Digitalisierung in der Landwirtschaft

Intelligent, produktiv und nachhaltig

Source : De Letzeburger Bauer
Date de publication : 04/01/2019

 

Das Thema Digitalisierung steht zunehmend im Mittelpunkt der Diskussionen, sei es im Zusammenhang mit der künftigen Arbeitsorganisation in praktisch allen Wirtschaftsbereichen, den administrativen Prozessen, den gesellschaftlichen Organisationsformen oder allgemein der staatlichen Gouvernance. Digitale Techniken nehmen zunehmend Einzug nicht nur in die Arbeitswelt, sondern auch in das tägliche Leben. 

Auch in der Landwirtschaft hat die Digitalisierung seit langem Einzug gehalten und den Begriff Präzisionslandwirtschaft geprägt. In dieser Ausgabe sind die Ausführungen von Professor Lucien Hoffmann, Direktor des Departement "Environmental Research and Innovation" beim LlST, die er im Rahmen der letztjährigen Generalversammlung der Bauernzentrale präsentierte, einzusehen. Darin werden die vielfältigen Anwendungen digitaler Techniken in der Landwirtschaft aufgeführt, darin wird auch deutlich dargelegt, wie diese Techniken nicht nur zu mehr Ressourceneffizienz, zu Produktivitätsgewinnen und letztlich auch zu wirtschaftlichen Vorteilen führen, sondern auch zu wesentlichen ökologischen Gewinnen in den Bereichen Umwelt-, Klima- und Wasserschutz. 

Zurecht wird die Präzisionslandwirtschaft mit den Begriffen "intelligent, produktiv und nachhaltig" charakterisiert. Durch den gezielten Einsatz von Produktionsmitteln und eine intensive Überwachung sowohl in der tierischen wie in der pflanzlichen Produktion kann das Ertragspotenzial optimal genutzt und Ertragsausfälle verhindert werden, während der gezielte Einsatz von Produktionsmitteln zu deren Minderung bei gleichzeitiger Steigerung der Nutzeneffizienz führt und damit auch eindeutig dem Umwelt- Klima- und Wasserschutz zu Gute kommt, dies ohne übertriebene Bewirtschaftungsauflagen und unnützen Produktionsabbau. Es sind dies Aspekte, die für die Landwirtschaft, darüber hinaus für die natürliche Umwelt, von ganz wesentlicher Bedeutung sind. 

Feststeht, dass die Digitalisierung in der Landwirtschaft sich sozusagen als unumkehrbarer Trend fortsetzen wird, dass dieses Thema dementsprechend eigentlich auch sehr viel stärker als bislang seinen Niederschlag, sowohl im politischen Diskurs, als auch in den agrarpolitischen und agrarumweltpolitisehen Maßnahmen finden müsste. 

Zurecht wird deshalb unterstrichen, dass Luxemburg einen umfassenden Masterplan, eine Road Map oder Fahrplan in Sachen Digitalisierung und Präzisionslandwirtschaft braucht, mit Schaffung der notwendigen Rahmenbedingungen, mit mehr Forschung und mehr Pilotprojekten in den für die Landwirtschaft relevanten Bereichen. 

Selbstverständlich stellt die Digitalisierung die in der Landwirtschaft tätigen Menschen vor neue Herausforderungen. Sie müssen sich diese neuen Techniken und die damit einhergehenden Strategien aneignen. Dem muss unbedingt im Bereich der Ausbildung, der Weiterbildung und der Beratung Rechnung getragen werden, um den Landwirten das notwendige Wissen in die Hand zu geben. Mit der Präzisionslandwirtschaft gehen auch bedeutende Investierungen einher und demzufolge drängt es sich auf die entsprechenden öffentlichen Unterstützungen auszubauen. 

Angegangen werden müssen ebenfalls die neuen Risiken, die mit der Präzisionslandwirtschaft einhergehen. Dabei rückt das Konzept der "Gläsernen Landwirtschaft" verstärkt in den Mittelpunkt, eine gläserne Landwirtschaft, in der alle Produktionsabläufe und -prozesse erfasst und offen gelegt werden. Ganz essentiell sind die Fragen der Rechtssicherheit, der Datenhoheit und der Sicherheit in Bezug auf die Big Data, wobei geklärt werden muss, wem die Daten gehören und wer darüber verfügen kann, wohlwissend, dass derjenige der die Daten hat, auch die Macht hat. 

Im Zuge der rezenten Regierungsbildung wurde hierzulande eigens ein Ministerium für Digitalisierung geschaffen, mit gleich zwei zuständigen Ministern. Es drängt sich dabei unweigerlich die Frage auf in wie weit sich bereits auf politischer Ebene mit der Digitalisierung in der Landwirtschaft befasst wurde? Bislang scheint es jedenfalls verpasst worden zu sein, vor allem auch aus ideologischen Motivationen heraus, konkretere, weitreichendere Strategien für die Landwirtschaft auf diesem Gebiet auszuarbeiten. Die famosen Rifkin-Diskussionen, wo es eigentlich um die Digitalisierung im Bereich der Landwirtschaft hätte gehen müssen, wurden leider von manch einem regelrecht dazu missbraucht, einseitige, pure ideologische Ideen über Biolandwirtschaft aufzuzwingen, anstatt Innovation und Fortschritt auch in der Landwirtschaft zu fördern. Damit bleiben diese Diskussionen nach wie vor eine verpasste Gelegenheit, sich mit für die Zukunft des Agrarsektors essentiellen Fragen auseinander zu setzen. 

Unverantwortlich wäre es, weiter ein dem einseitigen ideologischen Diskurs festzuhalten, mit dem Risiko, der Landwirtschaft reale Entwicklungschancen zu verbauen, anstatt die Herausforderung aufzugreifen und einen Masterplan in Sachen Präzisionslandwirtschaft zusammen mit den Forschern und den Akteuren aus der Landwirtschaft aufzubauen, auch die hierfür notwendigen Mittel bereitzustellen. 

Die Digitalisierung in der Landwirtschaft wird in großen Schritten vorangehen und sollte als reale Chance auch von den politischen Entscheidungsträgern aufgegriffen werden, um die Landwirtschaft als modernen, innovativen und produktiven Wirtschaftssektor voranzubringen. Dementsprechend muss das Thema Digitalisierung integraler Bestandteil der hiesigen Agrarpolitik werden. 

 

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