Neujahrsempfang am Weinbauinstitut

Zum traditionellen "Verre de l'amitié" gaben sich am vergangenen Mittwoch zahlreiche Vertreter des heimischen Weinsektors, der Moselgemeinden und der Politik, aber auch Vertreter des Sektors aus den benachbarten Weinbaugebieten jenseits der Grenzen am Weinbauinstitut in Remich ein Stelldichein.

Source : De Letzeburger Bauer
Date de publication : 16/01/2015

 

Diese Veranstaltung ist von Seiten der staatlichen Fachverwaltung immer eine Gelegenheit, auf das vergangene Weinjahr zurückzublicken und auf im neuen Jahr anstehende Sujets einzugehen. Dies tat denn auch IVV-Direktor Roby Ley. Mit dem Weinjahr 2014 ist man sehr zufrieden, sowohl bezüglich Qualität als auch in puncto Erntemengen. Des weiteren ist hervorzuheben, daß die neuen AOP-Bestimmungen in der Praxis erfolgreich umgesetzt worden sind. Für die Etikettierung der Weine gemäß der neuen AOP gilt nun eine Dreiteilung, welche aufgrund der unterschiedlichen, gegenüber früher abgesenkten Erntemengen-Höchstgrenzen in einer Pyramide dargestellt werden kann. Für die Basisqualität gilt die Bezeichnung Cötes de... mit Angabe der Ursprungsgegend, zum Beispiel Cötes de Remich. Im mittleren Qualitätssegment ist Cöteaux de... mit Angabe des Weinortes vorgesehen, zum Beispiel Cöteaux de Wasserbillig. Angaben zur Weinlage sind dem Spitzensegment mit der geringsten Erntemengen-Höchstgrenze vorbehalten, zum Beispiel Wintrange Felsberg. Darüber hinaus existieren noch nicht-staatliche Labeis, die bezüglich Erntemenge und Qualitätsanspruch über das gesetzliche Maß für das Spitzensegment hinausgehen (Charta Schengen Prestige, Charta Privatwinzer, Domaine et tradition). Hinzu kommen weiterhin die Spezialitätenweine und der Crdmant de Luxembourg, die beim Verbraucher beworben werden. Die strengeren Normen in Kombination mit der neuen Etikettierung sollen dazu dienen, den Wein mit einem Alleinstellungsmerkmal vermarkten zu können und diese sollen demzufolge stärker in den Vordergrund gestellt werden. Wegen der hierzulande höheren Produktionskosten gegenüber ausländischen Konkurrenzregionen besteht hierfür eine konkrete Notwendigkeit, um sich im "internationalen Qualitätswettbewerb" abzusetzen. Gleichzeitig visiert man ein Verbrauchersegment, das immer weniger, aber immer besseren Wein konsumieren will. Es kommt darauf an, das neue AOP-Konzept nach außen zu vermitteln, damit der Winzer etwas von den Neuerungen hat in Form von höheren Preisen. Man ist derzeit im Gange, im Rahmen der Marque Nationale hierfür das nötige Werbematerial auszuarbeiten. Weil der Staat nicht zufrieden mit dem bisherigen Marketing im heimischen Sektor ist, wurde eine externe Studie in Auftrag gegeben, um herauszufinden, wie man künftig gezielt vorgehen muß, um erfolgreich zu sein.

Forschungsprojekte werden mit dem CRP Gabriel Lippmann (jetzt ,Luxemburg Institute for Science and technology' - LIST) durchgeführt, die auf eine Verbesserung der Qualität und der Nachhaltigkeit abzielen. Hier sind das Terroir-Projekt zu nennen, wo 2013 und 2014 verschiedenste Einflußgrößen untersucht wurden. Für 2015 ist ein Monitoring bei der Kirschessigfliege geplant. Des weiteren ist ein Trockenmauer-Projekt geplant, dies in Zusammenarbeit mit der Umweltverwaltung und dem ONR. In puncto Qualität und Nachhaltigkeit wird staatlicherseits die Beratung verstärkt und auch im Rahmen von Weiterbildungsmaßnahmen wird diesbezüglich Neues vermittelt.

Abschließend wurde noch ein geschichtlicher Abriß zur Umstrukturierung infolge der Reblauskatastrophe vor rund 100 Jahren getätigt, wobei der Echternacher Professor Massard zitiert wurde. Aus diesem Abriß wird klar, daß es ein langwieriges und kostspieliges Unterfangen war, die ganze Luxemburger Mosel mit Hilfe von amerikanischen Pfropfreben zu sanieren, was Ende der 30er Jahre des vergangenen Jahrhunderts großteils geschehen war. Andere Versuche, der Reblaus Herr zu werden, mußten frühzeitig aufgegeben werden. Und paradoxerweise führte die aufgezwungene Sanierung dazu, daß die Qualität des Luxemburger Weins enorm gesteigert wurde.

In seiner Begrüßungsansprache hob Weinbauminister Fernand Etgen, hervor, daß es Aufgabe als Weinbauministers sei, dem Luxemburger Weinbau zu helfen, seine Strukturen den neuen gesellschaftlichen Herausforderungen anzupassen und die vorhandenen Chancen zu nutzen. Als wichtigsten Trumpf nannte der Minister die Organisation des Sektors, die großteils auf gemeinschaftlichen Strukturen beruht.

Daneben sprach er die Helikopterspritzungen an, wobei er untermauerte, daß durch die neuen Einschränkungen weder Protvigne noch Spritzgenossenschaften in Frage gestellt sind; es sei eher eine Reorganisation der Spritzgenossenschaften notwendig.

(hl)

 

Partager cette page :