Wenig Nutzen gebracht

Auch im Gemeinderat Erpeldingen an der Sauer stand das E-Bike- und Carsharing Projekt „eMovin“ am Mittwochabend zur Debatte. Zum Abschluss der Sitzung informierte Bürgermeister Claude Gleis über den Stand der Dinge bei dem „Nordstad“-Projekt zur Elektromobilität. Die finanzielle Förderung des Pilotprojektes durch die öffentliche Hand läuft nun aus.

Source : Tageblatt
Date de publication : 13/06/2015

 

Das noch von der Vorgängerregierung durch CSV-Umweltminister Marco Schank gemeinsam mit fünf der sechs „Nordstad“-Gemeinden ins Leben gerufene Pilotprojekt stand von Anfang an unter einem schlechten Stern. Gleich zu Beginn hatte die Gemeinde Erpeldingen mit ihrem damaligen Bürgermeister André Bauler eine Teilnahme an dem Projekt zum Verleih von E-Cars und Pedelecs im „Nordstad“-Raum abgelehnt.

Die Gemeinde Erpeldingen ist jedoch mit ihrer geografischen Lage inmitten dieses Projektraumes ein wichtiger Faktor. In Ingeldorf (Gemeindesektion) befinden sich zudem die großen Einkaufszentren. Auch verläuft die Hauptverbindungsachse zwischen Diekirch und Ettelbrück über das Gebiet der Gemeinde.

Trotz der Ablehnung von Seiten der Gemeinde Erpeldingen wurde von den übrigen fünf „Nordstad“-Gemeinden (Ettelbrück, Diekirch, Schieren, Colmar-Berg und Bettendorf) das Pilotprojekt „eMovin“ vorangetrieben. Finanziert wurde das Projekt, neben eigenen Mitteln der teilnehmenden Gemeinden, durch das Ministerium für Nachhaltige Entwicklung und das EUFörderungsprogramm FEDER. Eine Summe von 655.000 Euro soll dafür aufgewendet worden sein. Angeschafft wurden nach Vorgaben vom Forschungsinstitut Tudor (heute LIST) 28 Elektrofahrräder und sieben Autos nebst den dafür benötigten Ladestationen. Auch wurden sieben Plätze ausgewählt, wo die Fahrzeuge stehen sollen.

Schon bei der europaweiten Ausschreibung kam es zu Pannen. Tudor hatte Fahrräder mit Kardanwellen-Antrieb vorgesehen, dagegen klagte aber ein Bewerber. Anstatt Elektrofahrräder mit normalem Kettenantrieb zu nutzen, wurde am Prinzip der Kardanwelle festgehalten. Das brachte Verzögerungen mit sich, da die Fahrräder jetzt nicht gemeinsam mit den Autos bestellt werden konnten, sondern durch die einzelnen Gemeinden geordert werden mussten. Im September 2013 waren die E-Cars verfügbar, die Pedelecs folgten im Frühjahr 2014.

Auch mit dem französischen Betreiber „City Mov“ für das eMovin-Projekt hatte die „Nordstad“ ein wenig glückliches Händchen. Fast keine Öffentlichkeitsarbeit, ein sehr aufwendiges System zur Anmeldung und zum Ausleihen hatte zur Folge, das viele Bürger nicht recht wussten, was es mit den E-Cars und Pedelecs überhaupt auf sich hatte. Im vergangen Jahr übernahm dann der Energieversorger Enovos die übrigen Anteile und wurde alleiniger Besitzer von „City Mov“.

Die Zahlen, die der Erpeldinger Bürgermeister Claude Gleis seinem Gemeinderat präsentieren konnte, waren ernüchternd. „Nordstad“-Themen werden hinter verschlossenen Türen mit Vertretern der sechs Schöffenräte und dem „Nordstad“-Management diskutiert. Daher ist es für die Gemeinderäte sehr wichtig, wenigstens im Nachhinein über den Stand der Dinge informiert zu werden.

Hohe Unkosten

So wurden bis jetzt von den sieben Elektroautos insgesamt rund 27.000 Kilometer gefahren. Die Durchschnittsfahrt belaufe sich dabei auf 7 Kilometer. Die Fahrräder sollen 3.000 Kilometer zurückgelegt haben, hier ein Streckendurchschnitt von 1,8 km.

Um den Weiterbetrieb des Verleihsystems zu ermöglichen, würden jährlich 148.000 Euro als Finanzspritze benötigt. eMovin möchte, dass Erpeldingen sich beteiligt. Wie der Gemeinderat beschloss, werde man aus Höflichkeit die Vertreter des Projektes anhören. Ein großes Interesse an einer Teilnahme liege aber noch immer nicht vor. Wie Schöffe Romain Pierrard erläuterte, sollte eMovin vielleicht den Weg eines einfachen Fahrradverleihs anstreben, ohne Elektromobilität. Das würde die Kosten maßgeblich senken helfen. Außer dem Dorf Bürden und den Höhenlagen um Ettelbrück ist die „Nordstad“ im Tal der Sauer und Alzette nämlich flach. Ein Hemmschuh sei jedoch das mehr als lückenhafte Netz an Fahrradwegen. Auch gibt es hier keine schnellen Verbindungen für Radler, sondern die bestehenden Wege sind zum Freizeitgebrauch angelegt und nicht für den täglichen Weg zur Arbeit.

Eine rezente Studie des Ministeriums für Nachhaltige Entwicklung schlägt in eine ähnliche Kerbe. Das Ministerium steht dem Projekt des Fahrradverleihsystems für die „Nordstad“ unter ihrem neuen Minister François Bausch nun sehr skeptisch gegenüber. Die am 27. März 2015 im „Comité politique Nordstad“ vorgestellte Studie spricht von wesentlichen Rahmenbedingungen, die im betreffenden Raum für ein funktionierendes Verleihsystem nicht erfüllt seien.

Das Betriebsgebiet muss laut Studie ein großes und dichtes Stadtgebiet mit Mischnutzung sein, mit einer Ausleihstation alle 300 Meter. Jedes Fahrrad sollte im Durchschnitt 4 bis 8 Mal pro Tag genutzt werden. Kleinere Systeme würden nicht gut funktionieren, weder in kleinen noch in großen Städten. Im Vergleich zu Luxemburg-Stadt mit seinem dichten urbanen Raum und dem engmaschigen Radnetz erfülle die „Nordstad“ nicht diese Voraussetzungen. In erster Linie solle die Fahrradnutzung in den Gemeinden gefördert werden durch das Errichten eines sicheren und komfortablen Radwegenetzes. Sanfte Mobilität zuerst: Priorität und Platz für Radfahrer (und Fußgänger) schaffen, lautet die Empfehlung aus der Studie.

Olivier Halmes

 

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