sowie der frische Rebaustrieb. Serge Fischer vom Weinbauinstitut geht von lageweise hohen Schäden im Weinbau aus. Schon die Nacht auf Dienstag führte zu ersten Spätfrostschäden am Rebaustrieb. Doch in der Nacht auf Donnerstag wurde die geschädigte Fläche noch einmal vergrößert. Wie groß die Gesamtschäden wirklich ausfallen werden, wird man erst in einigen Tagen sehen können.

Laut den Untersuchungen von Dr. Daniel Molitor und Dr. Jürgen Junk zur Spätfrostproblematik an der Luxemburger Mosel handelt es sich dieses Jahr um den stärksten Spätfrost seit 1991. Damals wurden am IVV in Remich knapp 5 Minusgrade gemessen, diesmal waren es „nur" -2,1° C, was aber dennoch von den LIST-Wissenschaftlern als starker Spätfrost gewertet wird. Mit über vier Minusgraden war es am gestrigen Donnerstag jedoch am Agrimeteo-Standort Grevenmacher wesentlich kälter als in Remich.

Bei der Obstblüte kann ebenfalls noch keine vorläufige Bilanz gezogen werden. Die Apfelbäume stehen erst zum Teil in voller Blüte, während Steinobst und Birnen schon weiter fortgeschritten sind und manche Sorte bereits das Stadium abgehende Blüte erreicht hat. Bis zum Osterwochenende trat in den letzten Wochen nur Bodenfrost auf. Doch diese Woche folgten sehr kalte Frostnächte mit Luftfrost, der teilweise durch den Nordwind in seiner Wirkung noch verschärft wurde. Der Frost reichte in der kältesten Nacht bis in mehrere Meter Höhe und konnte somit die Bäume voll erfassen.

Jean-Claude Muller geht bei seinen Kirschen, welche noch nicht alle voll blühen, von mindestens 50% Verlust aus. Am Donnerstag früh war es in Contern mit Minustemperaturen zwischen -7 und -8°C ebenfalls sehr kalt. Der Schaden wird erst in einigen Tagen gänzlich zu beziffern sein.

Nico Hoffmann aus Limpach schätzt den Ausfall auf seinem Betrieb ebenfalls auf mindestens 50%. Die Äpfel blühen erst zum Teil, während die Birnen schon in voller Blüte stehen bzw. schon das Stadium abgehende Blüte erreicht haben.

Wie es um die Rapsblüte steht, ist ebenfalls noch ungewiss. Sie ist erst in geöffnetem Zustand gefährdet. An den kühleren Standorten des Landes fängt die Blüte gerade erst an, so dass dort nicht mit nennenswerten Schäden zu rechnen ist. Anders ist es jedoch im Südosten des Landes, wo die Blüte schon rund zur Hälfte am Haupttrieb offen ist.

Die sehr kühle Witterung soll nächste Woche weiter anhalten und weitere Spätfrostnächte sind nicht ausgeschlossen.

 

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