Staatssekretär Camille Gira sieht großes Potenzial
Source : Luxemburger Wort
Date de publication : 07/10/2015
Die aktuelle Regierung wie auch ihr Vorgänger haben das Potenzial der Windkraft erkannt und sie frühzeitig gefördert. Camille Gira, Staatssekretär im Umweltministerium, sieht in Luxemburg noch gute Ausbaumöglichkeiten.
Bis zum Ende des Jahrzehnts will Luxemburg einen Anteil der erneuerbaren Energien am Gesamtverbrauch von 11 Prozent erreichen. Wo stehen wir heute?
Augenblicklich liegt dieser Anteil bei vier Prozent, dank Photovoltaik und Windenergie dürfte dieser bis 2020 auf 11 Prozent steigen. Wir haben in den letzten Monaten eine ganze Reihe von Projekten genehmigen können. Dabei hat uns die Entscheidung sehr geholfen, den Bau eines neuen Flugverkehrs-Radars im Norden des Landes definitiv aufzugeben. Er hätte viele Projekte wegen zu großer Nähe unmöglich gemacht.
Wie viele Anlagen funktionieren zur Zeit in Luxemburg?
Momentan haben wir 50 Windräder auf unserem Territorium, sie produzieren insgesamt 80 Gigawattstunden. Geht man von einem durchschnittlichen Verbrauch von 4 000 kw/h pro Jahr und Haushalt aus, so produzieren die 50 Windräder Strom für rund 20 000 Haushalte.
Welche Regeln gelten für die Genehmigung solcher Projekte?
Man muss zwei Aspekte unterscheiden: Einmal die Auflagen der Flugsicherheit und auf der anderen Seite die Umweltimpakte. Was die Flugsicherheit betrifft, so sind die Regeln klar. Innerhalb von sechs Kilometern rund um den Flughafen Findel darf nicht gebaut werden, Projekte in einem Umkreis von 16 Kilometern bedürfen spezieller Studien. Was den Naturschutz anbelangt, so sind verschiedene Vogelarten und Fledermauskolonien durch die Flügel besonders gefährdet. So gelten Auflagen für Grundstücke auf denen der Rotmilan vorkommt.
Wie wollen sie potenziellen Unternehmern denn entgegen kommen? Gibt es Kartenmaterial mit NoGo-Zonen?
Wir arbeiten zusammen mit dem LIST an einer Art Kataster, welches aber nur informellen und keinen juristischen Charakter hat. Hier wird das Vorkommen seltener Vogelarten eingezeichnet. Auch die Nähe zu Wohngebieten und die Lärmbeeinträchtigung werden dort berücksichtigt. Zudem werden Orte aufgezeichnet, die aufgrund der Windverhältnisse überhaupt für neue Projekte interessant sind. Das gesamte Kartenmaterial soll in den nächsten Wochen fertiggestellt werden und eventuellen Interessenten digital zur Verfügung gestellt werden, dies über das Online Kartenportal www.geoportail.lu.
Wie ist denn ihre Grundhaltung zu neuen Projekten?
Grundsätzlich haben wir eine positive Herangehensweise und genehmigen neue Projekte prinzipiell. Wir verweisen dann aber auf die potenziellen Probleme, die an den jeweiligen Standorten zu erwarten sind. Weitere Studien sind dann notwendig, die Genehmigungen werden dann je nach Lage angepasst. Das ganze ist also eine Kombination aus juristischen, technischen und politischen Erwägungen. Insgesamt sehe ich aber eine neue Dynamik.
Gab es Klagen?
Allgemein wird die Windkraft hier zulande sehr positiv aufgenommen, zum Teil gab es eine regelrechte Schwemme von Anfragen. Das liegt an den subventionierten Einspeisungspreisen, aber auch an der interessanten und doch relativ billigen Investitionsform. Einmal errichtet, produziert die Anlage einfach ihren Strom. Klagen hatten wir bisher keine.
Welche Zukunft hat Windenergie in Luxemburg?
Im Augenblick ist das alles sehr dynamisch. Nachdem die Probleme mit dem Radar im Norden des Landes gelöst wurden, ging alles sehr schnell. Wenn alle geplanten Projekte umgesetzt sind, verdoppelt sich die Leistung alleine aus Windkraft auf 40 000 Haushalte. Der Staat investiert dabei nicht selbst, er begleitet und berät die privaten Firmen. Besonders das Empowering bringt große Fortschritte, mehrere alte Anlagen können dann durch ein einziges, modernes Windrad ersetzt werden. Der Impakt auf die Landschaft ist dann natürlich geringer.
Sie setzen auch auf die direkte Bürgerbeteiligung?
Auf jeden Fall. Die Soler S.A., ein Gemeinschaftsunternehmen von Enovos und SEO, hat sich zum sehr erfahrenen Player in diesem Bereich entwickelt. 49 Prozent ihres Kapitals steht für Gemeinden und auch einzelne Bürger offen. Das Interesse ist dementsprechend groß und auch die Akzeptanz wächst.
Wo entstehen denn neue Projekte?
Zur Zeit wird vor allem in den Ausbau der bestehenden Anlagen investiert. Dies betrifft Hosingen/Pütscheid, Rollingen/Goesdorf oder auch Heinerscheid. Planungen laufen zur Zeit auch für weitere kleinere Windanlagen in Differdingen und Redange.