Der „Beschleuniger“

Innovationen sollen schneller in Produkte umgesetzt werden

Source : Luxemburger Wort
Date de publication : 06/03/2015

 

Die Luxemburger Forschungslandschaft ist in Bewegung: Im LIST, dem „Luxembourg Institute of Science and Technology“, sind zum Jahreswechsel die beiden FZentren CRP Henri Tudor und CRP Gabriel Lippmann fusioniert.

Das neue, 650 Mitarbeiter zählende Institut, ist nach dem Modell einer „Research and technology organisation“ (RTO) aufgestellt. Bekanntes Vorbild ist die Fraunhofer Gesellschaft in Deutschland. EARTO, der Dachverband der europäischen RTOs, definiert deren Aktivitäten folgendermaßen: „... als wichtigste Aktivität liefern RTO's Forschung und Entwicklung, Technologie und Innovationsdienste für Unternehmen, Regierungen und andere Kunden“.

Gabriel Crean sieht die Rolle des LIST als die eines „Beschleunigers“. Der Zeitraum von der Idee bis zum marktreifen Produkt soll verkürzt werden. „Die Industrie braucht keine wissenschaftlichen Veröffentlichungen“, so der Wissenschaftler, sie brauche „praktische Lösungen“. Genau an diesem Punkt sieht sich LIST als Mittler zwischen Universität und Wirtschaft. Am 1. Mai wird Gabriel Crean den Posten des CEO der neuen Einrichtung übernehmen. Der gebürtige Ire ist in der europäischen Forschung kein Unbekannter. Als „vice-president for technology and director for Europe“ hat er seit 2012 die Forschungsabteilung des CEAtech, dem „Commissariat à l'Energie Atomique et aux Energies Alternatives en France“ geleitet. Mit über 4 500 Beschäftigten ist das CEAtech eines der bekanntesten RTOs in Europa. Die Chancen für den Aufstieg des LIST in die oberste Forschungsliga stehen somit günstig. „Die Größe Luxemburgs kann von Vorteil sein“, ist Crean überzeugt. Luxemburg könne zum technologischen Vorreiter für ganz Europa werden. Vielversprechende Felder für die Forschung sieht der neue CEO in den Bereichen „e-Health“, „digital Luxembourg“, und bei den intelligenten Netzwerken. Angewandte Materialforschung, Umwelttechnologien, und Informationstechnologien sollen die drei Schwerpunkte der Forschung bilden.

Das am 16. Oktober 2014 von den Abgeordneten auf „Krautmaart“ gestimmte Rahmengesetz über die öffentlichen Forschungszentren ersetzt die etwas angestaubte, 25 Jahre alte Vorgängerversion. Bis zum neuen Gesetz waren die „Centres de recherche publics“ den Institutionen zugeteilt, aus denen sie bei ihrer Gründung 1987 hervorgegangen sind, das CRP Henri Tudor aus dem einstigen „Institut supérieur de technologie“, das längst schon in der Universität aufgegangen war, und das CRP Gabriel Lippmann aus dem damaligen Centre universitaire.

LIST, genau wie die anderen Forschungszentren LIH und LISER*, ist autonom, um seiner Rolle gerecht zu werden. Mehr Autonomie bedeutet mehr Verantwortung, vor allem aber mehr Leistung: der „contrat de performance“, den die Forschungsinstitute mit dem Staat abschließen, sieht für das LIST bis 2017 das Ziel von 12 wirtschaftlich verwertbaren Patenten pro Jahr vor. Zudem sollen jedes Jahr mindestens zwei „Spin-Offs“ – Firmenneugründungen – aus dem Institut hervorgehen. 39 Millionen Euro pro Jahr an öffentlicher Zuwendung erhält das LIST bis zum Ende des aktuellen Leistungsvertrags. Das Gesamtbudget liegt pro Jahr bei etwa 60 Millionen Euro. 40 Prozent der Mittel stammen demnach schon heute aus Partnerschaften mit der Privatwirtschaft. Dieser Anteil soll künftig steigen.

* Luxembourg Institute of Health (LIH) und Luxembourg Institute of Socio-Economic Research (LISER)

PIERRE LEYERS

 

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