„Unter die europäischen Top Ten”

LIST-Verwaltungsratspräsident Georges Bourscheid über die Fusion von CRP Tudor und CRP Gabriel Lippmann und die Vision für das neue Institut

Source : Lëtzebuerger Journal
Date de publication : 30/01/2015

 

Für die "Centres de Recherche Publics" Henri Tudor und Gabriel Lippmann war der 1. Januar 2015 ein historischer Schnitt. Seit diesem Datum sind sie nämlich definitiv im "Luxembourg Institute of Science and Technology" zusammen geführt. Das Datum war lange bekannt: 2011 begannen die ersten Annäherungsversuche zwischen beiden Instituten im Zuge der Reform des Forschungsgesetzes von 1987. "Es war eigentlich "Mission impossible", die beiden Institute in dem neuen Rahmen zu trennen. Es gab flagrante Überlappungen bei den Aktivitätsfeldern und beide Institute waren sich bewusst, dass sie nicht die kritische Masse hatten, um allein ihren Weg zu gehen", erinnert sich Georges Bourscheid, der Verwaltungsratspräsident des LIST: Angesichts dieser Lage beschlossen die Verwaltungsräte von CRP Tudor und Lippmann den Zusammenschluss bis 2016. Eine weitere Etappe der Annäherung war die Erneuerung der Verwaltungsräte der beiden Institute im Oktober 2012: Die CRPs blieben zwar legal getrennte Einheiten, in den Verwaltungsräten von Tudor und Lippmann saßen aber exakt die gleichen Leute. Um die finanziellen und verwaltungstechnischen Flüsse der Fusionspartner zu manage, wurde dann im Januar 2013 ein "Groupement d'lnteröt Economique" aus der Taufe gehoben. In der Zeit vor dem Votum der Reform der öffentlichen Forschung im vergangenen Dezember wurden die Bemühungen zur Strukturierung des neuen Instituts, das sich fortan auf Materialwissenschaften, Umwelttechnologien und IT für innovative Dienstleistungen konzentriert, intensiv fortgesetzt.  

International vernetzter CEO

"Wir brauchen noch ein Jahr, um alles zu kitten", schätzt Georges Bourscheid. Der ehemalige Luxguard-Manager ist derzeit schwer damit beschäftigt, die nächste Etappe des LIST vorzubereiten: Am 1. Mai wird Gabriel Crean, der nach einem gründlichen Auswahlverfahren zum ersten CEO des List bestimmt wurde, seinen Posten antreten. Der Ire ist derzeit Vizepräsident von CEA Tech, der Abteilung Technologieforschung der französischen Energiebehörde. Sie ist mit rund 4.500 Mitarbeitern die größte Forschungsorganisation Europas. "Gabriel Crean lag mit seinen professuralen aber auch managerialen Kompetenzen weit vor den anderen Kandidaten für den Posten des CEO des List", erzählt Bourscheid, "außerdem ist er international bestens anerkannt und vernetzt". In Crean, der gerade dabei ist, sich für seine neue Aufgabe in Luxemburg nieder zu lassen, werden demnach große Hoffnungen gesetzt, was die interne Konsolidierung des Instituts anbelangt, aber auch die internationale Valorisierung von dessen Arbeit. Das LIST hat sich nämlich ambitiöse Ziele gesetzt: Man will in Forschungsbereichen wie multifunktionale Nanomaterialien, Hochleistungs-Polymer-Komposite, Wasser- und Umweltmanagement oder Big Data und dynamische Wissensnetzwerke in die europäischen Top Ten Referenzen vorstoßen.

Im September in Belval

"Es wurden sehr ambitiöse Entscheidungen getroffen und es gilt auch weiterhin, welche zu treffen", sagt Georges Bourscheid, der viel auf Synergien mit anderen Instituten und vor allem mit der Uni Luxemburg setzt. Physisch jedenfalls rückt das LIST ab September sehr nahe an die Universität ran, wird doch die Hälfte der Mitarbeiter des Instituts in die "Maison de I'lnnovation" in Belval einziehen. Bourscheid hofft, dass die momentan an sechs Standorten versprengte Belegschaft des LIST sich irgendwann an einem einzigen Arbeitsplatz wieder findet, wo "hungrige Forscher" alles vorfinden, was sie brauchen, um exzellente Arbeit zu leisten, die auch umgehend Anwendung in Technologie und Wirtschaft findet. Apropos Wirtschaft: Ein Ziel ist natürlich auch, mehr Partnerschaften mit Privatunternehmen zu schließen und das LIST über diesen Weg finanziell stärker und unabhängiger gegenüber öffentlichen Geldern zu machen. Die Suche nach Effizienz und Visibilität wird das Gedeihen des LIST in den kommenden Jahren weiter prägen. Zweifelsohne ist das Institut ein Schlüsselfaktor in der Promotion des gesamten Forschungsstandorts Luxemburg. Der in den Augen Georges Bourscheids am besten gerüstet wäre mit strategisch enger verwobenen lokalen Akteuren, die über eine übergeordnete Struktur koordiniert würden. Ein CRP für ganz Luxemburg? Nicht auszuschließen. dass es so kommt.

 

"Luxembourg Institute of Science and Technology" (LIST)

Das LIST beschäftigt derzeit 640 Mitarbeiter, drei Viertel davon sind Forscher. Unter den Mitarbeitern sind 40 Nationalitäten vertreten. Das Budget beläuft sich auf etwa 62 Millionen Euro, davon sind etwa 37 Millionen staatliche Investitionen. Die Forscher am LIST - davon 70 Doktoranden - bringen ihre Expertise derzeit in fast 300 Forschungsprojekte ein, davon werden 30 Prozent im Rahmen von europäischen Förderprogrammen absolviert.


CLAUDE KARGER

 

Partager cette page :