Pflanzenschutz im Raps optimieren

Expertenausführungen gehen weit über das aktuelle Projekt hinaus 

Source : De Letzeburger Bauer
Date de publication : 21/04/2023

 

Am vergangenen Dienstag lud das Luxembourg Institute of Science and Technology (List) zu einer Feldbegehung in Kehmen ein. Im Zentrum stand ein Versuch im Rahmen des dreijährigen Projekts „Trip 2", welches vom Landwirtschaftsministerium gefördert wird. Hierbei geht es um den potenziellen Einfluss sogenannter „Fangpflanzen" auf die Bekämpfung des Hauptschädlings Rapsglanzkäfer. Ziel ist letztlich, die Insektizideinsätze zu vermindern. 

Der List-Experte Michael Eickermann gab einen umfassenden Einblick in das Projekt und den Versuch. Er merkte an, dass Luxemburg noch so etwas wie eine „Insel der Glückseligen" ist, da das Schadinsektehaufkommen deutlich geringer ist als in den bedeutenden Ackerbauregionen Europas. Als Negativbeispiel nannte er Großbritannien, wo allein gegen den Herbstschädling Rapserdfloh fünf bis sechs Spritzungen üblich sind. Mit zwei bis zweieinhalb Insektizidapplikationen pro Rapssaison sei man hierzulande im europäischen Spitzenfeld, und zwar die Nummer 2 knapp hinter Schweden. Bei den Krankheiten komme man mit 1-2 Applikationen aus. 

Rapsschädlinge im Zeitablauf 

Eickermann ging bei der Auflistung der Schädlinge quasi chronologisch vor, beginnend mit dem bereits oben erwähnten Herbstschädling. Der Befall mit dem Rapserdfloh ist seinen Worten zufolge seit dem Wegfall der Insektizidbeizen stärker geworden, aber beim weitem nicht mit der Situation in Frankreich und Großbritannien zu vergleichen, wo man bereits einen hohen Resistenzgrad gegen die vorhadenen insektiziden Wirkstoffe vorfindet. Der Experte sagte in diesem Kontext, dass die hierzulande zugelassenen Wirkstoffe nicht für ein Resistenz-management ausreichen, und zwar unabhängig von der Schädlingsart. 

Es folgten die Stängelschädlinge Gefleckter Kohltriebrüssler und Rapsstängelrüssler. Zu diesen beiden Arten merkte der List-Experte an, dass auch ein Fachmann seine liebe Mühe hat, die in der Gelbschale vorgefundenen Individuen der richtigen Art zuzuordnen. Einem Ackerbaupraktiker sei eine solche Unterscheidung nicht zuzumuten. Der Große Rapsstängelrüssler verbreite sich stark im Land und schaffe bei einem Befall Eintrittspforten für Krankheitserreger. Noch vor 15 Jahren habe man Stängelschädlinge nur in der Moselregion angetroffen. Mittlerweile finde man sie auch im Ösling, Der Fachmann hob hervor, dass die diesjährigen-Applikationen gegen die Stängelschädlinge nur einen mageren Bekämpfungserfolg von 15-20% generierten, da es nach der Spritzung zeitnah zu Regenfällen kam. 

Beim Hauptschädling leitete Eickermann-über zum Projekt Trip 2 und dem diesbezüglichen Fangpflanzen-Versuch, welcher seit 2021 in Kehmen und Lieler durchgeführt wird. Er zeigte zunächst die Ursprünge des Fangpflanzenprinzips auf, wo man sich mit einem Rübsenstreifen am Rand des Rapsschlages begnügte. Die Theorie dahinter ist folgende: Der früh blühende Rübsen lenkt die Aufmerksamkeit auf sich, so dass der Rapsglanzkäfer die Hauptkultur kaum befällt. Dieses Konzept habe funktioniert, sei jedoch mit einem erheblichen Flächenverlust verbunden. Außerdem bleiben Rübsensamen sehr lange keimfähig, so dass man es auf dem eingesäten Streifen mit einem Dauerproblem durch diese konkurrenzstarke Art zu tun hat. 

Im Versuch Trip wurde eine Alternative getestet, nämlich die Aussaat mit einer Mischung einer frühblühenden (Anteil von 7%) und einer spätblühenden Sorte (Anteil von 93%). 2021 beschränkte man sich noch auf einen Vorversuch. 2022 wurde zusätzlich ein Rübsenstreifen um den Schlag mit der Rapsmischung geschaffen. Der Lockeffekt funktionierte und in der Hauptsorte wurden noch niedrige Werte gemessen, als bei der frühblühenden Sorte und beim Rübsen schon hohe Befallswerte zu verzeichnen waren. Erst kurz vor der Blüte hatte man auch bei der Spätsorte Bender relativ hohe Befallswerte ermittelt. 

Es wurde beschlossen, im Folgejahr auf den Rübsenstreifen zu verzichten und den Anteil der frühblühenden Sorte deutlich zu erhöhen. Als spät blühende Sorte wurde Triathlon verwendet. Der List-Experte zeigte vor Ort das „Resultat": die empfindliche Sorte Alicia hatte trotz eines Anteils von 10% bzw. 20% in der Saatmischung wegen starker Auswinterung nur einen Anteil von wenigen Prozent am Gesamtbestand. Dennoch ließ sich ein Lockeffekt feststellen. 

Der Experte nannte als wichtiges Fazit, dass man durch die Fangpflanzenmethode auf eine Insektizidspritzung verzichten kann, außer in Jahren mit einer sehr langen Knospenphase, wie es 2021 der Fall war. Er riet dazu, eine Mischung mit einem Anteil von zehn Prozent der frühblühenden Sorte zu verwenden. Eine solche Mischung koste 14-16 Euro pro Hektar. Im nationalen Landhandel gebe es jedoch noch keine fertigen Mischungen. 

Schließlich kam der Agrarentomologe vom List noch auf den Faktor Klimawandel zu sprechen, der Insekten begünstigt. Letztes Jahr habe man mit dem 12. Februar den bislang frühesten Warntermin verzeichnet. Der Klimawandel schreite wesentlich schneller voran als noch vor zehn Jahren gedacht. 

Unkräuter und Krankheiten 

Eickermann beschränkte sich in seinen Ausführungen aber nicht nur auf die Rapsschädlinge. So ging er auch auf spezifische Unkraut- und Krankheitsprobleme ein. Er lenkte die Aufmerksamkeit auf zwei weniger stark vertretene Arten, die beide auf ihre Art problematisch sind. Die Ochsenzunge sei ein aus Osteuropa eingeschleppter Neophyt, der sich immer weiter ausbreite und zur selben Familie gehöre wie das Jakobskreuzkraut. Das Barbarakraut habe zwar keine bedenklichen Inhaltsstoffe, sei aber als Kreuzblütler im Raps schwer zu bekämpfen. 

Und schließlich nannte er noch die beiden im Raps relevanten Krankheiten. Phoma habe man züchterisch in den Griff bekommen. Bei der Weißstängeligkeit habe man es nach wie vor mit einer Krankheit mit wirtschaftlichem Schadpotenzial zu tun. Sie sei eine Fruchtfolgekrankheit und der Erreger bilde Dauersporen, die sieben Jahre überdauerten. Eickermann riet aktuell dazu, Weißstängeligkeit möglichst spät zu behandeln, da die Wirkung nur 14 Tage anhält. 

Helmut Lui 

 

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