Wein der Zukunft

PIWI-Rebsorten sind besonders resistent gegen Pilzkrankheiten – und sollen den Weinbau für die Zukunft sichern. Das Tageblatt hat sich Cabernet blanc, Souvignier gris und Co. genauer angeschaut.

Source : Tageblatt
Publication date : 06/25/2025

 

Das Tageblatt-Team beschäftigt sich seit sieben Monaten intensiv mit dem Luxemburger Weinbau. Dabei sind wir immer wieder über einen Begriff gestolpert: PIWI. Hinter der Abkürzung versteckt sich das Wort „pilzwiderstandsfähig“ – also Rebsorten, die so gezüchtet werden, dass sie besonders resistent gegen Pilzkrankheiten wie dem echten und falschen Mehltau sind. „Das ist keine Gentechnik, sondern eine klassische Kreuzzüchtung“, erklärt Daniel Molitor gegenüber dem Tageblatt . Er ist gelernter Winzer und einer der Wissenschaftler, die beim „Luxembourg Institute of Science and Technology“ (LIST) an den neuen Sorten arbeiten. Für die PIWIs werden resistente Rebsorten aus Amerika oder Asien mit klassischen aus Europa gekreuzt. „Von der Kreuzung bis zur Ertragsreife vergehen zwischen 20 und 30 Jahren – sie müssen unter unterschiedlichen Umweltbedingungen während mehrerer Jahre getestet werden“, sagt Molitor.

Doch warum sollten Winzer auf diese Rebsorten umsteigen? Dafür gibt es laut Molitor „viele gute Gründe“. Zum einen können Winzer sich mit den neuen Sorten an den Klimawandel anpassen. „Gerade in Jahren mit extremen Niederschlagsmengen ist das Risiko für Ertragsverlust viel geringer als bei den traditionellen Sorten“, sagt der Wissenschaftler. Hinzu komme, dass PIWIs aktiv zum Klimaschutz beitragen würden. „Sie benötigen weniger Pflanzenschutzmittel, wodurch der Traktor weniger oft fahren muss.“ Auch der Transport und die Herstellung der Mittel sei energieintensiv.

Die neuen Sorten würden ebenfalls „interessante Geschmacksrichtungen“ bieten, die bei den Trauben der traditionellen Reben nicht zu finden seien. Und: Die PIWIs haben laut Molitor zudem ökonomische Vorteile. „Pflanzenschutzmittel kosten Geld und das Ausbringen ebenfalls.“ Wie der Ertrag der neuen Reben im Vergleich mit den traditionellen ausfällt, prüft momentan ein weiteres Team des LIST.

Cabernet blanc, Souvignier gris und Sauvignac

Mittlerweile gebe es eine Vielzahl an interessanten neuen PIWIs. Damit die Winzer wissen, welche Arten am besten für ihre Bedürfnisse geeignet sind, arbeitet das LIST zusammen mit dem „Institut viti-vinicole“ (IVV) und dem Landwirtschaftsministerium an dem Projekt „PIWI³“. Die Wissenschaftler untersuchen über drei Jahre hinweg (2023-2025) 14 pilzwiderstandsfähige Rebsorten aus dem Versuchsanbau des IVV. Die Ergebnisse sollen danach leicht verständlich über eine Online-Plattform verfügbar sein. Das Landwirtschaftsministerium beteiligt sich mit maximal knapp 380.000 Euro am Projekt.

Doch auch schon ohne diese detaillierten Informationen haben verschiedene luxemburgische Winzer erste PIWIs in ihren Weinbergen gepflanzt. In Luxemburg sind unter anderem Cabernet blanc – eine Kreuzung aus Cabernet Sauvignon und Regent – und der Souvignier gris, der aus Cabernet Sauvignon und Bronner entstanden ist, zu finden. Auch der Sauvignac, eine Mischung aus Sauvignon, Riesling und einem nicht näher bekannten Resistenzpartner, ist mittlerweile in Luxemburg zu finden. Unter anderem neben unserer eigenen Domaine-Tageblatt-Parzelle in Remich. Winzerin Corinne Kox hat die Rebsorte dort 2022 angepflanzt und will dieses Jahr den ersten Wein aus dem Ertrag produzieren. „Die paar Trauben, die vergangenes Jahr dort hingen, waren super, und das ohne Spritzen“, sagt Corinne.

Domaine Kox hat die ersten PIWIs 2010 angepflanzt. „Wir haben sehr positive Erfahrungen mit den weißen Sorten der ‚Zukunftsweine‘ gemacht“, sagt Corinne. Die Winzerin bezeichnet die neuen Rebsorten als „Zukunftsweine“, da das Wort „pilzwiderständig“ nicht sonderlich „sexy“ ist.

Daniel Molitor erwartet, dass die PIWIs in Zukunft an Beliebtheit gewinnen werden. „Sie werden ihren Weg gehen“, meint auch Corinne. Dass „Zukunftsweine“ die traditionellen Sorten verdrängen werden, glaubt Corinne nicht. „Sie werden das bestehende Angebot eher ergänzen.“

Cédric Feyereisen

 

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