Erstzuflug und massiver Befall so früh wie noch nie

Am vorgestrigen Mittwoch wurde an der Wetterstation Findel mit 19,8°C die höchste Februartemperatur seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1947 registriert. 

Source : De Letzeburger Bauer
Publication date : 03/01/2019

 

Der bisherige Rekord aus dem Jahr 1960 wurde damit um 1,6°C überboten. Noch weitaus wärmer war es an der Agrimeteo-Station in Remich, wo 23,9°C gemessen wurden. Auch an weiteren Agrimeteo-Stationen wurden diese Woche nachmittags Werte über 20°C gemessen. Besonders krass fällt der Vergleich aus, wenn man sich die Werte des vergangenen Jahres vor Augen führt. Der Februar-Höchstwert betrug damals nur 8,5°C. Am 28.2.18 wurden in Remich minus 11,7°C als Tiefstwert gemessen. Gestern lag der entsprechende Wert um 11,0 Grad darüber. 

Erstzuflug gut vier Wochen früher als üblich 

Die ungewöhnlich milde Witterung der letzten Tage hat dazu geführt, dass auch viele Insektenarten deutlich früher aktiv wurden als üblich. Dazu zählen leider auch die Rapsschädlinge Gefleckter Kohltriebrüssler und Großer Rapsstängelrüssler. Der Agrarentomologe Dr. Michael Eickermann vom Luxembourg Institute of Science and Technology (LlST) betont, dass es seit dem Start des Sentinelle-Warndienstes noch nie einen so frühen Erstzuflug von Rapsschädlingen gab. Um einen exakten Vergleich tätigen zu können, wird jeweils der Tag des Jahres angegeben, an dem der Erstzuflug zu beobachten ist. Im elfjährigen Mittel (2008-18) ist das entsprechende Datum der 73. Tag des Jahres (normalerweise 14. März, in Schaltjahren 13. März) gewesen. Diesmal erfolgte der Erstzuflug an sämtlichen Gutland-Stationen am Tag 47 (16. Februar), im Ösling am Tag 50 (19. Februar). Bezogen auf das Gutland betrug die Verfrühung demnach 26 Tage (im Ösling 23 Tage). 

In den Jahren 2011, 2012 und 2015 erfolgte der Erstzuflug der Stängelschädlinge ebenfalls sehr früh. Doch der bisherige Rekord - Tag 56 (= 25. Februar) an der Mosel in den Jahren 2008 und 2015 - wurde um neun Tage unterboten, 2012 war in Punkto Erstzuflug von Rapsschädlingen landesweit ein frühes Jahr. Damals wurde der Erstzuflug am 1. März (60. Tag des Jahres) registriert. Der bisherige Ösling-Rekord wurde letzte Woche demnach um zehn Tage des Jahres unterboten. 

2019 wird ein Starkbefallsjahr 

Was für den Erstzuflug gilt, gilt ebenso für den massiven Befall jenseits der Warnschwellen. Die beiden potenziell wirtschaftlich relevanten Arten traten bereits am 25. Februar, also vergangenen Montag, an vier Standorten (Bettendorf, Burmerange, Hobscheid und Simmern) in hoher Zahl auf, jeweils jenseits der wirtschaftlichen Schadensschwelle (siehe Tabelle im nebenstehenden Sentinelle-Bericht). In Burmerange, Simmern und Hobscheid wurde am Dienstag und Mittwoch gegen die Rapsschädlinge behandelt. An drei weiteren Standorten wurde jeweils für einen der beiden Stängelschädlinge eine mittlere Zahl gefunden, die im Warndienst Sentinelle so eingestuft wird, dass der Bestand kontrolliert werden sollte. Dr. Eickermann spricht bereits jetzt von einem Starkbefallsjahr bei den Rapsschädlingen. 

Besonders stark ist der Kontrast im Vergleich zu 2018, als es erst in der 13. Kalenderwoche, also vier Wochen später, erstmals ein massives Auftreten von Stängelschädlingen gab, dies auch nur beim Großen Rapsstängelrüssler an einem einzigen Standort. 

Bienen ebenfalls sehr früh aktiv 

Die Honigbiene, die erst jenseits von 10-12°C den Stock verlässt, ist dieses Jahr ebenfalls wesentlich früher aktiv. Dr. Eickermann, der.ebenfalls bei der nationalen Imkervereinigung FUAL aktiv und selber Imker ist, betont, dass die Bienen bereits vor zwei Wochen mit der Brut begonnen haben und die warmen Tage massiv dazu genutzt haben, um Pollen in die Stöcke einzubringen. Er sieht dabei zweierlei Risiken für den Fall, dass es noch zu einem längeren Kälterückfall kommt: zum einen werden die Winterreserven derzeit beschleunigt aufgebraucht, zum anderen droht nun ein sehr frühzeitiger Varroabefall der Brut, so dass es schwierig wird, die Varroa-Bekämpfung zu managen. 2019, das ist für ihn sicher, wird ein Varroajahr. Als erfreulich ist zu bewerten, dass trotz der Probleme, die Varroa alljährlich den Imkern bereiten, genügend Nachwuchs vorhanden ist. Derzeit gibt es hierzulande 80 Neuimker. 

Der Entomologe und Bienenfachmann macht des Weiteren darauf aufmerksam, dass das Bienenmonitoring in Sachen Pflanzenschutz (in Zusammenarbeit mit der FUAL) derzeit wiederholt wird, Bis 2020 werden Pollenproben am LIST diesbezüglich untersucht. 

(hl).

 

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