EFFO-Expertentalk in Belvaux

Das nunmehr vierte Versuchsjahr des EFFO-Projektes ist abgeschlossen. Die Versuchsergebnisse wurden am Donnerstag vergangener Woche in Belvaux in den Räumlichkeiten des Luxembourg Institute of Science and Technology (LIST) im Beisein von Landwirtschaftsminister Romain Schneider und Umweltministerin Carole Dieschbourg vorgestellt. 

Source : De Letzeburger Bauer
Date de publication : 31/01/2020

 

Bevor die eigentliche Ergebnispräsentation begann, wurden die Gäste von LIST-Direktor Lucien Hoffmann und Dr. Michael Eickermann durch das LIST-Gebäude geführt und bekamen alle dortigen Apparaturen vorgestellt, welche zur Forschung, unter anderem im Rahmenlandwirtschaftlicher Versuchsprojekte, eingesetzt werden. 

Anschließend begrüßte Lucien Hoffmann die anwesenden Gäste in seinem Haus und machte nochmals auf die Wichtigkeit der Forschung für die Landwirtschaft aufmerksam, bevor er das Wort an Alex Mesenburg vom EFFO-Team weitergab. 

Dieser gab eine kurze Einführung in die aktuellen Rahmenbedingungen des Rapsanbaus. Laut den aktuellen Zahlen des SER nahm die Rapskultur im Jahr 2018 noch rund 3.400 ha Anbaufläche ein. Dies sind 2,6% der LNF und 5,5% der Ackerfläche. Dabei besitzt die Rapskultur durchaus positive Aspekte. Die Rapspflanze sorgt mit ihrer Pfahlwurzel für eine tiefe Durchwurzelung, was eine gute Bodenstruktur bewirkt und somit einen hohen Vorfruchtwert darstellt, dies bei einer langen Bodenbedeckung. ökologisch gesehen stellt die Rapskultur eine interessante Trachtquelle für die Bienen dar, liefert wertvolle Rohstoffe und gilt als alternative Energiequelle. Zudem besitzt der Raps für Ackerbaubetriebe eine hohe Wirtschaftlichkeit. 

Seit 2016 zählt das EFFO-Projekt jährlich drei Versuchsstandorte, auf denen acht Varianten in vier Wiederholungen miteinander verglichen werden. Des Weiteren werden auch zwei verschiedene Fruchtfolgen mit je fünf Gliedern verglichen, auf deren Resultate man nach dem kommenden, dem fünften Versuchsjahr gespannt sein darf. 

Im Anbauversuch werden eine Kontroll variante mit Unkrautbekämpfung durch Metazachlor, sowie eine mit alternativer chemischer Unkrautbekämpfung, aber auch rein mechanische Unkrautbekämpfungsmethodenmiteinanderverglichen. Daneben werden auch Öllein und Ölhanf als Alternativkulturen angebaut. Alle angelegten Varianten haben das Ziel, in der Praxis mit den gängigen Maschinen durchzuführen zu sein, ohne direkt die Maschinenkosten unnötigerweise in die Höhe schießen zu lassen. 

Nach der allgemeinen Beschreibung des Projektes war es Dr. Michael Eickermann, der auf das Unkrautaufkommen auf den Versuchsstandorten über die Jahre 2015 bis 2019 einging. Im Wesentlichen dominieren die unterständigen Arten, wie zum Beispiel Stiefmütterchen, während Kamille, Klatschmohn und Ausfallgetreide weniger dominant sind. Rispe, Quecke, Windhalm und Fuchsschwanz sind ebenfalls vorhanden. 

Am Beispiel des Standorts Simmern zeigte Dr. Eickerrnann, dass im Herbst generell höhere Unkrautdichten vorliegen als im Frühjahr, mit signifikant geringeren Unkrautdichten in den konventionellen Varianten mit Metazachlor und Clomazon. Von den Alternativvarianten zeigen Hacke in Kombination mit Bandspritzung, sowie der Colza associé die geringsten Unkrautdichten (siehe Grafik 1). Der Einsatz des Striegels ist sehr witterungsabhängig und stellt hohe Anforderungen an den Landwirt, so dass diese Variante eher unpraktikabel ist. 

In Grafik 2 zeigt sich deutlich, dass es in den mechanischen Varianten deutlich höhere Individuenzahlen gibt, besonders die Einjährige Rispe und die klassischen Problemunkräuter wie Kamille und Klatschmohn, während unterständige Arten wie das Stiefmütterchen in allen Varianten dominant sind. 

Die Erntedaten der letzten vier Jahre stellte Alain Majerus von der Landwirtschaftskammer vor. Alle Varianten befinden sich über die Jahre hinweg auf einem sehr hohen Niveau, bei allerdings auch großen Streuungen. Lediglich die rein mechanische Variante mit der Unkrautbekämpfung mit der Hacke erzielte signifikant niedrigere Erträge, während hier die Ölgehalte höher lagen. 

Von den beiden Alternativkulturen hat man eigentlich nur vom Öllein aussagekräftige Ertragsergebnisse. Im Mittel brachte der Öllein über die Jahre 12,6 dt/hamit allerdings großen Ertragsschwankungen zwischen den Jahren und Standorten. Der mittlere Ölgehalt lag bei 39%. Der Ölhanf stellt sich als schwierig zu erntende Kultur heraus. 

Die ökonomische Auswertung stellte Pol Peters, Lehrer an der Ackerbauschule, vor. Was die direktkostenfreie Leistung angeht, ist auffällig, dass die Variante „ weite Reihe ohne PSMEinsatz" deutlich hinter den anderen fünf Varianten liegt. Für den Rest sind keine deutlichen Unterschiede festzustellen. 

Neben den rein wirtschaftlichen Unterschieden zwischen den einzelnen Anbauformen des Winterraps bieten sich in verschiedenen Varianten zusätzlich AUK-Programme an, um die Mehrarbeit oder evtl. niedrigere Erträge so auszugleichen. So können die Varianten „Striegel" und „weite Reihe ohne PSM-Einsatz" am Programm 442- Verringerung des Herbizideinsatzes Code HB1 Getreide, Ölsaaten teilnehmen. Hierfür bekommt man eine Auszahlung von 125 €/ha. Baut man Raps auf einem ökologisch wirtschaftenden Betrieb an, erhält man für Biolandwirtschaft 250 €/ ha und sogar 300 € / ha während der Umstellungsphase. 

Weiterhin müsste man sich im Ministerium Gedanken machen, die Rapskultur in der Option Bandspritzung mit mechanischer Unkrautbekämpfung zwischen den Reihen zuzulassen. 

Ziel des EFFO-Projekts war es, den Herbizideinsatz zu reduzieren. Auch wenn in zwei Varianten gar keine chemische Unkrautbekämpfung stattfindet, kann man nicht von einem ökologischen Raps sprechen, da es hier zu viele Randeffekte in den kleinen Parzellen gibt. Ein eigenständiger Rapsanbauversuch im ökologischen Landbau ist also notwendig, bei gleichzeitigem Aufbau eines Marktes für Ökoraps, denn der Verkauf von Ökoraps zu konventionellen Preisen kann nicht zielführend sein. 

Auf der Basis der bisher gewonnenen Erkenntnisse der Jahre 2015-2019 kommen die Kooperationspartner zu folgenden Empfehlungen an die Politik und die Entscheidungsträger in der Agrarwirtschaft:

• Alternative Ölfrüchte (Ölhanf und Öllein, bzw. in 2015/16 auch Leindotter) schneiden sehr unterschiedlich ab. 
• Leindotter scheidet aufgrund des hohen Schädlingsdruckes (Erdflöhe, Glanzkäfer und Mehltau) als Alternativkultur aus. 
• Öllein konnte überzeugen, wenn auch Saatbett und Bodenfeuchte bei der Saat elementar sind (wie beim Raps). Erträge sind vergleichbar mit den Nachbarländern. 
• Ölhanf stellt hohe Herausforderungen an die Ernte und die NachernteAufberei tung. 
• Problematisch: es besteht kein Absatzmarkt für die Öle der Alternativkulturen in Luxemburg. Hier ist die Politik gefragt. 
• Egal welches Verfahren verwendet wird: Unkräuter werden ein Thema bleiben. 
• Die erprobten, alternativen UKBMaßnahmen sind praktikabel, bis auf den Striegel. Die Variante Hacke PSM+ wird bereits durch die Praxis aufgenommen. 
• Hacke PSM + und Colza Associé zeigten die geringsten Unkrautdichten im Vergleich zu den rest. Alternativ-Varianten. Eine Kombination beider Verfahren kann den Herbizideinsatz signifikant vermindern. Das Feintuning (Saattermin, Saattechnik etc.) muss weiter verbessert werden. 
• Das Unkrautmanagernent wird zukünftig mehr Arbeitsgänge besitzen. 
• Erträge insgesamt gut in allen Varianten! Die Variante Hacke PSM+ zeigte die geringsten Ertragsschwankungen. 
• Höhere Ölerträge in der Variante Hacke PSM-. Wie ist dieses Potenzial marktwirtschaftlich zu nutzen? 

In einem weiteren Vortrag ging Tom Gallé vom LIST auf die Kontaminationsrisiken der Wasserressourcen ein, welche durch Metazachlor-Substitutionswirkstoffe entstehen. Als im Herbst 2014 der Unfall mit der Pflanzenschutzspritze im belgischen Grenzgebiet passiert war, stellte sich aufgrund getätigter Untersuchungen heraus, dass im Stausee 200-300 ng / Liter Wasser Metazachlor-ESA, ein Abbauprodukt des Wirkstoffs Metazachlor, zu finden waren. 

Wichtig für die Frage, ob Wirkstoffe und deren Metaboliten im Grundwasser zu finden sind, sind deren Halbwertszeiten und Verteilungskoeffizienten (je geringer die Halbwertszeit und je höher der Verteilungskoeffizient, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit für einen Fund). Daneben ist natürlich auch die Anwendungsintensität ausschlaggebend für die Konzentration im Grundwasser. 

Im Rahmen des EFFO- Versuchs wurde sich seitens des LIST auch mit den alternativen Wirkstoffen zum Metazachlor beschäftigt, welche ein großes Risiko für die Grundwasserkörper darstellen, und zwar durch den vermehrten Einsatz, der durch das Verbot eines anderen Wirkstoffs erfolgt. 

In den folgenden Grafiken (Grafik 3) kommt die Verlagerung der einzelnen im Butisan enthaltenen Wirkstoffe und deren Metaboliten durch Oberflächenabfluss und durch Grundwasserverlagerung zum Ausdruck. 

Nach den verschiedenen Präsentationen dankten die Minister Schneider und Dieschbourg den an diesem wichtigen Projekt beteiligten Partnern und hoben beide hervor, dass man zusammen versuchen muss, das Trinkwasser zu schützen. 

Abschließend zeigte sich FILL-Präsident Nico Kass stolz über das auf FILL-Initiative erreichte Ergebnis dieses wichtigen Versuchs und lud zu einer offenen Diskussionsrunde bei kulinarischer Begleitung ein.

 

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