Uberblick Weinjahr 2015: günstiger, jedoch sehr trockener Jahrgang

In Bezug auf die lang anhaltende Trockenperiode und ungewöhnlich warmen Temperaturen erinnert das Weinjahr 2015 stark an das Rekordjahr 2003. Das Jahr startete mit einem sehr milden Winter, in dem Schnee und Frost nahezu komplett ausblieben.

Source : Alcovit
Date de publication : 19/10/2015

 

Nach einem trockenen Monat März lieferte der April den Startschuss für einen raschen und überdurchschnittlich warmen und trockenen Frühjahrsbeginn. Der Austrieb ging zügig und regelmäßig vonstatten. Im darauffolgenden Monat Mai verschärfte sich die bereits im März einsetzende Trockenphase zunehmend. Weit weniger als die Hälfte der sonst üblichen Regenmenge wurde im Mai in der Wetterstation in Remich gemessen! In Folge der warmen Frühjahrswitterung hatten die Reben einen stabilen Vorsprung von rund 7 Tagen in der phänologischen Entwicklung aufgebaut. Trockenheit und hitzige Temperaturen sorgten im Monat Juni für einen raschen und problemlosen Blüteverlauf. Über den gesamten Sommer stellten die auf Feuchtigkeit und Nässe angewiesenen Pilzkrankheiten wie Peronospora,
Schwarzfäule, Roter Brenner keine Probleme dar. Hingegen mussten die Winzer dem Oïdiurnpilz zunehmend Aufmerksamkeit schenken, da etliche heiße Tage im Juni für sehr hohen Oïdiumdruck bei den jungen und sehr anfälligen Gescheinen sorgten.

Robert MANES - IVV

Zum Ende des Monates fingen etliche Junganlagen und Neupflanzungen an unter Trockenstress zu leiden. Vielerorts mussten die Winzer zur Bewässerung in die Weinberge ausrücken. Im Monat Juli verwandelte sich eine noch bis dato verträgliche Sommerwitterung in eine regelrechte Hitzewelle. An einigen Tagen wurde sogar die 35°C Marke überschritten! Das Defizit im Niederschlag verschärfte sich noch drastischer. Darüber hinaus machte sich eine ungleichmäßige Niederschlagsverteilung. zu Ungunsten des Kantons Grevenmacher bemerkbar. Etliche junge Ertragsartlagen reagierten auf das Wasserdefizit mit Stresssysmptomen wie z.B. Blattverfärbung und herabhängende Triebe.

Mit einer trockenen und heißen Witterung setzte der August die Kontinuität der vorherigen Monate fort. Vereinzelte Niederschlagsereignisse in diesem Monat konnten die Situation leicht, wenn auch nicht ausreichend, entspannen. Da die Beeren im Reifeprozess ausreichend Wasser zur Verfügung brauchen, wundert es niemanden, dass die Reifeentwicklung je nach Lage und Sorte ausgebremst wurde. Durch die recht  unterschiedliche Wasserversorgung einzelner Weinberge ergeben sich daher Reifeunterschiede. In solchen Fällen muss mit einer gestaffelten Lese gerechnet werden.

Der akute Befall durch die Kirschessigfliege an etlichen roten und sich färbenden Sorten kurz vor der Ernte 2014 wiederholte sich 2015 zum Glück der Winzer nicht. Die extreme Hitze übte sich negativ auf die Vermehrungsrate der Insekten aus. Das Weinbauinstitut führte darüber hinaus in Zusammenarbeit mit dem LIST (Luxemburg Institute of Science and Technologies) ein Monitoring der Fliegen bei sensiblen Sorten über die gesamte Luxemburger Mosel durch. Wöchentlich wurden Beeren zur Untersuchung der Eiablage beprobt und somit konnten die Populationsdynamik und die Gefahrenstufe sehr genau verfolgt werden.

Wühl- und Feldmäuse haben dieses Jahr zum Teil hohe Schäden angerichtet. Mittlerweile sind Weinberge über die gesamte Mosel betroffen. In manchen Weinbergen waren die Wurzeln von Stöcken reihenweise abgenagt. Die hohe Anzahl der angelegten Gänge verursachte darüber hinaus tiefe Schlaglöcher innerhalb der Fahrreihen. Besonders betroffen waren Weinberge, in denen vielfältige Begrünungsmischungen wachsen. Die damit einhergehende gute Durchlockerung des Bodens stellt eine hohe Attraktivität für die Aktivität der Mäuse dar. Technische Gegenmaßnahmen stellen unter anderem eine kurz gehaltene Begrünung sowie ein tiefes Fräsen dar.

Bis zum jetzigen Zeitpunkt kann man von einer hohen Qualität des Traubenmaterials ausgehen, da das Ausbleiben von Pilzkrankheiten einerseits für ein sehr gesundes und die vielerorts beobachteten kleinen Beeren andererseits für ein sehr extraktreiches Lesematerial sorgen werden. Darüber hinaus wurden die reifenden Trauben von etlichen Sonnenstunden im Monat August verwöhnt. Massive Niederschläge zum falschen Zeitpunkt könnten jedoch in Bezug auf die Botrytisfäule rasch zum Verhängnis werden. Alle Hoffnung beruht daher darauf, dass in den kommenden zwei Wochen Wärme und Feuchtigkeit nicht zueinander finden.

Die Ertragsaussichten für das Weinjahr 2015 sind als quantitativ durchschnittlich anzusehen. Mit einer Ertragsschätzung von rund 120.000 Hektoliter über die gesamte Luxemburger Mosel gesehen, würde dies einer normalen Ernte im 10-jährigen Mittelwert entsprechen.

 

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