In Erwartung der Fusion

Trotz wirtschaftlich schwierigen Zeiten sowie der anstehenden, arbeitsintensiven Fusion mit dem CRP Henri Tudor blickte die Führung des Centre de recherche public Gabriel Lippmann (CRPGL) zufrieden auf das Jahr 2012 zurück. Die Zahlen seien mit denen vom Vorjahr zu vergleichen, hieß es bei der Vorstellung der Bilanz.

Source : Luxemburger Wort
Publication date : 07/16/2013

 

Dies sei umso erfreulicher, da ein nicht unwesentlicher Teil der Belegschaft intensiv an der bevorstehenden Fusion arbeite, sagte Georges Bourscheid, Vizepräsident des Verwaltungsrats. Die „Verschmelzung“ der beiden Forschungseinrichtungen ist bekanntlich für Januar 2015 geplant.

Angesichts der großen internationalen Konkurrenz in der kompetitiven Forschung werde sich auch das CRP Gabriel Lippmann dem Trend anschließen und seine Forschungsarbeit auf einige spezifische Bereiche konzentrieren. Diese Fokussierung auf sogenannte „Backbone“-Projekte erlaube es dem Zentrum, mittelfristig ein international anerkanntes Exzellenz-Niveau in den ausgewählten Gebieten zu erreichen. Die 250 Beschäftigten des CRPGL sind auf drei verschiedene Domäne aufgeteilt: Eva (Environnement et agro-biotechnoligies), ISC (Informatique, systèmes et collaboration) und Sam (Science et analyse des matériaux). 



0,98 Publikation pro Forscher


Im 25. Jahr des Bestehens des Forschungsinstituts wurden nicht weniger als 143 Projekte betreut, wovon 43 durch den Fonds national de la recherche (FNR) finanziert und 21 durch die Europäische Kommission finanziell unterstützt wurden. Die über 200 Forscher veröffentlichten 339 Publikationen, davon 141 referenzierte. Besonders die referenzierten Publikationen werden in der Wissenschaft als Gradmesser angesehen. „0,98 referenzierte Publikation pro Forscher ist ein sehr guter Durchschnitt“, unterstrich CRPGL-Direktor Fernand Reinig.



Mit Jens Kreisel konnte die Einrichtung einen international anerkannten Forscher für die Leitung der Sam-Abteilung gewinnen. Dem Materialforscher gelang es auf Anhieb, das begehrte Pearl-Förderprogramm für sein Projekt zu gewinnen. Pearl („Programme Excellence Award for Research in Luxembourg“) ist eine wettbewerbsorientierte Förderung des FNR, die mit fünf Millionen Euro dotiert ist und als Ziel hat, ausländische Forscher für bedeutende Projekte nach Luxemburg zu lotsen. 



In absehbarer Zeit soll ein Team von 15 Forschern die Arbeit von Kreisel unterstützen. Der gebürtige Deutsche forscht an multifunktionalen Materialien, die derzeit in vielen verschiedenen Bereichen des täglichen Lebens Verwendung finden, so zum Beispiel bei der Verkehrssicherheit (Airbag) oder in der Medizin (Bildgebungsverfahren). Ziel seiner Forschungen ist es, Energie zu sparen und neue Wege zur ressourcenschonenden Nutzung von Energie zu finden. 



Erste Spin-off-Gesellschaft


Nicht ohne Stolz blickte man beim CRPGL auch auf die Gründung einer ersten Spin-off-Gesellschaft zurück. Abacus ist ein IT-Unternehmen, das direkt aus dem CRPGL heraus gegründet wurde. Die fünf Mitarbeiter des neuen Unternehmens stammen alle aus dem Forschungszentrum. „Abacus wird geführt wie ein kommerzieller Betrieb, ohne allerdings seine wissenschaftlichen Wurzeln zu vergessen“, betont Geschäftsführer Guy Simon. 



Viel Öffentlichkeitsarbeit


Abacus richtet sich in erster Linie an Unternehmen und bietet sowohl Beratung als auch Lösungen im Bereich der Optimierung von Unternehmensprozessen an. In Zusammenarbeit mit dem CRPGL arbeite man beispielsweise momentan an einem Projekt namens „LuxDrops“. Dabei handele es sich um ein Angebot zum Speichern und Teilen von Inhalten via „Cloud“, ähnlich der populären Applikation „Dropbox“. Der Unterschied zu bisherigen Angeboten bestehe bei „LuxDrops“ allerdings in der Sicherheit, denn sämtliche Daten würden verschlüsselt und so vor Missbrauch geschützt, so Simon. 



Im vergangenen Jahr verfügte das Forschungszentrum über ein Budget von 27,9 Millionen Euro. Mit 15,6 Millionen Euro steuerte das Forschungsministerium den größten Teil bei (63 Prozent). Auf der Ausgabenseite verbuchte man 25,3 Millionen Euro. Doch auch die Öffentlichkeitsarbeit spielt beim CRPGL eine bedeutende Rolle. Bei allen großen Messen und Veranstaltungen in Luxemburg war man 2012 vertreten, um den Leuten die nicht immer leicht verständliche Arbeit der Forschung näherzubringen. 



Zudem gebe es ein Nachwuchsproblem. Dies sei allerdings kein nationales, sondern ein europäisches Problem, wie Reinig betonte. In diesem Zusammenhang seien auch die Schulen gefordert, die Jugendlichen für Forscher-Berufe zu sensibilisieren.

Gemeinsame Strategie: New CRP wird konkreter


Die Fusion zwischen den CRPs Henri  Tudor und Gabriel Lippmann schreitet mit großen Schritten voran. Wie es in einer gemeinsamen Pressemitteilung heißt, haben das „Luxembourg Institute for Science and Technology“ und die Verwaltungsräte der beiden Forschungseinrichtungen eine gemeinsame Strategie definiert. Die rund 700 Mitarbeiter des künftigen, sogenannten New CRP wurden kürzlich bei einem gemeinsamen Treffen über den aktuellen Stand der Fusionsvorbereitungen informiert. Die wissenschaftliche Forschung der neuen Einrichtung soll demnach einen direkten sozio-ökonomischen Impakt haben und komplementär zu den akademischen Institutionen funktionieren. Angestrebt werden soll eine wissenschaftliche Exzellenz, dies durch die Fokussierung auf eine begrenzte Anzahl von Domänen. Somit könne man die vorhandenen Gelder bestmöglich einsetzen und auch eine größere internationale Visibilität erreichen. Die vier wissenschaftlichen Schwerpunkte sind die Materialforschung, Umwelt- und Agrar-Biotechnologie, Informationstechnologie und Innovation sowie Gesundheit.

YVES BODRY

 

 

 

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