12. Lëtzebuerger Wäibaudag

Vierter Teil unseres Berichts.- Am 5. Februar fand der 12. Weinbautag im Wormeldinger Kulturzentrum statt. Nachdem wir in der letzten Nummer auf die Klimawandelthematik eingegangen sind, geht es im nachfolgenden vierten Teil um Drohnen im Weinbau, eine weintouristische Imagekampagne sowie Alkoholreduzierung.

Source : De Letzeburger Bauer
Date de publication : 28/02/2020

 

Drohneneinsatz zur Krankheitserkennung

Dem Einsatz drohnenbasierter Aufnahmen von Krankheiten im Weinbau war der Vortrag von Dr. Myriam Machwitz vom Luxembourg Institute of Science and Technology (LIST) gewidmet. Die Wissenschaftlerin erklärte, dass es sich bei den Forschungsarbeiten um eine Gemeinschaftsarbeit von verschiedenen Einrichtungen handelt. Zwei Projekte mit Drohnenfernerkundung werden derzeit bearbeitet: Monesca (ESCA) und Biovim (Peronospora). Beim Projekt Biovim wird das Laub bei verschiedenen Befallsstärken von Peronospora am IVV spektrometrisch untersucht. Zwecks Datengewinnung wird u.a. Peronospora-Befall künstlich induziert. Welche spektrometrischen Auffälligkeiten sind zu beobachten: Das Infrarot-Spektrum ändert sich in Form und Höhe der Kurve je nach Befallsstärke. Die Expertin vom LIST führte hierzu aus, dass bei der Auswertung die Befallsstärke mit verschiedenen Farben visualisiert wird, von grün (befallsfrei) bis rot (stark befallen).

2017 ergab sich ein hoher Befall von bis zu 50% und die Schätzung des Schadens war mit 95% Wahrscheinlichkeit besonders gut. Schrägaufnahmen von der Seite erwiesen sich 2017 als nützlicher, während in den dünnen Beständen des Jahres 2018 die Aufnahmen direkt von oben die besten Ergebnisse brachten. 2018 handelte es sich um einen mittleren Befall mit maximal 15% und die Schadensschätzung mittels Drohne war noch recht genau. Dies war im letzten Jahr gänzlich anders. Der Befall lag unter 5% und nur in einem Beispiel war eine brauchbare Schätzung möglich.

Monesca wurde 2019 gestartet. Dieses dient einem ESCA-Monitoring an der Luxemburger Mosel durch Fernerkundung. Der tatsächliche Zustand auf den Praxisflächen wird automatisch erfasst. Daraus soll auch abgeleitet werden, wie groß die ökonomische Bedeutung der Krankheit ist, welche sich immer stärker ausbreitet.

Über die Möglichkeiten eines digitalen Einzelstockinventars im Rahmen von Monesca referierte im Anschluss Gilles Rock von Geocoptix. Diese ist nur machbar mit einer hochaufgelösten Drohnenfernerkundung, wo große Flächen binnen kurzer Zeit abgeflogen werden können. Im Sommer kann man auf Aufnahmen die Einzelstöcke mitunter nicht erkennen und für Winteraufnahmen muss eine eigene Methodik entwickelt werden, um die Daten für die Vegetationszeit abzuleiten. Ein weiterer Punkt ist die Spektralerfassung auf Einzelstockebene, um sehen zu können, ob der Stock unter Stress leidet. Der Experte zeigte eine Aufnahme aus Niederdonven und erläuterte, dass man daraus ablesen kann, wo sich gesunde Stöcke befinden, wo die Fotosynthese bereits geringer ist und wo es Fehlstellen gibt.

Pflanzenschutz mit der Drohne

Robert Mannes vom IVV zog im Folgenden eine Bilanz aus den dreijährigen IVV-Versuchen zum Pflanzenschutz mit der Drohne. Die Versuche wurden mit der Sorte Pinot Blanc durchgeführt mit einem Spritzabstand von zehn Tagen. 2017 und 2018 wurden sieben Spritzungen durchgeführt, 2019 waren es sechs. Bei einer Querbefliegung wurden auf der Blattoberseite 30-40% Belag gemessen, bei einer Längsbefliegung nur 20%. Auf der Blattunterseite wurden nur 2,5% Belag erzielt.

2017 wurde bei der Blattbonitur ca. 39% Befall in der Kontrolle festgestellt, während die Drohnenvariante weniger als 9% ergab. 2018 ergaben sich bei der Kontrolle 27%, mit der Drohne 18% und mit dem Bodengerät 11 % Befall. Bei Oidium konnte der Traubenbefall ebenfalls deutlich reduziert werden.

Robert Mannes zog folgendes Fazit: Der Pflanzenschutz ist mit Drohnen möglich, aber bei hohem Befallsdruck und während kritischen Phasen (Blüte, Abschlussspritzung) ist der zusätzliche Einsatz eines Bodengerätes erforderlich. Die Applikationsqualität und die biologische Wirksamkeit ist mit dem Helikopter vergleichbar.

Der IVV-Mitarbeiter tätigte noch einen Kostenvergleich für PSM-Applikationen. Pro Saison und Hektar kommen netto 1.600 Euro bei der Drohne zusammen. Beim Helikopter sind es 416 Euro, bei der RMS-Raupe 2.000-2.400 Euro.

Robert Mannes machte auch deutlich, dass die Drohnen immer schlagkräftiger werden und ein vollautomatischer Einsatz möglich ist. Mit 20-Liter-Tanks lassen sich heute Flächenleistungen von 1,5 ha pro Stunde realisieren.

Der Fachmann vom IVV hob hervor, dass eine neue rechtliche Bewertung der Drohnen noch ins Haus steht. Momentan wird die Drohnenapplikation hierzulande einer Bodenapplikation gleichgestellt. Im Raum steht eine Extra-Klassifizierung oder die Gleichstellung mit dem Helikopter. Jacques Engel von der STA-Pflanzenschutzabteilung ergänzte, dass von EU-Seite eine Einstufung als Luftfahrzeug erfolgen und die nationale Gesetzgebung schließlich daran angepasst wird.

Lebendige Mosel-weinberge

Achim Rosch vom DLR Mosel war es, der im Anschluss über ein imagefördemdes Projekt referierte: "Lebendige Moselweinberge Bewusstsein für Flora & Fauna in der Weinkulturlandschaft". Der Referent wies auf die guten Rahmenbedingungen für ein solches Projekt im Weinmarketing hin, denn an der Mosel sind viele wärmeliebende Tier- und Pflanzenarten zu finden, die an den Standort Weinberg gebunden sind. Man habe mit der Weinkulturlandschaft einen Schatz vor der Haustür, -der in Wert gesetzt werden sollte. Die Botschaft "tolle Landschaft, gute Weine" müsse besser kommuniziert werden. 2016 sei bei einem internationalen Ranking die Mosel als eine von 52 Regionen aufgezählt worden, wo man einmal gewesen sein sollte, und zwar unter dem Stichwort Biodiversität. Mit dem Projekt wolle man das Ökosystem Weinberg begreifbar, verständlich machen. Als Leitart diene die Mauereidechse.

Im Rahmen des Projekts sind unter dem Stichwort "Leuchtpunkte" Videofilme entstanden bzw. geplant, wo es an besonders eindrucksvollen Orten um die Biodiversität im Weinberg und das Terroir geht, davon 16 an der deutschen Mosel. Eines davon ist jedoch der Ahner Palmberg, wo man dieses Jahr das entsprechende Video drehen wird. Hier stehen die Mauerlandschaften als Lebensraum im Vordergrund. Ein Verlinken mit der eigenen Homepage sei ebenfalls möglich, versicherte der Referent vom DLR Mosel.

Achim Rosch zeigte als Beispiel das Video des Nitteler Projekts, bei dem es um die Muschelkalkfelsen geht. Er betonte, dass Kurzfilme heutzutage wichtige Medien sind, um Themen in Szene zu setzen. Der Redner wies zudem auf die Fortbildung zum Naturerlebnisbegleiter hin, welche sich an der deutschen Mosel großer Beliebtheit erfreut. Abschließend warb er für die touristische Veranstaltung "Woche der Artenvielfalt", die vom 10.-17. Mai stattfinden soll. (www.lebendige-moselweinberge.de)

Alkoholreduzierung im Fokus

In mehreren Vorträgen wurde die Alkoholreduzierung im Wein thematisiert. Claire Sertznig, am IVV für den Bereich Weinmarketing zuständig, ging zunächst auf die Begrifflichkeiten ein: alkoholfrei ist ein Produkt, wenn es maximal 0,5 Volumenprozent Alkohol enthält. Als alkoholreduziert gilt ein Produkt, wenn es minimal 0,5 und maximal 4 Volumenprozent Alkohol enthält. Auch beim Wein unterliegt man hierbei dem Lebensmittel- und nicht dem Weinrecht.

Die Fachfrau vom IVV zeigte einige derzeitige Trends auf. Der "Healthy Lifestyle" führt dazu, dass immer mehr Menschen phasenweise oder ganz auf Alkohol verzichten. Aber oftmals sind es auch medizinische oder andere Gründe, die einen Alkoholverzicht zur Folge haben. So weiß man von einem großen Betreiber von Alters- und Pflegeheimen in Luxemburg, dass 5.000 Liter alkoholfreies Bier und 9.500 Liter alkoholfreier Wein pro Jahr konsumiert werden. Letzterer muss importiert werden. Alkoholfreie Schaumweine erfreuen sich zudem beim Konsumenten wachsender Beliebtheit. Beim alkoholfreien Wein handele es sich um ein Nischenprodukt, aber mit konstant steigender Nachfrage. Der Markt sei nicht zu unterschätzen. Die Rednerin betonte jedoch, dass alkoholfreier Wein ein erklärungsbedürftiges Produkt ist, weil das Aroma an den Alkohol gebunden ist, und riet dazu, lieber weniger Wein als alkoholfreien Wein zu trinken.

Claire Sertznig machte andererseits deutlich, dass die durchschnittlichen Mostgewichte an der Luxemburger Mosel stetig steigen, zum Beispiel bei Pinot Gris von 66 (1972) auf 89 (2019). Der Alkoholgehalt der Weine steigt deshalb ebenfalls - entgegen dem Trend nach leichteren Weinen.

Alkohol reduzierung mitunter erwünscht

Dass der Wunsch nach weniger Alkohol auch vom Produzenten kommen kann, machte der nachfolgende Redner, Dr. Mathias Schmit von der Hochschule Geisenheim, deutlich. Er sprach von Erfahrungen aus Südfrankreich, wonach steigende Alkoholgehalte einhergehen mit Säureund pH-Werten, die die Arbeit im Keller erschweren. Dem Trend hin zu trocken sei bei hohen Mostgewichten schwer nachzukommen. Auch die einst noch recht weite Schere zwischen Mosel und den Weinbauregionen Rheinhessen und Pfalz bezüglich Mostgewichten und Säuregehalten gehe immer mehr zusammen. Der Alkoholgehalt steige weltweit an, Gärstockungen blieben ein Thema.

Der Redner kam im Folgenden kurz auf Geisenheimer Versuche zur vorzeitigen Lese zu sprechen. Bei zwölf Tagen Verfrühung seien gerade die sortentypischen Aromen von Verlusten betroffen. Für Sekt/Crémant sei ein solches Vorgehen ungeeignet. Als Alternativen nannte er die nachträgliche technische Entfernung von Alkohol um mehrere Volumenprozent bzw. die Verwendung von Hefen, die weniger Alkohol generieren. Letzteres führt zur Reduktion von 0,5% bis 1% Alkohol, wobei jedoch die flüchtige Säure zunimmt. In Geisenheim zeigte sich bei einem Versuch mit einem derart alkoholreduzierten Wein, dass er bei einer Versektung einen oxidativen Geruch und Geschmack ergab.

Bei einer technischen Reduktion hat man allgemein das Problem, dass die Säurewahrnehmung umso mehr zunimmt, je stärker man Alkohol reduziert, versicherte der Redner. Zwei bis vier Prozent Reduktion sind hierbei üblich, was in mobilen Anlagen möglich ist. Für die Erzeugung von alkoholfreiem Wein bedarf es hingegen einer großen stationären Anlage.

Bei der Verkostung wurden einerseits mit Spezialhefen um rund 0,4% bis 0,8% reduzierte Weine und andererseits technisch alkoholreduzierte Rieslingweine (minus 2-4% Alkohol) kredenzt. Der 2019er Riesling von der Luxemburger Mosel erlaubte eine gute Differenzierung der Kontrollvariante und. den drei SpezialhefeVarianten. Beim 2012er Riesling vom Rheingau konnte schon die Kontrolle nicht überzeugen, geschweige denn die alkoholreduzierten Varianten.

(hl)

 

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