Neujahrsempfang am Weinbauinstitut

Zum traditionellen "Verre de l'amitié" gaben sich am vergangenen Montag zahlreiche Vertreter des heimischen Weinsektors, der Moselgemeinden und der Politik, aber auch Vertreter des Sektors aus den benachbarten Weinbaugebieten jenseits der Grenzen, am Institut viti-vinicole (IVV) in Remich ein Stelldichein. Auch die Weinhoheiten Luxemburgs durften nicht fehlen.

Source : De Letzeburger Bauer
Date de publication : 22/01/2016

 

Zu den Traditionen gehört auch, auf das vergangene Weinjahr zurückzublicken und auf die im neuen Jahr sowie mittel- und langfristig anstehenden Sujets einzugehen. Dies tat denn auch IVV-Direktor Roby Ley. Der Direktor sprach von einem excellenten Jahrgang 2015, soweit man dies bis jetzt organoleptisch feststellen konnte. Bedingt durch den trocken-warmen Sommer liege man bei der Quantität um 10% unter dem langjährigen Durchschnitt. Der viele Regen, der vor der Lese gefallen sei, sei glücklicherweise nicht komplett in die Traube übergegangen, merkte Roby Ley an. Um ein Haar hätte der Klimawandel negative Konsequenzen gehabt, wobei man bisher an der Luxemburger Mosel nur von den positiven Effekten profitiert habe, so der Direktor. Eine gute Qualität liege nun in den Kellern, die so gut wie möglich verkauft werden müsse.

Der IVV-Direktor leitete an dieser Stelle über zum Thema Weinmarkt und Marketing im Weinbau. Er meinte eingangs hierzu, es sei nicht einfach, gut zu verkaufen auf einem Markt mit Angebotsüberhang. In den letzten 15 Jahren schwanke das Angebot auf dem Weltmarkt zwischen 260 und 290 Millionen Hektoliter. In Europa gehe die Produktion zurück, in den neuen Weinbauländern außerhalb der EU hingegen steige die Produktion. Der weltweite Weinkonsum habe sich in den letzten zehn Jahren stabilisiert und liege bei rund 240 Millionen Hektoliter. Die USA, China, England und Rußland zeigten einen starken Zuwachs beim Konsum, jedoch würde in Frankreich, Italien und Spanien mit die größten weinproduzierenden Länder der Verbrauch abnehmen. Diese Situation bringe es mit sich, daß die Konkurrenzintensität vor allem in Europa hoch sei.

Es reiche nicht zu sagen: "wir müssen in Richtung Qualität gehen!", sondern es müsse darum gehen, die richtigen Qualitäten kostendeckend zu produzieren und richtig zu vermarkten. Darum sei die neue AOP geschaffen worden. In den nächsten Jahren müsse ständig geprüft werden, wie diese wirkt und ob man auf dem richtigen Weg sei. Gegebenenfalls müsse es Anpassungen geben, hob Roby Ley hervor.

Dieses Jahr sei es nun das passende Marketingkonzept, das umgesetzt werden müsse. Im Laufe des Monats März erwarte man hierfür die Resultate einer externen Studie. Schon jetzt könne man sagen, daß es auch in Zukunft ein gemeinsames Marketing für die AOP geben werde. Wie weit dieses gehen solle, müsse die Studie sagen, ebenso die speziellen Strategien, die für die einzelnen Gruppen und Weinkategorien umzusetzen seien. In puncto neue Marketingstrategie sprach der Direktor von der Notwendigkeit, in regelmäßigen Abständen das Resultat zu prüfen.

Der IVV-Direktor kam noch kurz auf die Strukturentwicklung als weitere Herausforderung zu sprechen. Bei 200 der 324 heimischen Weinbaubetriebe sei der Betriebsleiter über 50 Jahre alt. Wenn man die heutige Rebfläche von 1.300 ha auch in Zukunft erhalten wolle, müsse man sich ernsthaft Gedanken machen, wer die Flächen später bewirtschaften kann.

Roby Ley erinnerte an zwei große Feiern in diesem Jahr: Domaines Vinsmoselle und die Privatwinzervereinigung OPVI feiern ihr 50jähriges Bestehen. Als weiteres Jubiläum verwies er auf 25 Jahre Crémant de Luxembourg. Damals sei es der richtige Moment gewesen, um die Crémantproduktion zu lancieren, weil damit ein großer Mehrwert geschaffen wurde, betonte der Direktor, der diesbezüglich auf die seitdem stark rückläufigen Anteile der einst dominierenden Sorten Elbling und Rivaner verwies. Des weiteren machte er auf die Schaffung der neuen, qualitativ höherwertigen Crémant-Kategorie Cuvee millesime durch den Fonds viticole aufmerksam, bei der der Cremant mindestens 24 Monate auf der Hefe liegen muß.

Der IVV-Direktor erwähnte auch die verspätete Eisweinlese an der Luxemburger Mosel, die am Montag morgen bei rund zehn Minusgraden vonstatten gehen konnte.

Weinbauminister Fernand Etgen hob in seiner Ansprache ebenfalls hervor, daß ein gemeinsames Weinmarketing gebraucht wird, und zwar dort wo gemeinsame Interessen bestehen. Der Ressortchef betonte die Wichtigkeit der professionellen weinbaulichen Strukturen und Dienstleistungen. Er bedankte sich diesbezüglich für die wertvolle Arbeit im Dienste des Winzers.

Der Minister kam alsdann auf den Klimawandel zu sprechen und sagte diesbezüglich, daß extreme Bedingungen künftig eher die Regel als die Ausnahme darstellen werden. Als weitere Kehrseite nannte er Schädlinge und Schaderreger, die man früher an der Luxemburger Mosel nicht kannte.

Er nannte Resultate einer LIST-Studie, derzufolge in den 70er Jahren nur in zwei Jahren Pinot Gris am Stock ausreifen konnte (1975, 1976). Seit 2000 sei diese Sorte in jedem Jahr reif geworden.

Des weiteren ging der Minister auf das Thema Beratung ein. Diese sei gefordert, damit neues Wissen aus der Forschung zeitnah in der Praxis umgesetzt werden könne. Die Beratung solle über bestehende Strukturen unterstützt, die Zusammenarbeit zwischen Forschung, Beratung und Praxis gefördert werden.

Der Minister erwähnte auch auf die geplante Änderung im Steuerrecht, die den Einfluß von schlechten Jahren mildern soll. Des weiteren nannte er das Ansinnen, den staatlichen Zuschuß auf Hagelversicherungsprämien von 50% auf 65% zu erhöhen.

Abschließend verwies er auf den aktuellen Stand beim Agrargesetz, welches er als ein geeignetes Instrument für die weinbauliche Förderung ansieht.

(hl).

 

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