Luxemburgs Fußabdruck im Weltraum wächst

Es ist erstaunlich, wie schnell es gehen kann: Gerade mal vier Jahre ist es her, dass die Space-Resources-Initiative vom damaligen Wirtschaftsminister Etienne Schneider gestartet wurde. Seitdem ist Luxemburg zu einer anerkannten Größe im Weltraumgeschäft geworden. Als gestern Morgen das „European Space Resources Innovation Centre“ (ESRIC) offiziell gegründet wurde, wurde die Zeremonie von fast tausend Menschen live über das Internet mitverfolgt. Von der US-Weltraumagentur NASA wurde das Land per Videobotschaft geradezu mit Lob überschüttet. 

Source : Tageblatt
Date de publication : 19/11/2020

 

„Will die Menschheit irgendwann eine dauerhafte Präsenz auf dem Mond haben, dann muss sie lernen, mit dem zu leben, was der Ort zu bieten hat“, sagte Mike Gold, Administrator for NASA’s Office of International and Interagency Relations. Nur so könne die Erforschung des Weltraums nachhaltig gestaltet werden, erklärte er. Mehrmals dankte Gold Luxemburg dabei „für seine Führungsrolle“ in dem Bereich. Die Nutzung der Ressourcen vor Ort sei „der Treibstoff, um die Menschheit zum Mond und noch weiter ins Weltall zu bringen“.

Auch der Generaldirektor der Europäischen Weltraumagentur, Jan Wörner, war über Video zugeschaltet. Die ESA ist neben der Luxemburger Weltraumagentur (LSA) und dem Forschungsinstitut LIST einer der drei Partner des neuen Innovationszentrums. „Luxemburg ist immer bereit, neue Wege zu gehen“, lobte Wörner die Initiative des Großherzogtums. „Die Zukunft ist näher, als es scheint.“

Aktuell steht der Transport bei Mondmissionen für etwa 90 Prozent der Kosten, fügte Bernhard Hufenbach (ESA) erklärend hinzu. Das sei nicht besonders nachhaltig. Dementsprechend sei es für die Erforschung des Weltraums absolut wesentlich, die Rohstoffe vor Ort zu nutzen, etwa Wasser und Mineralien. 

„Nun kann das Abenteuer wirklich beginnen“, so Wirtschaftsminister Franz Fayot gestern in seiner Rede zur offiziellen Eröffnung. Das ESRIC soll zu einem international anerkannten Zentrum für wissenschaftliche, technische und kommerzielle Kompetenz in dem Bereich werden. Es sei das erste Forschungsund Innovationszentrum, das bei der Entwicklung von Technologien zur Erforschung des Weltraums den Fokus auf Rohstoffe aus dem Weltraum lege. Partner aus dem öffentlichen und dem privaten Sektor sind willkommen. „Es geht um Koordination und Kooperation“, so Interimsdirektor Mathias Link. „Das Ziel ist der Mond. Auch Europa soll da eine Rolle spielen.“ Zuvor war der studierte Physiker Director of International Affairs bei SpaceResources.lu und der LSA.

Wirtschaftlicher Nutzen für Luxemburg

Auch die Wirtschaft wird nicht vergessen: So soll ESRIC (mit Sitz in Esch-Belval) mithelfen, die Wirtschaft des Landes zu diversifizieren. Im Laufe von 2021 soll z.B. ein besonderer Bereich für Start-ups entstehen, erläuterte Fayot.  Bereits jetzt zählt das Land rund 50 Firmen, die im Geschäft mit dem Weltraum tätig sind. „Schließlich wollen wir auch einen wirtschaftlichen Nutzen davon haben“, so Marc Serres, Geschäftsführer der LSA.  

„Wir haben bereits mehrere hochrangige Forschungsprojekte im Raumfahrtsektor durchgeführt und wir sehen viele potenzielle Synergien zwischen dem ESRIC und unseren anderen Forschungsabteilungen“, so der Geschäftsführer des  Forschungszentrums LIST, Thomas Kallstenius. Das ESRIC passe voll und ganz dazu. „Für uns wird vor allem die duale Nutzung von Technologien – im Weltraum und auf der Erde – in den kommenden Jahren von großem Interesse sein.“ Zudem soll auch die Forschung positive Ergebnisse für sozioökonomische Bedürfnisse auf der Erde erzielen, unterstrich Minister Claude Meisch. Das ESRIC, das in den Räumlichkeiten des LIST angesiedelt ist, reihe sich gut ein in die Ziele der hiesigen öffentlichen Forschung.

Etwa 15 Millionen Euro wollen die drei Partner (ESA, LSA und LIST) in den kommenden fünf Jahren ins ESRIC investieren. Dieses Geld soll in neue technische Ausrüstungen fließen, und auch die Gehälter von rund 30 Mitarbeitern sollen hiermit bezahlt werden. Die ersten Jobanzeigen sollen in den kommenden Tagen auf der Webseite vom ESRIC veröffentlicht werden, so Mathias Link. Danach werden die verschiedenen Teams aufgestellt. „Es ist ein spannender Moment“, so Serres. „Ein Baustein in der Space-Resources-Initiative.“ Und er verspricht: „Weitere werden noch folgen.“ 

Christian Muller

 

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