Luxemburg gibt sich kompetent

Mehr und mehr „Centres de compétence“ entstehen in Luxemburg. Ihre Ziele und Ausrichtungen können sehr unterschiedlich sein.

Source : Tageblatt
Date de publication : 01/03/2016

 

Der Name deutet an, dass es bei den neu entstandenen Einrichtungen vor allem um eines geht: Kompetenzen. Tatsächlich sind die Aufgaben der Kompetenzzentren, die über die letzten Monate in Luxemburg gegründet wurden, aber sehr unterschiedlich.

Der Begriff ist nicht klar definiert und steht nicht für eine klar umrissene Form der Organisation. Während die Kompetenzzentren, die bei der „Fédération des artisans“ angesiedelt sind, also im handwerklichen Bereich zuhause sind, sich der Fortbildung der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen widmen, sind andere Kompetenzzentren eigentlich Forschungseinrichtungen, in denen Unternehmen der Privatwirtschaft ihr Knowhow gemeinsam einbringen. Auch die Finanzierung gestaltet sich sehr unterschiedlich. Während das Kompetenzzentrum für Verbundstoffe zur Hälfte vom Staat und zur Hälfte von der Industrie bezahlt wird, werden die Kompetenzzentren im Handwerk von den Betrieben finanziert.

Der Begriff taucht auch im Zusammenhang mit dem öffentlichen Forschungszentrum „Luxemburg Institute of Health“ auf. Dort steht er für ein Forschungsgebiet, mit dem sich die Wissenschaftler beschäftigen.

Verbundmaterialien

Im Dezember stellten Staatssekretärin Closener und der Delegierte Minister für Forschung das Kompetenzzentrum für Verbundmaterialien vor. 100 Millionen Euro geben der Staat und die Privatwirtschaft gemeinsam für dieses neue Kompetenzzentrum aus. Die Kosten werden 50:50 geteilt. Die Industrie und der Staat wollen ihr Knowhow auf diesem Gebiet in einer Plattform innerhalb des Forschungsinstitutes LIST zusammenlegen. Das Kompetenzzentrum soll vorerst in Räumlichkeiten des LIST in Bascharage untergebracht werden und später nach Belval ziehen. In Luxemburg sind mehrere Firmen des Automobilsektors beheimatet, die ihr Wissen um Verbundmaterialien einbringen können. Involviert sind auf öffentlicher Seite zum Beispiel die Universität und das Luxembourg Institute of Science and Technology. Aus der Privatwirtschaft sind es z.B. der Chemiekonzern DuPont und der Autozulieferer Delphi. 


„Parachèvement“, „génie technique“

Im September 2015 stellte die „Fédération des artisans“ (FDA) zwei neue Kompetenzzentren vor. Ein erstes dieser Kompetenzzentren beschäftigt sich mit dem Thema „parachèvement“ – also der Vollendung von Gebäuden. Ein zweites beschäftigt sich mit dem Thema „génie technique“ – also dem Bauingenieurwesen. Die wichtigste Funktion dieser Kompetenzzentren ist die Ausbildung: „Die Zentren haben zum Ziel, den Unternehmen die Möglichkeit zu geben, berufliche Fortbildung anzubieten, damit ihre Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen dauerhaft über die nötigen Kompetenzen verfügen, um den neuen Gegebenheiten in Sachen Technik, Management und Wirtschaft zu begegnen“ , heißt es in einer Broschüre der FDA. Betreut werden beide Kompetenzzentren von Prof. Dr. Marc Ant, Wirtschaftspsychologe und Unternehmensberater aus Luxemburg. Finanziert werden die Kompetenzzentren durch die Unternehmen. 


Methodologie und Tierversuche

Den Begriff „Centre de competence“ verwendet auch das „Luxemburg Institute of Health“ (früher CRP Santé) für seine Abteilungen, die sich mit bestimmten thematischen Forschungsgebieten beschäftigen.

Das Kompetenzzentrum für Methodik und Statistik zum Beispiel wurde demnach bereits im Jahr 2010 ins Leben gerufen. Dieses Kompetenzzentrum beschäftigt sich – wie der Name bereits andeutet – mit dem Zahlenwerk des Gesundheitssektors. Zudem hat dieses Kompetenzzentrum auch bereits Fortbildungen im Bereich der Statistik im Zusammenhang mit der Medizin angeboten.

Weitere Kompetenzzentren des „Luxemburg Institute of Health“ beschäftigen sich mit den Themengebieten Klinische und Epidemiologische Forschung, Tierversuche, Konfokalmikroskop, Durchflusszytometrie, Biomonitoring, Proteomik und Genetik. 


Informatik und Kommunikation

Bei dem Ende 2015 ins Leben gerufenen Kompetenzzentrum für Informations- und Kommunikationstechnologien stehen die Rekrutierung und die Förderung von ICT-Kompetenzen an oberster Stelle der Agenda, wie es damals in einer Pressemeldung hieß. Ziel ist in den Worten des Kompetenzzentrums: „Schaffung eines kohärenten und integrierten beruflichen Weiterbildungsmodells, Einführung eines permanenten Technologie- und Innovationstransfers, und, gemeinsam mit der ADEM, Unterstützung der Solidarwirtschaft durch die Einführung von Maßnahmen zugunsten von Arbeitssuchenden.“ Grundlage für dieses Kompetenzzentrum ist die Strategie Digital Lëtzebuerg, welche die Regierung 2014 ausgegeben hat. Deren Ziel ist es, qualifizierte Arbeitskräfte anzuziehen und Fachpersonal systematisch in den zahlreichen Berufen eines Sektors weiterzubilden.“ Auch hier ist Marc Ant „Administrateur délégué“. 

gr

 

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