EFFO-Expertentalk in Ettelbrück

Am Donnerstag vergangener Woche wurden im Rahmen des sogenannten EFO-Expertentalk im LTA in Ettelbruck die Resultate der EFFO-Versuche aus den vergangenen drei Jahren vorgestellt und erste Schlussfolgerungen gezogen. 

Source : De Letzeburger Bauer
Date de publication : 15/03/2019

 

In ihren Begrüßungsansprachen blickten sowohl Nico Kass, Präsident der FILL, wie auch Tom Delles, Direktor des LTA, auf den Beginn des EFFO-Projektes zurück und dankten allen an der Durchführung Beteiligten für die geleistete Arbeit, sowie den verschiedenen Ministerien für die Finanzierung dieses wichtigen Projektes. Nico Kass bekräftigte auch noch einmal, wie sehr sich die FILL nach dem Unfall mit der Pflanzenschutzspritze im belgischen Grenzgebiet in der Pflicht sah, das Image der sehr wichtigen Rapskultur aufzupolieren. 

Hintergrund des Projekts 

Anschließend ging Alex Mesenburg, Lehrer am LTA und am EFFO-Projekt beteiligt, auf die Projektjahre 2016 bis 2018 ein. Aufgrund des leichten Strukturwandels in der hiesigen Landwirtschaft hin zu etwas höherem Viehbesatz, hat die Rapsanbaufläche im Zeitraum 2007bis 2017 von5.000 ha auf gut3.200 ha abgenommen. Trotzdem ist der Raps immer noch eine wichtige Kultur - nicht nur für die Landwirtschaft. Neben einem sehr hohen Vorfruchtwert, einer tiefen Durchwurzelung des Bodens, seiner auflockernden Wirkung in der Fruchtfolge und einer langen Bodenbedeckung ist der Raps auch eine ganz wichtige Trachtquelle für Bienen, deren Stellenwert vor allem für die professionelle Imkerei nicht zu unterschätzen ist. Allerdings ist der Raps als intensive Kultur vor allem in der Schädlingsbekämpfung, sowie aufgrund einer starken Selbstunverträglichkeit in Verbindung mit problematischen Bodenherbiziden, auch als sehr kritisch zu betrachten. 

EFFO ist ein Projekt der FILL - Fördergemeinschaft integrierte Landbewirtschaftung Luxemburg - das gemeinsam mit Landwirtschaftskammer, Lycee Technique Agricole und Luxembourg Institute of Science and Technology als Partner bei der Durchführung und mit der finanziellen Unterstützung des Landwirtschaftsministeriums, des Nachhaltigkeitsministeriums und des Hochschulministeriums umgesetzt wird. Wie schon von Nico Kass angedeutet, wurde das EFFO-Projekt Anfang 2015 aus der Taufe gehoben, als am 11. Februar in Folge des Unfalls im Herbst 2014 und der darauffolgenden Analysenkampagne unserer Gewässer im Regierungsrat beschlossen wurde, dass landesweit Metolachlor, ein Wirkstoff aus dem Mais, verboten wird und die Dosis sowie die Einsatzhäufigkeit von Metazachlor, einem Wirkstoff aus dem Raps, reduziert werden. Durch die Einsatzbeschränkung des Metazachlor auf maximal alle vier Jahre auf der gleichen Parzelle außerhalb von Wasserschutzgebieten, sowie einem Verbot innerhalb von WSG, bekam die Fruchtfolge wieder eine wichtigere Bedeutung. Daher kam dann auch der Fokus auf "Effiziente Fruchtfolgen". 

Seit dem Erntejahr 2016 wird der EFFO-Versuch auf drei für den Wasserschutz bedeutenden Standorten im Land durchgeführt. Hier werden acht Varianten in je vier Wiederholungen angelegt - zum einen mit Raps, aber auch mit Alternativkulturen. Als weiterer Teil des EFFO-Projektes wurden an mehreren Standorten zudem 5-jährige Fruchtfolgen angelegt. 

Die acht alternativen Anbautechniken für Raps (bzw. Alternativen zu Raps) sind folgende: 

1. Kontrollvariante mit Metazachlor 

2. Integrierter Winterrapsanbau ohne Metazachlor, jedoch mit alternativen Wirkstoffen 

3. Weite-Reihe-Verfahren mit teilmechanischer Unkrautbekämpfung und Bandspritzung 

4. Ökologischer Winterrapsanbau im Weite-Reihe-Verfahren 

5. Mechanische Bearbeitung mit Striegel, ... 

6. Colza Associé (Mischsaat Raps + Leguminosen) 

7. Öllein als alternative Ölpflanze 

8. Leindotter, seit 2018 ersetzt durch Hanf, als alternative Ölpflanze 

Angelegt werden diese Versuchsparzellen unter Praxisbedingungen in einer Parzellengröße von 6 mal 20 Metern. 

Der Fruchtfolgeversuch soll zeigen, wie man enge Fruchtfolgen auflockern kann und welche Alternativkulturen zum Raps möglich sind. Es wird dabei immer Wert auf die Wirtschaftlichkeit gelegt, warum Alex Mesenburg nochmals an die anwesenden Minister Schneider und Dieschbourg appellierte, dass unbedingt Absatzmöglichkeiten für alternative Produkte geschaffen werden müssten. Zusätzlich wird bestmöglich versucht, die AUKs mit in die Fruchtfolge einzubinden. Demnach findet man in einer effizienten Fruchtfolge Sommerungen und Winterungen, Halm-, Blatt- und Ölfrüchte sowie Zwischenfrüchte wieder. 

Ein weiterer Vorteil des EFFO-Versuchs ist die Möglichkeit, die sich bietet, Forschung und Praxis miteinander zu verbinden. Durch die Mitarbeit des LIST und des Einbringens des LTA wird das im Versuch gewonnene Wissen direkt an die künftige Generation der Landwirte übertragen,'welche diese alternativen Möglichkeiten im Ackerbau in ihren Betrieben anwenden können. 

Wissenschahlich erhobene Daten 

Dann gab Alex Mesenburg das Wort an Dr. Michael Eickermann vom LIST weiter, welcher die Erhebung und die Auswertung der Felddaten vorstellte, Vier Arten von Daten werden in den Versuchen erhoben: 

- Pflanzenphänologische Daten: BBCH-Stadien, Pflanzendichte, Wurzelhalsdurchmesser, Bedeckungsgrad 

- Entomologische Daten: Celbschalenfänge, um Zuflugtermine, Artenzusammensctzung und Individuendichte zu bestimmen 

- Herbologische Daten: Grad der Verunkrautung, Artenzusammensetzung und Leitunkräuter 

- Bodenkundliche Daten: in den konventio nell geführten Parzellen werden Bodenproben gezogen und auf Herbizid-Rückstände analysiert. 

Was die Witterungsbedingungen betrifft, so war nach 2016 und 2017 auch das vergangene Jahr auf seine Art speziell. In Punkto Temperatur war der Januar wärmer als der Februar und sogar der März 2018 hatte eine negative Durchschnittstemperatur aufzuweisen. Auch was die Niederschläge angeht, war 2018 außer den Monaten Januar und Mai zu trocken.

Logischerweise sollte in den Varianten mit Untersaat der Wurzelhals der Rapspflanzen eher geringer sein als beispielsweise in der konventionellen Variante. Dies hat dann folglich auch eine höhere Auswinterung zur Folge, weil die Pflanzen durch den bestätigt dichteren Bestand früher ins Längenwachstum gehen als Pflanzen aus einem Bestand mit weniger Kon. kurrenzdruck. 

Neben der Prognose in Sachen Schadinsekten, welche schon länger aus dem Sentinelle-Warndienst bekannt ist, werden seit Herbst 2015 auch Unkräuter und Ungräser nach jeder Applikation respektive nach jeder mechanischen Bearbeitung mittels des Göttinger Schätzrahmens ermittelt. Hierbei werden immer Unkrautdichte, Verunkrautungsgrad und Art des Leitunkrautes bestimmt. Da es im gesamten EFFO-Projekt kein standardisiertes Kulturmanagement gibt, sind die Daten nur innerhalb eines Standortes vergleichbar, nicht aber untereinander. 

Die untenstehende Grafik 2 zeigt den Vergleich zwischen dem Auftreten verschiedener Unkräuter, abhängig von der Unkrautbekämpfungsmethode. Die Zahl der Individuen ist signifikant höher in den mechanisch geführten Parzellen als in den chemisch geführten. Einjährige Rispe, aber auch Problemunkräuter wie Kamille und Klatschmohn, zeigen ein deutlich erhöhtes Aufkommen.

Erträge im Vergleich 

Die Versuchsergebnisse aus den Jahren 2016 bis 2018 wurden nach dem Vortrag von Michael Eickermann durch Alain Majerus (LWK) vorgestellt. 

Auf den drei Standorten fällt auf, dass in den drei ausgewerteten Jahren die ökologisch geführte Variante ertraglieh gegenüber den anderen deutlich abfällt, während die fünf anderen V arianten in etwa auf dem gleichen Niveau liegen. Dahingegen liegt die extensive Variante deutlich höher im Ölgehalt.

Als eine von zwei Alternativkulturen wurde von 2016 bis 2018 Öllein angebaut, eine Sommerkultur, dessen Produkt in der Farbindustrie Absatz finden kann. Die Erträge schwankten hier zwischen 15 und 25 dt/ha, bei einem Ölgehalt von 35 bis 42 Prozent. 

Die zweite Alternativkultur, der Leindotter, wurde im Jahr 2018 durch Ölhanf ersetzt, da man zu niedrige Erträge erzielte und das Unkrautmanagement sich als zu schwierig herausstellte. 

Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen 

Anschließend kam Pol Peters auf die wirtschaftlichen Daten des Versuchs zu sprechen und stellte gleich zu Beginn klar, dass der Preis für den Raps aus den Öko-Parzellen nicht höher eingesetzt wurde als der bei den konventionell geführten, da es für Ökoraps bisher keine garantierten Preise und Absatzwege gibt. 

Während bei den konventionellen Varianten und auch beim ÖJlein die Leistung zwischen 1.450 und 1.550 €/ha schwankt, so liegt diese beim ökologischen Raps bei gut 1.000 €/ha. Die Direktkostenfreie Leistung (DKL) ist hingegen beim Öllein im Jahr 2018 mit 1.285 €/ha am höchsten und beim ökologischen Raps mit 945 € am niedrigsten. Dieser Trend bestätigt sich auch über die drei Versuchsjahre. Allerdings ist die DKL für den ökologischen Raps im Jahr 2016 vergleichbar mit den anderen Varianten. Hier waren die Direktkosten in den konventionellen Varianten deutlich höher.

Was die variablen Arbeitskosten angeht, so liegt Colza Associe mit 482 € am niedrigsten, während Öllein mit 609 € am höchsten liegt. Hier muss man aber sagen, dass ein etwas höherer Mähdrescherlohn eingesetzt wurde aufgrund von erschwerten Druschbedingungen. Was bei den ökologischen Parzellen sicherlich berücksichtigt werden muss, ist der Einfluss der konventionellen Parzellen, die rundherum stehen und so den Schädlingsdruck auf den ökologischen Raps deutlich mindern. 

(jv)

 

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