Kleine Helfer in großer Not

Die Regierung versucht, durch verschiedene Maßnahmen die rasanten Sterberaten der Honigbiene einzudämmen.

Source : Tageblatt
Date de publication : 27/08/2015

 

Seit Beginn der 2000er Jahre beobachten Imker und Wissenschaftler in Europa und Nordamerika ein teilweise massives Aussterben der Bienenvölker. An dem „Völkerkollaps“ starben im Winter 2014/2015 laut einer Antwort von Umweltministerin Carole Dieschbourg auf eine parlamentarische Anfrage des Abgeordneten Henri Kox rund 20 Prozent der Bienenvölker Luxemburgs. Aus der Antwort von Landwirtschaftsminister Fernand Etgen auf die gleiche parlamentarische Anfrage geht hervor, dass in den letzten fünf Wintern Verlustraten von 9 bis 34 Prozent gemessen wurden. Dabei sind Bienen ein zentrales Glied in unserer Nahrungskette. In Europa sind etwa 90 Prozent der landwirtschaftlichen Kulturen auf die Bestäubung durch Bienen angewiesen. Hauptgrund für das Sterben ist der Befall durch die Varroamilbe, einen Parasiten, gegen den die Europäische Honigbiene „Apis Mellifera“ keine natürliche Abwehr besitzt. Befallene Bienen werden nicht nur kleiner, sondern finden auch öfter den Weg zum Stock nicht mehr wieder. Außerdem schwächt der Parasit ihr Immunsystem und überträgt zusätzlich Viren.

Weltweit werden alljährlich Behandlungen gegen die Varroamilbe vorgenommen. Der Parasit wird jedoch immer resistenter. Deshalb arbeiten zahlreiche  Bieneninstitute in Europa an der Züchtung einer varroaresistenten Honigbiene. Bislang aber nur mit geringen Erfolgen.

Weiterhin wird seit 2011 das vom Landwirtschaftsministerium in Auftrag gegebene „BeeFirst“- Forschungsprojekt durchgeführt. Forscher des „Luxembourg Institute of Science“ (LIST) analysieren in Zusammenarbeit mit dem „Lëtzebuerger Landesverband fir Beienzuucht“ (FUAL) die von der „Administration des services vétérinaires“ (ASV) aufgenommenen winterlichen Völkerverluste. Ziel ist es, den Einfluss von Umweltfaktoren, Imkerpraktiken sowie von landwirtschaftlicher und nicht landwirtschaftlicher Flächennutzung auf die Bienenbevölkerung zu beleuchten. Die Imker sollen dadurch Informationen erhalten, wie sie die Überlebensraten der Bienen erhöhen können. Darüber hinaus betreibt ein nationaler Bienenberater zusammen mit der FUAL und der ASV ein „Varroamonitoring“, das Auskunft über den aktuellen Milbenbefall und den Erfolg der Varroabehandlungen geben soll. Die Regierung unterstützt außerdem das Anpflanzen von Blühstreifen, die für die Bienen nützlich sind. Landwirte, die solche Blühstreifen mit einer Breite von sechs bis neun Metern und einer vorbestimmten Pflanzenmischung anbauen, erhalten für jeden angepflanzten Hektar eine Förderung von 1.200 Euro.

Ein weiterer Grund für den Schwund der Bienen sollen umstrittene Insektizide aus der Gruppe der Neonicotinoide sein. Auch wenn es aufgrund der Vielzahl von verwendeten Pestiziden und geringen Wirkstoffmengen, die analysiert werden, äußerst schwierig ist, eindeutige Ergebnisse hervorzubringen, veröffentlichte die Fachzeitschrift Nature im April einen Artikel, laut dem Neonicotinoide die Bienenbevölkerungen nachweislich beeinträchtigen.

2013 wurde von der EU-Komission zum Schutz der Bienen ein zweijähriges Teilverbot gegen drei Pestizide der Gruppe der Neonicotinoide ausgesprochen. Zwar soll dieses Verbot nach der Zweijahresfrist nicht automatisch auslaufen, allerdings soll es von der EU-Kommission angesichts der in der Zwischenzeit gesammelten wissenschaftlichen Befunde neu geprüft werden. Die französische Regierung hat sich bereits für eine Verlängerung sowie für die Erweiterung des Verbots auf alle neonicotinoide Pestizide ausgesprochen.

Sara Barbosa

 

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