Ein besonderes Material

Neopren: Isolierschlauch, Zahnriemen und Kleidungsstück

Source : Lëtzebuerger Journal
Date de publication : 18/04/2015

 

Es ist öl-, fett- und wachsbeständig und weist eine gute Resistenz gegen Basen, verdünnte Säuren und Salzlösungen auf. Spezielle Mischungen sind über Jahrzehnte ozon- und witterungsbeständig oder machen es für extremere Temperaturen tauglich. Die Rede ist von einer chemischen Verbindung, die Polychloropren genannt wird, allen aber als der Markenname "Neopren" bekannt ist.

Das gummiartige Material wird in unterschiedlichen Stärken und Materialdichten gefertigt - je dicker desto wärmer, je aufgeschäumter desto flexibler: Auf Grund seiner Materialstruktur haben Polychloroprene wie das bekannte Neopren beste elektrische und wärmeisolierende Eigenschaften, wie der Materialexperten Jens Kreisel vom "Luxembourg Institute of Science and Technology" (LIST) erklärt.

"Neopren ist ein ganz besonderes Material", sagt der Wissenschaftler, der darauf hinweist, dass es zuerst fast ausschliesslich für die Isolierung von Leitungen verwendet wurde. "Anscheinend erstdurch einen James-Bond-Film, als rund 30 Jahre nach seiner Erfinung 007 aus den Fluten steigt, dem Taucheranzug entschlüpft und im Smoking dasteht, wurde Neopren dann auch als wasserabweisendes und wärmeisolierendes Kleidungsstück bekannt", erklärt Kreisel.

Nicht selten würde man bei Materialien mit bestimmten Eigenschaften später feststellen, dass sie auch noch in vielen anderem Bereichen verwendet werden könnten, so wie bei "Neopren", was eigentlich nur die Markenname von Dupont für sein Chloroprenkautschuk-Produkt ist. Das besondere am Material ist laut Kreisel seine hohe Beständigkeit und dass es gut mit anderen Materialien verklebt werden kann. "Dass es durch Verkleben mit anderen Stoffen kombiniert werden kann, ist schon ein deutlicher Vorteil", so Kreisel.

Suche nach "Bio-Neopren"

Bei der Herstellung des Materials, vor allem der Vulkanisierung, werden Beschleuniger für die chemische Reaktion benutzt. Die sind aber ökologisch nicht unbedenklich, weswegen die wenigen Hersteller, die es für Chloropren gibt, nach Alternativen zu den herkömmlichen Beschleuniger suchen. Neopren habe fantastische Anwendungsmöglichkeiten, doch die Industrie stelle sich die Frage, wie man die Herstellung verbessern könne. "Viele Projekte gibt es dazu. Es geht also Richtung Bio-Neopren, indem man nachwachsende und kohlenstoffarme Biomaterialien mit einbaut. Weg vom Erdöl also." Wobei aber nicht alles, was Bio sei, automatisch gesund oder recy­celbar sei, fügt Kreisel hinzu.

Die hohe Beständigkeit von Neopren­ und seinen Alternativen macht es begehrt - und gleichzeitig wird die Zersetzung oder die Wiederverwertbarkeit des Materials dadurch extrem schwierig. "Bei all diesen synthetischen Polymeren ist heute die Hauptfragestellung. wie man sie recyceln kann." Ein zunehmender Anteil biologischer Bestandteile erhöht demzufolge zumindest die Kompostierbarkeit. "Trennbarkeit und Recyclebarkeit sind heute ausgesprochen wichtig". Unter anderem gibt es derzeit Projekte, die neoprenähnlichen Synthesekautschuk aus Kalkstein statt aus Erdöl herstellen. Die zwei Aufgaben, vor denen die Industrie steht, sind also zum einen umweltfreundlichere Materialien zur Herstellung wie auch eine verbesserte Recyclebarkeit. Die vielfaltige Verwendbarkeit und die guten Eigenschaften vor allem bei der Wärmedämmung machen Neopren und seine Nachfolger zweifellos zu Materialien, die - immer wieder modifiziert - noch lange benutzen werden.

MARCO MENG

 

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