Forschung zur Rettung des Klimas

Der Klimawandel ist derzeit in aller Munde – und Energiesparen ist eine der Prioritäten unserer Zeit. Am Dienstag haben die Fondation Enovos und die Fondation de Luxemburg die Resultate des Forschungsprojekts Secure („Smart Energy Cities and Regions“) vorgestellt. Secure soll das energetische Sparpotenzial von Städten visualisieren – und den Städten somit bei der Ausarbeitung neuer Strategien für die nachhaltige Energienutzung helfen.

Source : Tageblatt
Publication date : 09/24/2020

 

Rund 75 Prozent der Bevölkerung in den Industrienationen leben in Städten, weshalb dort auch wesentlich mehr Energie verbraucht wird als in ländlichen Gegenden. Beim Übergang zu einer nachhaltigeren Energienutzung kommt den Städten dementsprechend eine besondere Rolle zu. Um Städte und Regionen klimaneutral zu gestalten, fehlt es den Regierenden allerdings oft nicht nur an notwendigen Informationen, sondern auch an Instrumenten, mit denen sie die verfügbaren Daten
auswerten können.

Ein solches Instrument wurde vom LIST („Luxembourg Institute of Science and Technology“) entwickelt: die „Smart City and Region“-Plattform. Auf dieser werden der Energieverbrauch und das Einsparpotenzial einer Stadt angezeigt. Der Nutzer kann auf einer 3D-Karte sehen, welche Gebäude in der Stadt zu viel Energie verbrauchen und welche diesbezüglich im grünen Bereich liegen. Die Plattform ermöglicht Entscheidungsträgern aber auch, künftige Projekte wie etwa den Bau einer
Industrieanlage zu simulieren.

Technisch gesehen baut die Plattform auf dem früheren Projekt Music auf, das einen 2D-Algorithmus zur Darstellung der für die fotovoltaische Energieerzeugung verfügbaren Flächen nutzte. Beim Secure-Projekt wurden diese Algorithmen in Richtung 3D weiterentwickelt – Testmodell hierfür war die Stadt Esch/Alzette. So können auch die Fassaden der Gebäude in die Berechnungen einbezogen werden.

Auf die Frage hin, wer Secure denn nun nutzen werde, meinte LIST-Projektleiter Ulrich Leopold, dass in einer nächsten Phase nun erst Kunden für das Produkt gesucht werden müssen. Laut Pressemeldung soll die Stadt Zürich bereits am Projekt interessiert sein. LIST-CEO Thomas Kallstenius erinnerte am Dienstag in seiner Rede an das Pariser Klimaabkommen: So haben rund 200 Länder im Jahr 2015 beschlossen, die Erderwärmung auf unter zwei Grad gegenüber den vorindustriellen Werten zu begrenzen. Gleichzeitig aber, sagte Kallstenius, sei der Ausstoß von Klimagasen in den letzten 30 Jahren um 40 Prozent gestiegen. Um effektiv gegen den Klimawandel vorzugehen, brauche man die Forschung. Die Suche nach nachhaltigen Lösungen würde die Forscher beim LIST motivieren.

Der „kontrollierte“ Klimawandel

Zwei große Probleme gebe es augenblicklich, meinte Energieminister Claude Turmes indes bei der Vorstellung des Projekts: ein möglicherweise drohender zweiter Lockdown sowie ein „unkontrollierter Klimawandel“. Beides könne man mit einer Metapher umschreiben: „Wir werden von einer sehr lästigen Fliege genervt (Covid-19), die wir versuchen loszuwerden, übersehen dabei aber einen Elefanten (das Klima), der uns bedroht, weil wir ihn schon zu lange gereizt haben.“ Was er mit „unkontrolliertem Klimawandel“ meine, wurde der Minister gefragt. Wolle er also einen „kontrollierten“? Der Klimawandel sei laut ihm nicht mehr zu stoppen, es gehe nur noch darum, ihn zu begrenzen, also zu kontrollieren, so dessen Antwort.

Angesichts der Prognosen einer Verdoppelung des Energieverbrauchs bis 2050 dürfte allerdings auch jede Begrenzung eine große Herausforderung sein. Und längst nicht alle alternativen Energiequellen seien sinnvoll. So werde derzeit viel von Wasserstoff gesprochen, und auch das LIST hat im Juli eine Kooperation in diesem Bereich mit der französischen Firma 3D-Oxides bekannt gegeben. Doch Wasserstoff sei momentan noch keine Lösung, sagte Turmes. Die Umwandlung von Solarenergie in Wasserstoff sei noch zu energieaufwendig. Erst wenn man die Sonnenenergie direkt in Wasserstoff umwandeln könne, sei es sinnvoll, ihn als Energiequelle zu nutzen.

Was den nationalen Kontext angeht, meinte Turmes, seien nicht etwa Industriebetriebe wie Arcelor der größte Klimakiller, sondern die Finanzindustrie, die weltweit Milliarden Euro in die Nutzung von fossilen Energien investiere.

 

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