Lernen aus einer Baustelle

Das Umweltamt, in Zusammenarbeit mit Fonds Kirchberg und LIST, präsentiert gestern ein neues Modell zur Erstellung des Inventars von Baumaterialen beim Gebäuderückbau.

Source : Tageblatt
Date de publication : 25/07/2018

Das Jean-Monnet-Gebäude wurde zwischen 1975 und 1978 für den Sitz der Europäischen Kommission in Luxemburg erbaut und beherbergte 2.000 Mitarbeiter auf einer Gesamtfläche von 119.900 m 2. Mittlerweile verfügt das veraltete Gebäude nicht mehr über die benötigten Kapazitäten und wird derzeit in einem neunmonatigen Prozess abgebaut. 

Seit dem 21. März 2012 gilt ein modifiziertes Gesetz zur Abfallwirtschaft. Diese Gesetzgebung soll die Vermeidung, Wiederverwertung und das Recycling von Bau- und Abbruchabfällen fördern, so dass in Zukunft die verschiedenen Abfallfraktionen einer Baustelle möglichst sortenrein getrennt und gesammelt werden. 

Luxemburg als Vorreiter

Diese Vorgehensweise schafft sowohl finanzielle als auch ökonomische Vorteile für Mensch und Umwelt, beispielsweise eine effizientere Handhabung der Ressourcen und Abfälle. Auch können Baumaterialien wiederverwertet werden und es wird verhindert, dass man bei einem Gebäudeabbruch auf Schadstoffe stößt. 

Claude Turmes, Staatssekretär für nachhaltige Entwicklung und Infrastruktur, präzisierte, dass 20 bis 25 Prozent des europäischen Abfalls durch Bauschutt produziert werden. Die EU-Richtlinien würden zu einem aktiven Umdenken führen. 

In Zusammenarbeit mit Fonds Kirchberg und dem Luxemburger Institut für Forschung und Wissenschaft LIST hat das Umweltamt diese Methode ausgearbeitet. Zudem wurde eine Anleitung zum Dekonstruktionsprozess des alten Gebäudes erstellt — ein Thema, zu dem es bisher wenig Literatur gibt. „Luxemburg ist Wegbereiter für dieses Modell", unterstrich Carole Lacroix vom Experten-Team des LIST. 

Drei-Phasen-Methode

Ziel des Projektes war die Ausarbeitung einer strukturierten Ablaufmethode zur Planung und Vollziehung der Dekonstruktion. Zusätzlich wurden Vorgehensweisen zur Sicherheitsmaßnahmenplanung und Ressourcenauswertung entworfen. 

In einer ersten Phase sollen die Baustelle und deren Nutzung untersucht werden. Durch die Analyse der bekannten Dokumente wie Bau- und Bestandspläne wird das Gebäude bewertet. Danach werden in einem zweiten Schritt die Konstruktionsmaterialien begutachtet. 

Die letzte Phase gilt dem eigentlichen Abbau — hier werden eventuelle Schadstoffe ermittelt. So kann über Sicherheitsmaßnahmen für die Bauarbeiter und die Recyclingprozesse entschieden werden. „Die Methode ist jetzt schon eine Erfolgsstory", meinte Turmes. 

Laut Fonds-Kirchberg-Präsident Patrick Gillen belaufen sich die Abbaukosten für das Jean-Monnet-Gebäude auf 24,5 Millionen Euro. Durch die aufwendige Arbeitsmethode müssen diverse Sicherheitsmaßnahmen eingehalten werden, um die Bauarbeiter und auch die Umwelt vor Schadstoffen zu schützen. 

Die neue EU-Direktive soll in Zukunft sowohl vom öffentlichen als auch vom privaten Sektor umgesetzt werden — dies bis zum nächsten Jahresende. 

Lynn Wolff

 

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