Insektenforscher tauschen sich aus

Im Rahmen des XI. Europäischen Kongresses der Entomologen trafen sich rund 1.000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Anfang Juli in Neapel, an den Hängen des Vesuvs, um sich über die neuesten Erkenntnisse rund um die Insektenwelt auszutauschen. Im Fokus standen dabei nicht nur die in den Agrarkulturen wichtigen Schadinsekten, sondern auch Forstschädlinge, Nutzinsekten wie die Bestäuber, Lästlinge aus der Tier- und Humanmedizin und letztlich auch Insekten als Nahrungsressource.

Source : De Letzeburger Bauer
Date de publication : 27/07/2018

 

Rund 350 Vorträge und 500 Posterbeiträge bildeten innerhalb der fünftägigen Veranstaltung den Rahmen für interessante Diskussionen und detailreiche Streitgespräche. Als Organisator vor Ort fungierte die Italienische Entomologische Gesellschaft, die im Herzen Neapels, der Metropole Kampaniens, für alle Teilnehmer eine wundervolle Tagung ermöglichte. Luxemburg wurde durch Dr. Michael Eickermann (LIST) vertreten, der Ergebnisse zum Einfluss des Klimawandels auf die Agrarschädlinge darstellte und somit eine Zusammenfassung seiner bisherigen, zehnjährigen Forschung geben konnte. Dr. Eickermann zeigte anhand neuester Daten für Luxemburg die zu erwartende Erwärmung unter verschiedenen Emissionsszenarien und ging im Rahmen seiner Ausführungen auf die Folgen für die Vegetationsperiode ein Anhand der Projektionen, die er in Kooperation mit dem Klimatologen Dr. Jürgen Junk (LIST) entwickelt hatte, zeigte der Agrarwissenschaftler, dass mit einer Verschiebung des Vegetationsbeginns zu einem frühen Zeitpunkt ebenso zu rechnen ist, wie mit einer signifikanten Verlängerung der gesamten Vegetationsperiode. Ähnliche Ergebnisse zeigte Dr. Eickermann für die Agrarschädlinge am Beispiel der Schadinsekten im Winterraps, die ebenfalls eine deutlich frühere Zuwanderung unter Klimawandelaspekten in den Projektionen zeigten, als bisher erwartet. Im Weiteren diskutierte Dr. Eickermann die Rolle einzelner Schadinsekten und ihr Potential in der Zukunft.

Der Kongress bot aber noch eine ganze Reihe anderer Themen. Hohes Interesse fanden die Ausführungen von Prof. Arnold van Huis (Waageningen), der auf die zukünftige Bedeutung der Insekten in der Welternährung hinwies. Besonders beeindruckend waren für alle Zuhörer die Investitionen im Millionenbereich, die momentan zur Verbesserung der Massenzucht von Insekten als Tierfutter, aber auch im Gastronomiebereich vorgenommen werden. Guten Appetit!

Natürlich wurden auch Vorträge zu innovativen Bekämpfungsstrategien der Schadinsekten gehalten, darunter an besonders prominenter Stelle die Ausführungen von Prof. Guy Smagghe (Gent) zum Einsatz von RNAiTechnologie. Solche maßgeschneiderten "biologischen Bomben" würden den Einsatz von chemischen Pestiziden deutlich reduzieren.

Von hohem Interesse für alle Imker waren die Vorträge im Bereich der Bestäuberinsekten. Hier fiel insbesondere Prof. Christina Grozinger (Pennsylvania, USA) auf, die in ihrem Vortrag die Rolle einer abwechslungsreichen Pollenversorgung für die Honigbienen unterstrich. Insbesondere ihre Präsentation einer digitalen Entscheidungshilfe (Pollination Mapper) für Imker und Landwirte zur Aufstellung von Bienenvölkern zu Bestäubungszwecken erntete spontanen Applaus im Publikum.

Fazit: Eine außerordentliche Tagung mit einer Vielzahl wichtiger Themen und wegweisender Lösungsansätze der derzeit aktuellen Probleme im Bereich der Insektenkunde. Der XII. Europäische Kongress der Entomologen wird 2022 auf Kreta stattfinden.

 

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