Spuren des Virus als Barometer

Die Erregerrückstände in den Abwässern bleiben weiter über dem Niveau der ersten Infektionswelle

Source : Luxemburger Wort
Date de publication : 10/12/2020

 

Das Corona-Virus zeigt immer noch eine hohe Prävalenz innerhalb der Bevölkerung auf. Dies zeigen nicht nur mehrere Hundert positive Testresultate, die tagtäglich vom Gesundheitsministerium veröffentlicht werden. Auch in den Abwässern des Landes bleibt die Viruslast weiter hoch, es zeichnen sich aber leicht positive Tendenzen ab. Das geht aus dem aktuellsten Bericht des Luxembourg Institute of science and technology (LIST) hervor. Im Zuge der Corona-Step-Studie untersuchen Wissenschaftler des Instituts seit Beginn der Pandemie die Zuflüsse von Kläranlagen.

„Die festgestellte Viruslast zeigt, wie bereits in den vergangenen Wochen, eine sinkende Tendenz. Sie bleibt aber immer noch höher, als während der ersten Welle“, sagt Leslie Ogorzaly, Virologin und Leiterin des Projekts. Die Auswertung der Abwässer soll neben der Teststrategie der Regierung zusätzliche Informationen über die Verbreitung des Virus liefern.

Zusätzliche Informationen

Denn durch die ausgewerteten Daten sollen Infektionstrends bereits frühzeitig erkannt werden, da unter anderem auch Rückstände von Virus-Trägern erfasst werden können, die aus verschiedenen Gründen noch kein positives Testresultat haben. Zwischen der Dynamik der festgestellten Viruslast und der registrierten Neuinfektionen lasse sich denn auch eine Korrelation feststellen, so Leslie Ogorzaly. Veränderungen in der Infektionsdynamik würden sich aber bei den Abwasserproben wenige Tage früher bemerkbar machen.

Herkömmliche Tests vollkommen ersetzen kann das Projekt nicht. Durch die Analyse der Abwässer lassen sich ansteckende Personen nicht identifizieren. Konkrete Infektionsketten können demnach nur anhand der herkömmlichen Methoden identifiziert und unterbrochen werden.

Der Weg ins Wasser

Zwar sei Covid-19 eine Krankheit, die hauptsächlich die Atemwege betrifft. Die Viren würden sich aber im Körper verbreiten, ein Teil von ihnen würde dann auch über den Darm und Urin ausgeschieden, so Leslie Ogorzaly. So gelangen schließlich Rückstände der Erreger in die Abwässer, wo die Forscher sie durch ein spezialisiertes Verfahren in den Zuflüssen von Kläranlagen feststellen können.

Aktuellen Erkenntnissen zufolge seien die Viren im Abwasser aber nicht mehr infektiös. Zu diesem Zeitpunkt habe der Erreger bereits einen gewissen Zersetzungsprozess durchlaufen. Noch nicht abschließend geklärt sei aber die Frage, wie lange Personen Virusreste ausscheiden. Dies könne auch nach dem Verschwinden der Symptome der Fall sein, so die Virologin.

Landesweiter Überblick

Derzeit werden die Zuflüsse von 13 Kläranlagen unter die Lupe genommen. „Die Stationen wurden unter anderem aufgrund ihrer Größe ausgewählt“, so Leslie Ogarzaly. Dies erlaubt es den Forschern, die Abwässer von rund 445 300 Einwohnern des Großherzogtums – also etwa 71 Prozent der Bevölkerung – zu untersuchen.

Bei den meisten Stationen werden derzeit zweimal pro Woche Messungen durchgeführt. Durch die Analyse der einzelnen Kläranlagen ließen sich unter Umständen auch regionale Unterschiede erkennen. Derzeit bestehen diese aber kaum. Die Viruslast bleibt im ganzen Land hoch.

MAXIMILIAN RICHARD

 

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