Ein weiteres Puzzlestück

Das neue Forschungszentrum zu „Space Ressources“ soll noch 2020 seine Arbeit aufnehmen.

Source : Luxemburger Wort
Date de publication : 05/08/2020

 

In seinem Bestreben, zu einem international anerkannten Zentrum für den Abbau von Rohstoffen im Weltall zu werden, geht Luxemburg den nächsten Schritt. Am Dienstag verkündeten Wirtschaftsminister Franz Fayot und Forschungsminister Claude Meisch bei einer Pressekonferenz, dass noch in diesem Jahr ein Innovationszentrum für „Space Resources" seine Arbeit aufnehmen soll.

Das Projekt mit dem Namen „European Space Resources Innovation Centre" (ESRIC) soll am „Luxembourg Institute of Science and Technology" (LIST) in Beles angesiedelt werden. Eine entsprechende Vereinbarung wurde gestern unterzeichnet. „Wir haben lange überlegt, wie wir möglichst schnell mit dem neuen Forschungs- und Innovationszentrum loslegen können. Dass wir das ESRIC beim LIST ansiedeln, kommt daher, dass dort bereits Kompetenzen und die Ausstattung für Aktivitäten in diesem Bereich vorhanden sind", sagte Franz Fayot. Der Minister nannte hier insbesondere die Materialforschung im LIST sowie die Arbeiten zur Sensor- und Raumfahrttechnik.

Offen für Kooperationen

Das ESRIC ist das nächste Puzzle-stück bei dem Versuch, ein glaubwürdiges „Ökosystem" für diesen Industriezweig in Luxemburg aufzubauen. Nach der Gründung der „Luxembourg Space Agency" im September 2018 hatte die Universität im vergangenen Jahr verkündet, dass sie einen Masterstudiengang mit einem Schwerpunkt, auf Raumfahrt einrichtet. Im Januar diesen Jahres beteiligte sich der luxemburgische Staat schließlich mit 26 Millionen an der Risikokapitalgesellschaft Orbital Ventures, die Start-ups aus der Weltraumbranche mit Kapital versorgen soll. Die Einrichtung eines Forschungs- und Innovationszentrums für den Bereich „Space Resources" erscheint also nur folgerichtig.

Denn das ESRIC soll nicht nur eigene Forschung zu der Frage betreiben, wie Rohstoffe im Weltall abgebaut werden können. Die Einrichtung soll vielmehr ihre Forschungsinfrastruktur auch privaten Firmen aus dem Sektor und europäischen Universitäten zur Verfügung stellen und damit als zentraler Knotenpunkt für die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema dienen.

Beide Minister betonten, dass internationale Kooperation und die Zusammenarbeit der verschiedenen luxemburgischen Institutionen im Zentrum der „Space Resources"-Initiative stehen müssen, damit diese erfolgreich sein kann.

So bekäftigt auch Thomas Kallstenius, der Chef des LIST, dass „Open Innovation" zu den Grundprinzipien des neugegründeten Centre gehören soll. Dass ein Innovationszentrum sich derart privaten Unternehmen und anderen Forschungseinrichtungen öffnet, sei bisher einmalig, unterstreicht Fayot. „Das gibt es in dieser Form nicht in Europa", so der Minister.

Materialiorschung im Mittelpunkt

Das Startbudget von 20 Millionen Euro für die nächsten drei Jahre ist durchaus üppig. Davon kommen acht Millionen aus dem Wirtschaftsministerium, weitere acht von der European Space Agency (ESA), mit der Luxemburg bereits 2019 in Sevilla ein Kooperationsabkommen geschlossen hatte, drei Millionen Euro steuert das LIST bei. Der Rest soll durch projektgebundene Förderung vom Nationalen Forschungsfonds FNR kommen. Mit dem Geld soll unter anderem ein neues Labor für die Forschungsaktivitäten aufgebaut werden. So stellt die ESA eine Vakuumkammer zur Verfügung, in der Materialien unter den im Weltall herrschenden Bedingungen getestet werden können.

Thomas Kallstenius betont, dass die Forschungsarbeit sich zunächst vor allem auf den Bereich Materialwissenschaft konzentrieren wird. „Die Fragen, wie man im Weltraum Sauerstoff gewinnt oder Raketentreibstoff herstellt, sind alle eng mit den Materialwissenschaften verbunden", sagt der CEO des LIST, der aber auch davon ausgeht, dass die Arbeit seiner Forscher einen direkten Nutzen für normale Erdenbürger mit sich bringt. „Natürlich geht es bei ESRIC um Innovationen bei den ,Space Re-sources', aber wir werden bei unserer Arbeit immer auch ein Auge auf Anwendungen auf der Erde haben", so der Wissenschaftler.

Das ESRIC, für das ein Direktor noch rekrutiert werden muss, wird sich zunächst als eigene Abteilung beim LIST etablieren. Die nächsten drei bis fünf Jahre werden als die Aufbauphase des neuen Innovationszentrums angesehen, das in diesem Zeitraum auf eine Belegschaft von 30 Mitarbeitern anwachsen soll. Danach könne man sich vorstellen, dass das ESRIC vom LIST abgespalten und als eigenständige Institution geführt wird, möglicherweise auch als Niederlassung der ESA in Luxemburg, erklärte Minister Fayot.

Thomas Klein

 

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