Das Tupperware-Konzept für Gesundheit

Das Firmengebäude ist wahrscheinlich eines der meist fotografierten im Touristenort Schengen. Was die Firma darin macht, bleibt auf den ersten Blick eher nebulös. Dabei ist die PM International AG ein „Hidden Champion“. 2019 hat der Konzern, der Produkte für Gesundheit, Fitness und Schönheit herstellt und weltweit vertreibt, eine Milliarde US-Dollar Umsatz erzielt.

Source : Tageblatt
Date de publication : 13/03/2020

 

Die internationale Firmenzentrale mit Blick auf die Mosel fällt zwischen den Bauern- und Winzerhäusern des Dorfes auf. Viel Glas und eine funktionale Bauweise signalisieren Modernität. Der Eindruck setzt sich im Innern des Gebäudes bis ins Büro von Rolf Sorg (56), dem Gründer und Inhaber, fort. Farb- und Designlinie sind genauso konsequent durchgezogen wie die Firmenidee seit 1993.

Lange bevor sich der Trend zu dem entwickelt, was er heute ist, setzt Sorg auf die Sogwirkung von Nahrungsmittelergänzungen. Der Bedarf danach war damals im Gesundheits-, Fitness- und Beautybereich noch eine Nische. Zu Recht spricht er über diese Zeit als „visionär“.

Es ist die Zeit, als Tupperware vormacht, dass Direktvertrieb funktioniert. Kunden verkaufen Produkte in Eigenregie – von zu Hause aus. Sorg lernt das Konzept während des Studiums zum Wirtschaftsingenieur in Kaiserslautern und Mannheim kennen. Für den Studenten ist es ein schöner Nebenverdienst. „Ganz ohne finanzielles Risiko“, wie er sagt. „Und ich hatte viel Spaß dabei.“ 

Von vornherein „Premium“ 

Die Frage danach, ob er seine Produkte selbst anwendet, nimmt der an Öffentlichkeit gewohnte Unternehmer vorweg. Er kennt das schon und Zweifel lässt er gar nicht erst aufkommen. Natürlich stehen „seine“ Produkte bei ihm und seiner Familie auf dem Tisch. Zumal er am Zusatz „Premium“ lange gearbeitet hat. „Es geht nicht darum, was man einnimmt, sondern dass es da ankommt, wo es gebraucht wird“, sagt er. „Das ist die Zellebene.“

Die Wirksamkeit bestätigen luxemburgische Sportler und ihre Verbände. Bereitwillig werben sie und Sportler weltweit auf der firmeneigenen Website dafür. PM-Produkte stehen seit deren Gründung 2006 auf der „Kölner Liste“, die im Sinne der Prävention Produkte auf Dopingsubstanzen testet und die Ergebnisse veröffentlicht.

Die wissenschaftliche Seite sichern Forscher aus allen möglichen naturwissenschaftlichen Disziplinen, die im Auftrag des Konzerns am in Esch/Alzette ansässigen „Luxembourg Institute of Science and Technology“ (LIST) arbeiten. Für Weiterentwicklung und Qualitätssicherung werden dort 140 Labor-Quadratmeter genutzt. Überzeugungsarbeit wie am Anfang muss Sorg heute nicht mehr leisten.

Die Produkte

sind ein Selbstläufer, treffen den gesundheitsbewussten Nerv der Zeit. Schengen hat viele Vorteile  Das Unternehmen expandiert unaufhörlich. Demnächst sollen Labore im „House of Biohealth“, ebenfalls in Esch ansässig, hinzukommen. „Uns geht der Platz aus“, sagt Sorg. Am Standort Schengen gibt es ähnliche Pläne. Ein zweites Firmengebäude mit noch einmal rund 80 Mitarbeitern ist auf der gegenüberliegenden Seite in der Wäistrooss geplant genauso wie der Bau von  25 Wohnungen für Mitarbeiter. Der Teilbebauungsplan (PAP) ist nach Firmenangaben genehmigt.

Sich in Schengen mit der internationalen Konzernzentrale anzusiedeln, war für den gebürtigen Deutschen aus der Pfalz, der seit 1998 in Luxemburg wohnt, konsequent. „Ich schaue hier zum Fenster raus und habe Deutschland und Frankreich im Blick“, sagt Sorg. „Da wird internationales Denken einfach gemacht.“ Seine luxemburgische Staatsangehörigkeit vervollständigt das Bekenntnis.

Dass nicht mehr Unternehmen den Schritt gehen und sich an der Grenze ansiedeln, weg von den Staus in Richtung Hauptstadt, kann Sorg nicht verstehen. „Ich muss nicht in der Stadt sein“, sagt er. „Die Lebensqualität mit den drei Kulturen,  die hier in Schengen aufeinandertreffen, ist hoch.“ Und die Aktien? „Meine Mutter hält ein paar und ich den Rest“, sagt er. „Wenn man sich im Premiumsegment etablieren will, geht das nicht ohne in Familienhand zu sein.“

Die Firma

PM International beschäftigt insgesamt knapp 500 Mitarbeiter weltweit und hat vier Headquarters an den Standorten Singapur, Schengen, Speyer und Florida. Der Konzern ist in 40 Ländern der Welt aktiv. Schengen ist das internationale Headquarter, wo zentrale Dienstleistungen für alle anderen Kontinente angesiedelt sind. Dort arbeiten 80 Mitarbeiter. Etwa genauso viele sollen in absehbarer Zeit in einem neuen Gebäude in Schengen hinzukommen. Vor kurzem hat PM sieben Immobilien zwischen Düdelingen und der Hauptstadt, in denen Kindertagesstätten angesiedelt sind, gekauft. Der Konzern ist im Rahmen von Charity-Initiativen mit 2.300 Kinderpatenschaften der größte Unternehmenspate bei World Vision.

Wiebke Trapp

 

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