Viele Kulturen trotzten der Trockenheit überraschend gut

Am Donnerstag vergangener Woche fand in Beringen, in der Festscheune "A Guddesch", die Sorten-Informationsversammlung zu den Sommerkulturen statt. Neben Getreide und Silomais standen auch die heimischen Körnerleguminosen auf dem Programm. Erstmals wurde neben den üblichen Sujets auch über die Problematik des ungewollten Eintrags von Pflanzenschutzmitteln in Gewässer referiert, und zwar von Guy Steichen, Berater bei der Landwirtschaftskammer. Eingeladen hatte die Luxemburger Saatbaugenossenschaft (LSG).

Source : De Letzeburger Bauer
Date de publication : 05/02/2016

 

Silo mais litt besonders unter der Trockenheit

Marc Weyland, bei der ASTA für den Pflanzenbau zuständig, ging auf die letztjährigen Sorten versuche beim Silomais sowie auf den Energiemais ein, und wies auf die erheblichen Unterschiede bei den Qualitätsmerkmalen hin. Die Mindererträge aufgrund der Trockenheit betrugen mehr als 10% gegenüber dem dreijährigen Durchschnitt. Am Standort Platen wurde mit minus 25% der stärkste Minderertrag gemessen.

Marc Weyland merkte an, daß in der Praxis zum Teil Mindererträge von 40-60% zu beobachten waren. Zugleich machte er deutlich, daß die frühen Sorten aufgrund ihres geringeren Wasserbedarfs im Vergleich besser abgeschnitten haben als mittel frühe und mittelspäte Sorten. Besonders hervorzuheben sind diesbezüglich die 210er Sorten Kajuns und SY Milkytop, wobei letztere von der Sortenkommission neu in die Liste der empfohlenen Sorten (Zorte-katalog) eingetragen wurde.

Bei den mittelspäten Sorten konnte u.a. Sikaldi CS (RZ 230) überzeugen, welche ebenfalls neu ins Empfehlungssortiment aufgenommen wurde. Bei den mittel späten waren es gleich zwei Sorten, die nicht nur 2015, sondern im mehrjährigen Vergleich gut abschnitten, und zwar Pentexx (RZ 240) sowie P8258 (RZ 250). Der Fachmann von der ASTA betonte abermals die großen Bewertungsunterschiede bei den für die Silierung wichtigen Qualitätskriterien. Bei den drei letztgenannten Sorten muß man beim Kolbenanteil deutliche Abstriche machen, bei den beiden mittelspäten Sorten zudem beim TS-Gehalt im Kolben sowie beim Stärkeanteil.

Besonders die mittelspäten Sorten sollten deshalb den guten Standorten vorbehalten bleiben.

Die 180er und 190er Sorten sind zwar bei den Qualitätsmerkmalen und bei der Frühzeitigkeit top, jedoch nicht beim Ertrag. Sie werden für die rauhen Öslinglagen empfohlen. Neu eingetragen wurde für diese Standorte die Sorte Exxtens (RZ 180). Marc Weyland erwähnte, daß bei den spezifischen Ösling-Versuchen nur magere 99 dt Trockenmasse geerntet wurden," woran nicht nur die Trokkenheit schuld gewesen sei.

Relativ mager fiel auch die Ernte beim Energiemais aus. Der Fachmann von der ASTA legte dar, daß der TM-Ertrag beim Methanertrag pro ha den Ausschlag gibt, sofern der TS-Gehalt wenigstens das Minimum für die Silierung erreicht.

Abschließend machte Marc Weyland darauf aufmerksam, daß demnächst die "Beschreibende Sortenliste" mit den empfohlenen Sorten erscheinen wird.

Nationale Sortenversuche

Serge Heuschling vom Lycee technique agricole trug die Resultate bei den nationalen Sortenversuchen vor. Versuchsstandorte waren diesmal Bettendorf (alle Kulturen), Huldange (Sommererbsen), Hettermillen und Huldange (Sommergerste) sowie Wilwerdange und Tarchamps (Sommerhafer).

Der Verantwortliche für die Sortenversuche kam eingangs auf die Körnerleguminosen zu sprechen. Bei den Sommer-Ackerbohnen ergab sich ein geringer Durchschnittsertrag von 31,6 dt/ha. Neu auf der Sortenliste ist Fanfare, während Melodie und Lady gestrichen wurden.

Sommererbsen droschen erstaunlich gut, besonders in Huldange, wo sich 60,9 dt/ha ergaben. Über alle Versuchsstandorte waren es 56,2 dt/ha. Die 3jährig hervorstechende Sorte Astronaute wurde neu in die Sortenliste aufgenommen, Santana wurde gestrichen.

Bei der Sommertriticale, die nur in Bettendorf geprüft wurde, ergab sich ein Durchschnittsertrag von 51,9 dr/ha. Beim Empfehlungssortiment gibt es keine Änderung.

Sommerweizen wurde ebenfalls nur in Bettendorf geprüft mit einem Durchschnittsertrag von 70,3 dt/ha und einem Proteingehalt von 14,5%. Beim Sommerweizen wurde die E-Sorte Altare neu in die Sortenliste eingetragen, die nicht nur ertraglieh. sondern auch mit einem Proteingehalt von 15,7% überzeugte.

Sommerhafer wurde auf drei Standorten geprüft, wobei in Bettendorf mit 81,3 dt/ha ein Rekord-Durchschnittswert an diesem Standort erreicht wurde. Insgesamt ergab sich ein ertraglicher Durchschnitt von 70,9 dt/ha. Es gibt zahlreiche Änderungen bei der Sortenliste. Dominik, Ivory, Pergamon und Flämingsgold wurden gestrichen, weil sie von den Züchtern aufgegeben werden. Neu eingetragen wurden die beiden Weißhafersorten Symphony und Albatros sowie die Gelbhafersorte Poseiden.

Bei der Sommergerste wurde ebenfalls auf drei Standorten geprüft. Der Standort Hettermillen fiel der Trokkenheit zum Opfer und es ergab sich dort ein Durchschnittsertrag von 34,4 dt/ha bei den Vergleichssorten. Deshalb wurde er bei der Versuchsauswertung ausgeschlossen. Mittlere 64,6 dt/ha ergaben sich auf den übrigen bei den Standorten. Mit Overture und Salome wurden zwei neue Braugerstesorten in den Sortenkatalog aufgenommen. Gestrichen wurden Grace, Simba, Shandy und Espinosa.

Leguminosenversuche in Bettendorf

Serge Heuschling trug ebenfalls die Resultate zu den Bettendorfer Leguminosenversuchen vor, die von Delpa-Mitarbeiter Joé Vrehen betreut werden, welcher nicht an der Versammlung teilnehmen konnte. Am 8. März wurden Ackerbohnen und Erbsen gesät, am 29. April Soja. Der Auflauf vollzog sich zügig und gleichmäßig. Trotz der Trockenheit zeigte die Herbizidgabe eine gute Wirkung. Die TS-Erträge waren allgemein nicht sonderlich hoch, bei Soja mit 12 dt/ha aber besonders niedrig. Soja litt sehr unter der Trockenheit. Beim Proteinertrag pro ha schnitten die Ackerbohnen am besten ab, dies obwohl der Standort Bettendorf für den Anbau dieser Kultur alles andere als optimal ist.

Bettendorfer Anbauversuche

Bei den Bettendorfer Sommergetreide-Versuchen gab es diesmal eine Variante mit Gülle-AHL-Depotdüngung. Guy Mirgain kam eingangs auf die Trockenheit zu sprechen, zeigte anhand der Agrimeteo-Daten von Fouhren und Bettendorf auf, daß schon im Frühjahr eine ausgesprochene Trockenheit vorherrschte, die sich im Sommer weiter verschärfte.

Verglichen wurden bei der Stickstoffdüngung die Varianten Cultandüngung mit angereicherter Rindergülle (Gülle-AHL-Depot) und AHL-Depotdüngung sowie eine konventionelle Variante. Erstere bestand aus 25 cbm Rindergülle pro ha mit 61,5 N (50% Verwertbarkeit angerechnet); angereichert mit mineralischer AHL/ALS auf 90 N (= kg N/ha). Rund ein Drittel des verwertbaren N stammte also aus der Gülle. Diese angereicherte Gülle wurde am 24. April, gut einen Monat nach der Saat, mit einem Veenhuis-Einschlitzgerät mit 20 cm Reihenabstand unter dem Saathorizont abgelegt. Die AHL-Depotdüngung mit 90 N wurde am 7. April ausgebracht.

Guy Mirgain merkte an, daß Sommerweizen und -triticale im Sommer gelitten haben, nicht nur unter Trokkenheit, sondern auch unter dem Wühlmausbefall (15% Ausfall wurden geschätzt). So waren es bei diesen beiden Kulturen magere 45,1 resp. 42,5 dt/ha Durchschnittsertrag. Hafer (63,2 dt/ha) und Sommergerste (61 dt/ha) droschen wesentlich besser.

Bei der Sommergerste hatte die Brausorte RGT Planet ertraglich mit Abstand die Nase vorn und wies auch mit 10,5% den günstigsten Proteingehalt für Brauzwecke auf. Durch einen einmaligen Fungizid eihsatz konnte der Ertrag bei der Sommergerste um 15% gesteigert werden. Die N-Düngungsform hatte hingegen keinen Einfluß auf den Ertrag.

Beim Sommerweizen ergab sich ein Proteingehalt von 14,6%. Die A-Sorte Collada lag diesbezüglich mit 15,1% deutlich vor der E-Sorte Kadrilj mit nur 14%, wobei Collada auch ertraglich mehr zu bieten hatte (plus 6,4 dt/ha). Beim Weizen brachte die einmalige Fungizidgabe einen Mehrertrag von 10%. Die Gülle-Depot-Variante drosch um 5 dt/ha mehr, allerdings auf Kosten des Proteingehalts (minus 0,5%).

Bei der Sommertriticale lag der Ertragsvorteil der Gülle-Depot-Variante bei nur noch 1,5 dt/ha, während beim Sommerhafer das Gegenteil eintrat, nämlich eine Ertragsminderung um 2,2 dt/ha.

Guy Mirgain kündigte an, daß man 2016 die Gülle-Depot-Düngung fortführen und zusätzlich eine CultanVariante mit Gülle plus Schwefel ohne mineralische N-Anreicherung testen wird. Als allgemeines Fazit sagte er, daß die Gülle-Depotdüngung mindestens so gut abschneidet wie die AHL-Variante.

Sortenversuche im biologischen Anbau

Im nachfolgenden Vortrag von Evelyne Stoll (IBLA) wurden die Ergebnisse des 2. Versuchsjahres zu den Sortenversuchen Sommergetreide im biologischen Anbau präsentiert. Gegenstartd der Untersuchungen waren hierbei nicht nur die Menge und Qualität des Körnerguts, sondern auch der Strohertrag sowie die Halmresistenz.

Die Referentin sprach von 2014 und 2015 als von zwei schweren Jahren. Gelbrost und Trockenheit setzten 2015 dem Bio-Sommergetreide sehr zu. Beim Sommerweizen ergaben sich im Durchschnitt nur 25,9 dt/ha; der Proteingehalt lag bei 12,6%. Die Sorten Lennox und SW Kadrilj sind nun neu auf der Bio-Sortenliste, wobei Lennox ausschließlich für den Bio-Anbau empfohlen wird.

Hafer drosch immerhin mit 35,1 dt/ha. Die für den konventionellen Anbau neu eintragenen Sorten Poseidon und Symphony werden auch für den Bio-Anbau empfohlen.

Sommergerste schnitt mit 34,7 dt/ha quasi identisch ab. Bei dieser Kultur ist mit Eunova eine Futtersorte im Sortenkatalog. die nur für den Bio-Anbau empfohlen wird.

"Schreckgespenst" Kohlhernie im Raps

Über "Kohlhernie - eine neue Erkrankung im Luxemburger Raps", referierte Dr. Michael Eickermann vom Luxembourg Institute of Science and technology - LIST. Der Entomologe machte eingangs deutlich, daß es sich bei der Kohlhernie eigentlich eher um einen "alten Bekannten" handelt, wurde sie doch schon 1908 in einer luxemburgischen Fachpublikation behandelt. 2009 wurde das Auftreten der Kohlhernie erstmals vom damaligen CRP G. Lippmann (heute LIST) beschrieben.

Verursacht wird die Kohlhernie von einem bodenbürtigen pilzliehen Erreger, der für seine Entwicklung auf Bodenwasser angewiesen ist und ausschließlich Kreuzblütler befällt, darunter auch Unkräuter wie Hirtentäschel und Hederich. Eine chemische Bekämpfung ist nicht möglich, wohl aber präventive Maßnahmen zur Vermeidung von Infektionen. Es gibt verschiedene Rassen bei diesem Schadpilz.

Dr. Eickermann sprach im Anschluß vom Auftreten in Luxemburg. Es gibt drei bestätigte Funde (Minette, südliche Moselregion, knapp nördlich von Ettelbrück) sowie zwei vermutete Fälle jeweils im Westen des Echternacher und des Merscher Kantons. Erste gut sichtbare Symptome sind große Lücken mitten im Bestand. An den Wurzeln zeigen sich Verknotungen und Verdickungen (Hernien), verursacht durch Gewebewucherung. Wurzelhaare stellen die Eintrittspforten dar. Befallene Pflanzen sterben mehr oder minder schnell ab. Die zum Abschluß gebildeten Dauersporen sind sehr persistent.

Als Vorbeugung empfahl der Redner Feldhygiene, weite Fruchtfolgen, pH-Werte über 6,5 und gut durchlüftete Böden und späte Saaten. Es wird jedoch davon abgeraten, vorbeugend resistente Sorten zu wählen, welche allenfalls bei festgestelltem Befall eingesetzt werden sollten.

Sollte ein Befall oder ein konkreter Verdacht festgestellt werden, sind weitaus drastischere Maßnahmen unumgänglich:

Mindestens sieben Jahre kein Anbau von Raps oder anderen anfälligen Kreuzblütlern (wie Senf, Ölrettich, Leindotter), konsequente Unkrautbekämpfung, Kalkung bzw. Ausbringung von Kalkstickstoff kurz vor der Rapssaat, Verschleppung von infiziertem Boden vermeiden (Maschinen, Traktor- und PKW-Reifen, Schuhwerk).

Schließlich ist es auch wichtig, Berater und Kontrolleure zu informieren, bevor sie das Feld betreten. Alternativ kann man auch aus der betreffenden Ackerfläche Grünland machen. Sollte man etwas Verdächtiges beobachten, so kann man sich an das LIST oder an die Landwirtschaftskammer wenden.

Dr. Eickermann riet bezüglich der Rapsschädlinge für die neue Saison, Gelbschalen aufzustellen, regelmäßig in die Sentinelle-Berichte zu schauen und den Bienenschutz zu beachten.

Einträge von PSM in Gewässer minimieren

Den Schluß machte diesmal Guy Steichen von der Landwirtschaftskammer, der über konkrete Ansätze zur nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln referierte. Es ging bei diesem Fachvortrag um Maßnahmen zur Vermeidung von punktuellen und diffusen Einträgen von Pflanzenschutzmitteln in Gewässer bzw. ins Grundwasser. Das Referat war zu großen Teilen identisch mit den Ausführungen bei der Laku-Tagung in Esch/Sauer. Ergänzend seien noch zwei Punkte aufgeführt, zum einen das System easyFlow für ein besseres Handling beim, Befüllen der Spritze, sowie Phytobac, ein modulares System für den biologischen Abbau von PSM-Resten, die beim Reinigen anfallen.

Bei easyFlow handelt es sich um ein geschlossenes Einfüllsystem. Es besteht eine direkte Verbindung vom Pflanzenschutzmittelkanister zum Tank der Feldspritze. Das System paßt auf alle gängigen Tanks unterschiedlichster Hersteller. Der Anwender kann exakt regulieren, wie weit die Öffnung ist; ein präzises Dosieren ist möglich. Mit easyFlow lassen sich allgemein PSM berührungslos mischen und umfüllen.

Phytobac ist ein System für den biologischen Abbau von PSM-haltigen Restflüssigkeiten, das als Ergänzung zur Feldreinigung gedacht ist. Hierbei ist das Vorgehen wie folgt: Die Spritze wird nach Gebrauch auf der Waschplatte befüllt und gereinigt. Kontaminiertes Wasser wird aufgefangen und in einem Puffertank gesammelt. Von dort aus wird es gezielt über einen Substratbehälter verrieselt. Die natürlich vorhandenen Mikroorganismen bauen die PSM biologisch ab, die Restflüssigkeit verdunstet. Es handelt sich um ein modulares System, das mit 5.000 bis 10.000 Euro Anschaffungskosten nicht ganz billig ist. Laut dem Redner sind bereits 2.500 Phytobac-Einrichtungen in ganz Europa im Einsatz.

(hl)

 

Partager cette page :