Kulturen entwickeln sich rasch

Im Gutland steht die Heuernte an 

Source : De Letzeburger Bauer
Date de publication : 01/06/2018

Nicht nur an der Luxemburger Mosel, sondern auch bei den übrigen Kulturen ist die Vegetationsentwicklung diesmal schneller als in einem Durchschnittsjahr. Der Mai mit seinen rekordverdächtigen Temperaturen hat dafür gesorgt, auch dank ausreichend Bodenfeuchte, dass die Vegetation sich "im Turbogang" entwickeln konnte. Im Gutland wartet man momentan auf trocken-warmes Wetter für die Heuernte. Die Bestände waren schon in der letzten Maidekade erntereif. Man kann also auch Dauergrünland von einer Verfrühung von mindestens zwei Wochen sprechen. Einige wenige Landwirte haben bereits angefangen mit dem Heuen, dies mit dem großen Risiko, dass die Qualität noch durch einen Gewitterschauer stark in Mitleidenschaft gezogen werden konnte. Die hohe Luftfeuchtigkeit der vergangenen Tage sorgte zudem dafür, dass das Gras langsamer abtrocknete als erwünscht. Es ist deshalb fraglich, ob das Erntegut ausreichend getrocknet ist. Einige wenige Futterbaubetriebe haben bereits einen zweiten Silageschnitt im Grünland getätigt. Doch das Gros war im Gutland bislang-nach der Mahd in der ersten Maidekade - noch nicht erntereif. Wenigstens wächst zu diesem frühen Zeitpunkt, also vor der üblichen Sommertrockenheit, landesweit ein zweiter Aufwuchs, was 2017 angesichts der ausgesprochenen Frühjahrstrockenheit vielerorts nicht der Fall war. Durch die mehr oder weniger regelmäßig fallenden Niederschläge - in der Regel in Form von Gewitterregen - profitiert die Vegetation weiterhin. Auch bei den wärmeliebenden Kulturen wie Mais und Kartoffeln macht sich das wuchsfreudige Wetter positiv bemerkbar, so dass mit einem frühen Bestandesschluss gerechnet werden kann. Dem Raps war die frühe sommerliche Witterung, die ab April vorzeitig auftrat, schon eher der Wärme zuviel, weil die Wurzelentwicklung mitunter nicht mit der Entwicklung der Blattmasse schritthalten konnte. Vor allem im Norden gab es deshalb das Phänomen, dass die Pflanzen einen Teil ihrer Schötchen vorzeitig abwarfen. 

Wasserbilanz fällt oft negativ aus 

Der Regen fiel seit Mitte April sehr ungleichmäßig verteilt, was bei Gewitterschauern auch üblich ist. An manchen Agrimeteo-Stationen wurden in den vergangenen Wochen relativ große Niederschlagssummen gemessen, an anderen relativ geringe. Der warme Mai - in Deutschland spricht man schon von einem Wärmerekord seit Beginn der amtlichen Messungen vor 130 Jahren - hat auch zur Folge, dass enorme Wassermengenverdunsten. Vielerorts bot der April bereits keine ausgeglichene Wasserbilanz, so dass nun aus diesen beiden Monaten im Fall von Useldange rund 80 mm fehlen (Stand 30. Mai). Die gestrigen Niederschläge, die teilweise mehr als 20 mm, in Useldange jedoch nur 8 mm betrugen, haben das Bild kurzfristig. etwas verändert. In Eschdorf, wo sich ebenfalls ein großes Defizit aufgebaut hat, sind laut Angaben von Agrimeteo allein im Mai 114 mm verdunstet. Im ebenfalls sehr warmen April waren es bereits 82 mm, zusammen also knapp 200 mm Verdunstung aus diesen beiden Frühlingsmonaten. An den weniger wind exponierten Standorten des Landes war es etwas weniger. Es gibt also momentan durchaus Regionen im Land, wo das (nicht ausreichende) Niederschlagswasser der begrenzende Wuchsfaktor ist.  

Fusarium könnte 2018 wieder ein Thema beim Weizen werden 

Die Getreidebestände haben sich seit Vegetationsbeginn gut und vor allem rasch entwickelt. Beim Winterweizen wurde im Gutland diese Woche bereits die Vollblüte erreicht. Im Ösling wird nächste Woche das Stadium der Blüte erreicht. Diese Phase ist kritisch für Fusariuminfektionen. Anfällig ist insbesondere der Winterweizen. "Im Gutland gibt es nun zum Ende der Blüte ein Regen- und damit witterungsbedingt ein Infektionsrisiko, im Ösling besteht ein solches Risiko zum Blütebeginn", sagt hierzu Dr. Marco Beyer vom Luxembourg Institute of Science and Technology - abgekürzt LIST. Für den LIST-Wissenschaftler, der den Sentinelle-Warndienst für Getreidekrankheiten betreut, müssen aber einige Faktoren zusammenkommen, um Fusarium wirklich zu einem Problem werden zu lassen: neben dem Regen in die Blüte sind dies eine unpassende Vorfrucht (verbunden mit einer Fusarium fördernden Bodenbearbeitung), der Verzicht auf einen gezielten Pflanzenschutz sowie eine anfällige Sorte. Cezielte Fungizidapplikationen haben allerdings nur eine begrenzte Wirkung, wie man dem aktuellen Sentinelle-Bericht entnehmen kann. "Entscheidend von Seiten der Witterung ist die Situation diese und Anfang nächster Woche. Und wenn in dieser Phase Infektionsbedingungen herrschen sollten, könnte man erst in drei bis vier Wochen sagen, ob die Bestände tatsächlich infiziert sind", so Marco Beyer. Die gestrigen Regenfälle, die im Gutland zum Teil üppig ausfielen, haben das Risiko auf jeden Fall erhöht. 

Ansonsten mittlerer Krankheitsdruck beim Getreide 

Bei deh Blattkrankheiten spricht der LIST-Wissenschaftler von einem Jahr mit mittlerem Befall und unterteilt Luxemburg diesbezüglich in drei Zonen: "Im Süden dominiert Gelbrost, in der Mitte Blattdürre und zum Teil Gelbrost, im Norden Mehltau." Der Standort Bettendorf scheint von allem Ungemach etwas zu haben. Manche Triticalesorten, die im Sortenversuch stehen, sind massiv von Mehltau oder Gelbrost befallen und werden wohl die nächste Runde im Sortenkarussell nicht mehr erreichen. Fungizidapplikationen zum richtigen Zeitpunkt werden sich diesmal auszahlen. 

Vom Auftreten des Gelbrosts zeigte sich Marco Beyer überrascht: "Trotz der kalten Märztemperaturen ist Gelbrost stark aufgetreten, was ungewöhnlich ist. Wahrscheinlich gab es eine Verbreitung von Sporen mit dem Wind direkt von Lothringen. Zwei- bis dreimal zogen im Frühjahr Regenbänder von Süden her zu uns." Am Sentinelle-Standort Burmerange ist zu beobachten, dass die Pflanzen auf den unbehandelten Parzellen bis zum 2. Blatt von Gelbrost stark geschädigt sind. Aber selbst in Reuler hat sich neben Mehltau Gelbrost mittlerweile stark ausgebreitet, weshalb eine Behandlung empfohlen wurde. An den drei Gutland-Standorten war zuvor bereits wegen Gelbrost oder anderer Krankheiten zu einer Behandlung geraten worden. Gelbrost lässt sich allerdings gut mit Fungiziden bekämpfen. 

Die aktuelle Saison ist also durchaus geeignet, die Spreu vom Weizen, also die anfälligen von den weniger anfälligen Sorten zu trennen. Doch der LIST-Wissenschaftler relativiert: "2016 war es schlimmer." 

(hl).

 

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