EFFO-Expertentalk im LIST in Belvaux

Am vergangenen Donnerstag, den 23. Januar 2020, luden die Verantwortlichen des EFFO-Projektes zum mittlerweile vierten EFFO-Expertentalk nach Belvaux. Den Anfang der Veranstaltung, welche unter dem Beisein der Minister Carole Dieschbourg und Romain Schneider stattfand, bildete eine geführte Besichtigung des LIST wobei sich die Gäste einen Überblick über die Projekte sowie die wissenschaftliche Ausstattung des Forschungsinstituts verschaffen konnten. 

Source : Agefi
Date de publication : 06/02/2020

 

In den darauffolgenden 90 Minuten wurden den geladenen Gästen die Ergebnisse und erste Erkenntnisse aus den Jahren 2015-2019 vorgestellt. 

Zunächst ging Alex Mesenburg, Lehrer am LTA und am EFFO-Projekt beteiligt, auf die hiesigen Rahmenbedingungen des Rapsanbaus ein. Obwohl die Ölpflanze mit knapp 3400ha (2018) Anbaufläche auf nur knapp 2,6% der landwirtschaftlichen Nutzfläche angebaut wird, ist ein Erhalt der Kultur unter vielen Aspekten unbedingt zu erstreben: 

- Ackerbauliche Aspekte: Neben einem sehr hohen Vorfruchtwert dient der Raps durch seine tiefe Durchwurzelung des Bodens und seine lange Bodenbedeckung als wichtige Nährstoffsenke. Insbesondere im Rahmen stetig steigender Probleme mitResistenzen hat der Raps wegen seiner auflockernden Wirkung in der Fruchtfolge eine wichtige Bedeutung. 

- Ökologische Aspekte: Zudem ist der Raps auch eine ganz wichtige Trachtquelle für Bienen, deren Stellenwert vor allem für die professionelle Imkerei nicht zu unterschätzen ist. Daneben ist die Pflanze Lieferant vieler wichtiger Rohstoffe sowie eine Alternative Energiequelle durch die Nutzung von Rapsöl in Biokraftstoffen. 

- Ökonomische Aspekte: Rapsanbauer schätzen die attraktiven Erlöse der Kultur. 

EFFO und der Rapsanbau in Luxemburg: 

EFFO ist ein Projekt der FILL - Fördergemeinschaft integrierte Landbewirtschaftung Luxemburg - das gemeinsam mit Landwirtschaftskammer, Lycée Technique Agricole und Luxembourg Institute of Science and Technology als Partner bei der Durchführung und mit der finanziellen Unterstützung des Landwirtschaftsministeriums, des Nachhaltigkeitsministeriums und des Hochschulministeriums umgesetzt wird. Geboren wurde das EFFO-Projekt Anfang 2015, als in Folge des Unfalls mit einer Pflanzenschutzspritze im davorliegenden Herbst und der darauffolgenden Analysenkampagne unserer Gewässer im Regierungsrat beschlossen wurde, dass landesweit der Einsatz von Metolachlor, ein Wirkstoff aus dem Maisanbau, verboten wird, und die Dosis sowie die Einsatzhäufigkeit von Metazachlor, einem Wirkstoff aus dem Rapsanbau, reduziert werden. Durch die Einsatzbeschränkung des Metazachlor auf maximal alle vier Jahre auf der gleichen Parzelle außerhalb von Wasserschutzgebieten, sowie einem Verbot innerhalb von WSG, bekam die Fruchtfolge wieder eine wichtigere Bedeutung. Daher kam dann auch der Fokus auf "Effiziente Fruchtfolgen". 

Aus diesem Grund ging Alex Mesenburg noch einmal im Besonderen auf den Bereich des Fruchtfolgeversuches in EFFO ein: über die 5 Versuchsjahre hinweg werden der Anbau sowie die Rentabilität einer 5-gliedrigen Fruchtfolge (Mais - Winterweizen - Erbsen - Ölkultur (Winterraps oder Alternativkultur) - Wintergerste) untersucht. Eine Vorstellung der Ergebnisse ist jedoch erst am Ende der 5-jährigen Phase bzw. nach Abschluss der letzten Ernte möglich. 

Im zweiten Teil der Veranstaltung präsentierte Tom Gallé (LIST) die Ergebnisse aus einem Forschungsprojekt zu Rückständen von Pflanzenschutzmitteln in sowohl Oberflächengewässern als auch dem Grundwasser. Zunächst führte Herr Gallé die Anwesenden in die Methodik ein und erläuterte, wie die Belastung der Gewässer untersucht und beschrieben werden kann. In einer kurzen Zwischenbilanz lobte Herr Gallé die Verantwortlichen der LWK, da diese ihre Empfehlungen zur PSM-Ausbringung regelmäßig an die Ergebnisse aus den Rückstandsmessungen anpassen. Weiter ging aus dem Vortrag hervor, dass die unterschiedlichen Pestizide nur mit einer gewissen Zeitverzögerung in Quellen nachzuweisen sind. Ist ein Grenzwert jedoch erst einmal überschritten, so kann es in manchen Fällen >30 Jahre dauern, bis der entsprechende Wert wieder unterschritten ist. Besondern hervor hob Herr Gallé dabei den Aspekt, dass die stetige Reduktion der Wirkstoffpalette zu vermehrtem Einsatz von wenigen Wirkstoffen in mehreren Kulturen und auch zu Resistenzbildung führen kann. Zur Lösung der Problematik bedarf es keinesfalls weiterer Verbote, sondern vielmehr einer Gesamtstrategie und alternativer Methoden im Pflanzenschutz für alle Kulturen. 

Im dritten Teil gingen wiederum die Mitglieder des EFFO-Projektteams auf die Versuchsergebnisse ein: 

- Michael Eickermann (LIST) stellte zunächst die Ergebnisse aus den Unkrautbonituren vor: allgemein wurden im Herbst höhere Unkrautdichten als im Frühjahr festgestellt, wobei die konventionell geführten Versuchsvarianten signifikant geringere Unkrautdichten aufwiesen. Daneben zeigten die Alternativmethoden Weite Reihe (mech. UKB mittels Hacke zwischen den Reihen & Bandspritzung auf der Reihe) sowie Colza associé (Raps mit abfrierender Untersaat) geringe Unkrautdichten. 

- Anschließend übernahm Alain Majerus (LWK) mit den Erntedaten: 
» insgesamt zeigten die 6 untersuchten Raps-Anbauvarianten Erträge um 41 dt/ha. Lediglich die Variante mech. UKB ohne PSM und ehern. Dünger zeigte mit 29,6 dt/ha signifikant niedrigere Erträge. Interessant ist an dieser Stelle der Aspekt, dass die beschriebene Variante zwar den geringsten Ertrag, jedoch einen mit 44,7% im Mittel 2% höheren Ölgehalt im Vergleich zu allen anderen Varianten aufwies. Alain Majerus wies dabei darauf hin, dass im weiteren Verlauf der Einfluss dieses Mehrertrags auf den Erlös zu untersuchen ist. 
» Hinsichtlich des Öllein-Anbaus wurde festgestellt, dass der Ertrag im Mittel der 4 Jahre bei rund 12,6 dt/ha lag, wobei jedoch große Ertragsunterschiede zwischen den Jahren und Standorten zu bemerken sind. 
» Ölhanf: nachdem der Ölhanf im ersten Anbaujahr 2017 nicht gedroschen werden konnte, zeigte sich das Anbaujahr 2018-2019 positiver, wenngleich nicht ganz einfach: allein die Gewinnung der Samen (bei Erträgen von 0-900 kg/ha) beim Mähdrusch stellte die Verantwortlichen vor eine Herausforderung. Im weiteren Verlauf des Versuchs müssen Probleme bei der Trocknung sowie der Säuberung des Ernteguts weiter untersucht werden. 

- Abschließend übernahm Pol Peters (LTA) das Wort und ging auf die ökonomische Auswertung der bisherigen Daten ein: um eine höhere Aussagekraft der Daten zu bewirken, wurde der Jahresvergleich mit Hilfe der Direktkostenfreien Leistung vorgenommen: dabei sticht insbesondere die Variante Weite Reihe (mech. UKB mittels Hacke zwischen den Reihen & Bandspritzung auf der Reihe) mit Beträgen zwischen 618€/ha (2016) und 1358€/ha (2017) hervor. Die Verantwortlichen des EFFO-Projektes appellierten an dieser Stelle an die politischen Vertreter, dass die erwähnte Variante durch eine Prämie für Bandspritzung, welche im Maisanbau schon mit 175€/ha ausbezahlt wird, für die Landwirte zusätzlich attraktiv gemacht werden könnte. Ausgehend davon, dass sich die Landwirte im beschriebenen Fall 5 Jahre an die AUK binden und im Rahmen einer Bandspritzung der Wirkstoffeinsatz um 70% reduziert und damit die negativen Einflüsse auf die Umwelt verringert werden, wäre dies eine praktikable sowie effektive Maßnahme. 

Hinsichtlich der alternativen Ölkulturen Öllein und Ölhanf wiesen die Verantwortlichen die Politik darauf hin, dass neben den ackerbaulichen Schwierigkeiten beim Anbau (hpts. Ölhanf) insbesondere der nicht vorhandene Absatzmarkt für die Öle aktuell einen großflächigen Anbau der Kulturen erschwert. 

Im Anschluss an die Vorstellung der Ergebnisse ergriff zunächst Frau Carole Dieschbourg das Wort. Sie lobte die proaktive Arbeit des EFFO-Teams, die Zusammenarbeit der einzelnen Akteure und wies ausdrücklich auf die Bedeutung der Landwirtschaft im Umwelt- und Gewässerschutz hin. Die Ministerin bestätigte die Auffassung, dass Lösungen in den beschriebenen Problemebereichen keinesfalls durch weitere Verbote, sondern vielmehr durch die Beteiligung aller Partner gefunden werden können. 

Diese Auffassung teilte auch Landwirtschaftsminister Romain Schneider, welcher neben Lob für das Projekt auch die Idee äußerte, alle Beteiligten "Experten" aus den unterschiedlichen Verwaltungen möglichst zeitnah an einen Tisch zu bitten, um dort gemeinsam die gewonnenen Erkenntnisse zu interpretieren und daraus Handlungsempfehlungen abzuleiten. 

In seinem Schlusswort ging FILL-Präsident Nico Kass nochmals auf die Bedeutung des Raps in einer diversifizierten Fruchtfolge ein. Er bedankte sich bei den beteiligten Ministerien für die finanzielle Unterstützung des Projektes und hob die Kooperationsbereitschaft der Landwirtschaft hinsichtlich Umwelt- und Gewässerschutz hervor. Er richtete dabei den Blick insbesondere an die Jugendlichen der Klasse 3TPAG des LTA, welchen er für ihre berufliche Zukunft ein Umfeld wünschte, in dem ihnen ihre anspruchsvolle Arbeit weiterhin möglich bleiben und Spass machen soll. 

Mesenburg Alex

 

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