Technologiemesse CeBIT hat die Pforten geöffnet
Source : Lëtzebuerger Journal
Date de publication : 15/03/2016
Digitale Visionen - das stand seit jeher im Mittelpunkt der weltgrößten Messe zur Informationstechnologie CeBIT, die seit 1986 jedes Frühjahr in Hannover stattfindet. Doch diesmal wirft die gestern eröffnete Messe auch ein Schlaglicht auf große Zukunftssorgen. Dass die Digitalisierung immer weiterer Bereiche kommt und große Chancen bietet, ist bekannt. Doch droht nicht auch eine Zweiklassengesellschaft bei der Digitalisierung, wenn vor allem kleine Firmen in Rückstand geraten?
CeBIT-Chef Oliver Frese betonte laut Nachrichtenagentur DPA am Sonntag, die Ausrichtung der CeBIT auf Fachbesucher sei ein Erfolg gewesen: „Die CeBIT ist die weltweit wichtigste Veranstaltung für die Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft.“ Auch sei sie die größte Messe, bei der es um Cloud-Dienste geht, bei denen Software und Daten direkt aus dem Netz kommen. Die Veranstaltung hatte als Publikumsmesse in den vergangenen Jahren Rückgänge bei der Zahl der Besucher und teilnehmenden Unternehmen verzeichnet. Zur vergangenen Auflage kamen noch gut 200.000 Gäste. Die Ausstellerzahl blieb indes stabil bei 3.300. Aus Luxemburg kommen diesmal vier Aussteller.
Luxemburgische Aussteller
Das 2013 gegründete und am Technoport in Esch ansässige Start-up AirBoxLab präsentiert sein Produkt „Foobot“, das die Raumluftqualität überwacht. Das Gerät nutzt das „Internet of Things“ und überträgt kabellos seine Messungen auf Smartphone oder Tablet.
„Wir stellen hier im Start-Up-Bereich der CeBIT aus, wo neuen Produkten wie unserem großes Interesse entgegenschlägt“, sagt Benoît Otjacques, Gründer und Geschäftsführer von AirBoxLab. Foobot misst permanent Temperatur, Luftfeuchtigkeit wie auch die Bewegung organischer Luftbestandteile und feinster Luftpartikel. Seit April 2015 kooperiert AirBoxLab mit der eScience Forschungseinheit des luxemburgischen Forschungsinstituts LIST und hat auch den internationalen Markt bereits fest im Visier, wie Otjacques bestätigt. Nachdem Testläufe in zahlreichen Ländern bereits erfolgreich absolviert wurden, wagte sich AirBoxLab mit Unterstützung von Luxinnovation im letzten Jahr auch auf den vielversprechenden US-Markt.
Ein anderes auf der CeBIT präsente Unternehmen aus Luxemburg ist die Comex Euro Developments S.A., das IT-basiert Produktimporte von China vereinfacht, was vor allem kleinen und mittleren europäischen Unternehmen zugutekommen soll. Mit dem Produkt „ITEC B2B“, einer Online-Marketingplattform, werden europäische Käufer mit chinesischen Herstellern verbunden, deren Warenmuster im ITEC Euro Centre 1 bei Thionville-Diedenhofen ausgestellt sind.
Der Leyton House Webshop, Marktführer für die Entwicklung und Herstellung von Ortungsapplikationen, präsentiert auf der CeBIT sowohl seine Ortungsgeräte als auch die dazugehörige Software, während Trendiction ihr Social Media Monitoring- und Analysetool auf der CeBIT vorstellt. Talkwalker ist seit 2014 offizieller Twitter-Partner und gehört zu den Top 5-Tools für das Online Reputation Management, wie Trendiction verrät. „Mehr als 500 Kunden weltweit nutzen die Social Data Intelligence-Plattform von Talkwalker, darunter Volkswagen, Benetton, KPMG und Kommunikationsexperten wie Publicis, Ogilvy und Weber Shandwick“, erklärt das 2009 gegründete luxemburgische Unternehmen.
Zu den CeBIT-Schwerpunkten in diesem Jahr gehören neue Anwendungen für Unternehmens-IT, Cloud-Dienste, Smartphone-Apps, Sicherheits-Software - aber auch Drohnen, 3D-Druck und maschinelles Lernen. Flankiert wird die Ausstellung, die bis Freitag läuft, von einem Kongress-Programm. Unter anderem betonte gestern EU-Kommissar Günther Oettinger die Wichtigkeit des Zustandekommens einer „digitalen Union“, während Fachleute auf der gestrigen im Rahmen der CeBIT durchgeführten „Europäischen IT-Sicherheitskonferenz“ Fragen der Absicherung der IT-Infrastruktur diskutierten. Eine Gefahr, die mit zunehmender Digitalisierung in weiten Teilen der Wirtschaft akuter werde.
Die Beratungsgesellschaft PwC betont, dass die Digitalisierung kein „Jobkiller“ sei. Ähnliches ergab eine Ende letztes Jahr von ING Luxembourg vorgestellte Studie: Demnach könnten Roboter etwa die Hälfte der Jobs übernehmen, allerdings entstehen durch Digitalisierung auch wieder neue Arten von Tätigkeiten, und je besser der Mensch ausgebildet ist, je höher die Qualifikation, nach der eine Tätigkeit verlangt, umso unwahrscheinlicher ist es, dass sie von Maschinen durchgeführt werden.
Die Handelskammer Luxemburg reist am heutigen Dienstag mit 34 Teilnehmern zur CeBIT. „Die luxemburgischen Unternehmen haben bereits 73 internationale Treffen vereinbart“, erläutert Annelore Domingos von der Abteilung „Internationales“ der Chambre de Commerce dem „Journal“. Im letzten Jahr hatten 238 Unternehmen aus 36 Ländern an dieser Kooperationsbörse teilgenommen. Insgesamt fanden dadurch 1.240 Treffen mit luxemburgischen Unternehmen statt.
„Für die Handelskammer und das Enterprise Europe Network-Luxemburg ist es sehr wichtig, den nationalen Unternehmen diese internationale Kooperationsbörse als Mehrwertdienstleistung anzubieten“, sagt Domingos, biete die CeBIT doch die luxemburgischen Akteuren die Möglichkeit, ihre Geschäftsentwicklung auf internationalen Märkten zu fördern und ihren Messebesuch auf einen Tag zu optimieren. Die Handelskammer werde zudem die Gelegenheit nutzen, um für die „b2fair Kooperationsbörse“, die dieses Jahr zum ersten Mal während der „ICT Spring“-Fachmesse am 10. und 11. Mai in Luxemburg organisiert wird, zu werben. So bietet die CeBIT auch die Chance, internationale Unterstützungsorganisationen zu finden, die daran interessiert sind, mit einer Delegation dann nach Luxemburg zu reisen.
MARCO MENG